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Gerade sitze ich im Flieger zurück von unserer „Island im Winter“-Fotoreise. Gemeinsam mit Alexander Müller habe ich diese Reise durchgeführt und wir konnten tolle Bilder aufnehmen. Es herrschten sehr lohnende Bedingungen und gleichzeitig fordernde Wettersituationen. Gut ausgestattet trotzte die gesamte Gruppe dem rauen Wetter und erzielte hervorragende Bilder. Bereits jetzt freuen wir uns auf die nächste Auflage dieser besonderen Reise.

Vergängliche Schönheit

Der Schnee fällt auf über 2000 Metern Seehöhe auf dem Vatnajökull Nationalpark, der zu den größten Gletschersystemen der Erde gehört. Es bildet sich eine große Eiskappe und darunter liegen einige aktive Vulkane. Diese ruhen, jedoch weiß niemand, wie lange. Sie werden Winter wie Sommer von Schnee bedeckt. Auch zur warmen Jahreszeit kann es auf Island nicht selten zu Schneefall kommen und trotzdem verliert die Eiskappe langsam an Masse. Die unzähligen Gletscherzungen des mächtigen Bergmassivs ragen hinunter bis auf Meeresniveau. Ja, genau richtig gelesen: Manche isländische Gletscher reichen bis auf 0 Meter Seehöhe. Die niedrige durchschnittliche Jahrestemperatur führt dazu, dass sich die Gletscherzungen bis ganz nach unten halten.

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Was braucht man für die Eishöhlen?

Um Eishöhlen besuchen zu können, braucht man zu allererst eine geführte Tour. Ohne Guide wäre es einerseits nahezu unmöglich eine Höhle zu finden und andererseits viel zu gefährlich, diese zu betreten. Wird das Eis dünner, so kann es vorkommen, dass die Decke dieser Höhlen einstürzt. Bei einer geführten Tour wird man je nach Anbieter mit fundierten Infos versorgt und kann teilweise auch fehlende Ausrüstung mieten bzw. kaufen. Bereitet man sich ausreichend für die Islandreise vor und macht sich bewusst, dass es zu jeder Jahreszeit zu tiefen Temperaturen und rauen Bedingungen kommen kann, dann wird man die Schönheit des Landes in vollen Zügen genießen können. Gute Outdoor-Kleidung ist unumgänglich, um sich in den Höhlen wohl zu fühlen.

Festes Schuhwerk ist sehr wichtig und ich empfehle Bergschuhe mit einer guten Sohle. Auf dem Weg zur Höhle befindet man sich auf einem Wanderweg und vor dem Eintritt in die Höhle legt man Steighilfen an, um auf dem Eis nicht auszurutschen. Wer die großen Schuhe auf dem Flug nicht mitnehmen möchte, kann Bergschuhe preiswert mieten.

Eine wasserabweisende Hose und wasserfeste Jacke sind sehr sinnvoll als oberste Schicht. Darunter kommen noch ein bis zwei warme Schichten zum Einsatz, die bei Bedarf auch gewechselt werden können. Handschuhe dürfen nicht fehlen und es macht durchaus Sinn, ein zweites Paar mitzubringen, falls das Erste beim Aufenthalt in der Höhle nass wird.

Die richtige Kameraausrüstung

Um die richtige Auswahl des Equipments treffen zu können, müssen wir vorab die Fotografie-relevanten Rahmenbedingungen erläutern. Die Höhle befindet sich vollständig aus Eis. Teilweise ist auch der Boden aus Eis und an anderen Stellen, liegen Sedimente und Steine, die vom Gletscher transportiert wurden. Die Farben der Eishöhlen sind je nach Dicke der Schichten und Menge an Einschlüssen hellblau bis Schwarz. Die Lichtsituation hängt sehr stark von den Öffnungen im Eis und der Sonneneinstrahlung ab. Grundsätzlich kann man sagen, dass man für wirklich brauchbare Bilder zumeist ein Stativ benötigt.

Das Stativ kommt aus unterschiedlichen Gründen zum Einsatz. Zum ersten ist mit Belichtungszeiten von ca. 1-4 Sekunden bei einer Blende von beispielsweise f/11 zu rechnen. Diese Bilder kann man trotz den guten Stabilisatoren kaum aus der Hand aufnehmen. Alternativ könnte man die Kamera ablegen bzw. anlehnen, wobei ich diese Technik nur im Notfall empfehlen würde. Auch die Erhöhung der ISO wäre nur in seltensten Fällen eine Empfehlung wert.

Zwei weitere Gründe für das Stativ sind Focus-Stacking und Exposure-Bracketing: Beim Focus-Stacking (Aufnahme mit Fokusverlagerung) sowie bei den Belichtungsreihen ist es sehr wichtig, dass die Brennweite und der exakte Bildausschnitt identisch bleiben. Beim Focus-Stacking wird lediglich der Fokuspunkt variiert und bei den Belichtungsreihen wird die Belichtungszeit angepasst.

Das Weitwinkelobjektiv ist natürlich der Klassiker für Bilder der Eishöhlen, jedoch finde ich die Aufnahmen von Details auch unglaublich reizvoll. Die geschwungenen Formen und erstaunlichen Farben sind wunderschön und bieten viel Platz für die fotografische Inszenierung. Fließendes Wasser des sedimentreichen Gletscherflusses sowie elegante Strukturen, lassen sich hervorragend als bereichernde Bildelemente einsetzen.

Meine Objektivwahl für die Höhle waren somit ein Ultraweitwinkel 14-30mm auf meiner Nikon Z7II und zwei Objektive auf der Fuji GFX100s Mittelformat. Das Normalobjektiv 32-64 mm und das 100-200 mm Tele, welche einer äquivalenten Brennweite von 25-50 mm sowie 79-158 mm entsprechen. Mit dieser Objektivauswahl konnte ich viele unterschiedliche Motive abdecken und durch den Einsatz von zwei Gehäusen konnte ich das Wechseln von Objektiven auf ein Minimum reduzieren.

Wichtige Gegenstände wie Reinigungstücher und bei Bedarf Polfilter dürfen natürlich auch nicht fehlen. Je nach Kameramodell macht außerdem ein Fernauslöser Sinn. Eine Stirnlampe ist bei uns nicht zum Einsatz gekommen, könnte bei schlechteren Wetterbedingungen jedoch durchaus  Verwendung finden.

Ist der Kamerarucksack außen aus einem Stoffmaterial, würde ich zu einer Regenhülle greifen, um eine zu starke Verschmutzung bzw. Durchnässung zu vermeiden.

Die besten Einstellungen für die Kamera

Die klassische Aussage in der Fotografie ist: „It depends.“, also: „Es kommt darauf an.“, und genauso verhält es sich auch hier. Vor allem kommt es darauf an, welches Ergebnis man erzielen möchte und was man als Hauptmotiv auswählt. Dazu können wir mehrere mögliche Motive beleuchten.

Selbstportraits in der Höhle

„Sölfies“ finden sich kaum in meinem Portfolio, doch in dieser wunderbaren Umgebung ein hochwertiges Bild von sich selbst zu haben, ist eine tolle Sache. Damit dies auch gelingt, ist ein Stativ und die Kamera mit Selbstauslöser nötig. Um zu vermeiden, dass die Kamera immer wieder versucht zu fokussieren, stellt man den Fokus am besten auf manuell. Vorher sucht man sich einen geeigneten Ort, an dem man sich später selbst befinden möchte. Es ist empfehlenswert, gleich mehrere Aufnahmen zu machen um sicherzustellen, dass man auch scharf im Bild ist.

Landschaftsbilder mit dem Weitwinkel

Der beste Freund von tollen Bildern ist das Histogramm. Damit können wir die Helligkeit der Bilder auch bei unterschiedlichsten Umgebungsbedingungen gut abschätzen. Entscheidend für gelungene Bilder ist die Aufnahme aller Informationen im jeweiligen Bildausschnitt. Hier müssen wir besonders darauf achten, weder bei den dunklen noch bei den hellen Bildbereichen das Histogramm zu beschneiden. Wenn wir also den Ausgang der Höhle bzw. einen Sonnenstern mit auf dem Bild haben möchten, kommen wir nicht umhin eine Belichtungsreihe zu machen.

Da der Dynamikumfang dieser Szenen teilweise 20 bis 25 Blendenstufen umfasst, ist es für die Aufnahme in bester Qualität nötig, mehrere Bilder mit verschiedenen Belichtungszeiten zu machen. Bei Nikon als auch bei Fuji gibt es die Möglichkeit eine Reihe von 5 Bildern mit jeweils einem Unterschied von zwei Blendenstufen zu machen.

Ein Beispiel: Gehen wir von einem Dynamikumfang der Kamera von 13 Blendenstufen aus und wir wollen eine Szene mit einem Umfang von 21 Blendenstufen aufnehmen. Der Unterschied zwischen der Realität und den Möglichkeiten der Kamera sind 8 Blendenstufen. Damit wir diesen Unterschied kompensieren können, müssen wir die folgende Einstellung wählen: 5F +/-2. Das heißt, die Kamera macht fünf Bilder mit jeweils zwei Blendenstufen als Abstand dazwischen. (-4, -2, 0, +2, +4 EV)

Diese Bilder können wir im Nachgang sehr bequem über Lightroom oder Photoshop zusammenfügen. Wir wählen alle 5 Bilder gemeinsam aus und nutzen die Funktion „Zusammenfügen zu à HDR“. Damit erhalten wir ein DNG, welches wir im Anschluss noch sehr gut entwickeln können.

Details in der Eishöhle

Die Vielfalt der Details in den Eishöhlen ist unbeschreiblich. Persönlich haben mich die tanzenden Strukturen und Linien ein wenig an Nordlichter erinnert. Die fein ausgewaschenen Formen kombiniert mit den beeindruckenden Farbabstufungen ergeben faszinierende Bilder. Tropft das Wasser von der Decke, bzw. fließt durch Regen das Wasser über die Eisschicht, so können Eiszapfen entstehen, die wiederum abstrakte Strukturen und Formen bilden.

Viele Detailaufnahmen habe ich mit dem Tele aufgenommen, um die Szene noch weiter abstrahieren zu können. Bei manchen Motiven funktioniert die Arbeit mit einer gewissen Unschärfe sehr gut und bei anderen möchte man wirklich den gesamten Bildbereich scharf abbilden können. Um dies mit einem Tele bewerkstelligen zu können, ist wieder ein technischer Trick nötig. Das sogenannte Focus-Stacking habe ich bereits in einem anderen Beitrag erklärt und zeige ich auch immer wieder bei meinen Bildbearbeitungsseminaren bzw. auf Reisen. Hier kombiniert man Bilder mit unterschiedlichen Fokuspunkten, um eine durchgehende Schärfe zu erhalten.

Glacier Adventures

Abschließend möchte ich noch unseren Tour-Anbieter auf Island hervorheben. Gemeinsam mit ihnen konnten wir eine tolle und vor allem private (!) Tour organisieren. Wir hatten somit Einfluss auf das genaue Programm und ausreichend Zeit für die Aufnahme von tollen Bildern. Durch das perfekte Timing waren wir für gut zwei Stunden völlig alleine in der Höhle. Mein Dank geht nochmals an Haukur für die Planung und an Mike für die Durchführung.

Auch nächstes Jahr werden wir wieder mit ihnen unterwegs sein und ich freue mich schon jetzt auf diese Tour!