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Scharfe Bilder dank “focus stacking”

Dank moderner Technik können wir auch bei offener Blende scharfe Bilder von vorne bis hinten erzeugen. Wie das genau funktioniert erfährst du im heutigen News-Beitrag. Also einfach weiter lesen und das nächste Motiv schon planen.

Von vorne bis hinten scharf

Einige von euch werden sich schon mit dem Thema Schärfe befasst und bemerkt haben, dass es die unterschiedlichsten Methoden gibt, um das Maximum an Schärfe in den eigenen Bildern abbilden zu können. Manche fokussieren auf unendlich, andere auf die hyperfokale Distanz, wieder andere auf das Hauptmotiv und noch andere auf die doppelte Distanz des nächsten Elements im Bild. Aber es gibt doch deutliche Unterschiede zwischen diesen verschiedenen Methoden und egal, ob double distance focusing, hyperfocal distance, oder focus to infinity – mit focus stacking wird auf alle Fälle die größtmögliche, absolute Schärfe erreicht. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen passen…

Was ist gemeint?

Durch den Einsatz von sogenanntem „focus stacking“, sprich der Überlagerung mehrerer Bilder mit unterschiedlicher Schärfeebene, ist es möglich, jeden Bildbereich scharf abzubilden. Dabei nimmt man die exakt gleiche Szene mehrmals auf und verlagert lediglich den Fokuspunkt. Klingt einfach. Das kann es ja auch noch nicht gewesen sein?!

Warum nicht einfach f/22?

Dazu ein kurzer Exkurs über die absolute Schärfe von Objektiven: Je nach Objektiv und Anordnung der verschiedenen Linsen ist die Qualität und damit auch der Preis sehr unterschiedlich. Manche Objektive haben bei f/5.6 die größte, absolute Schärfe und andere bei f/7.1 oder f/4. Das hängt sehr stark vom individuellen Objektiv ab und kann sehr einfach auch selbst getestet werden. Wem das zu aufwändig und trocken ist, wird erleichtert sein, dass einige Menschen diese Tests gerne für uns durchführen, wie zum Beispiel die Seite von photographylife.com wo ihr solche Objektivtests sehen könnt.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sehr stark geschlossene Objektivblenden durch den physikalischen Effekt der Beugungsunschärfe sehr negativ beeinflusst sind. Doch es sei klargestellt, dass die Beugungsunschärfe bei jeder Blende vorhanden ist, aber bei sehr kleinen Öffnungen wird diese viel deutlicher.

Vorbereitungen für focus stacking?

Nachdem wir die schärfste Blende des jeweiligen Objektivs durch eigene Tests oder entsprechende Hilfe herausgefunden haben, wissen wir beim nächsten Mal draußen, welche Einstellungen Sinn machen. Wer nicht nachschauen will, kann aus Gründen der Einfachheit die Blende f/8 verwenden. Der Schärfebereich hängt jedoch nicht nur von der Wahl der Blende ab, sondern auch von der Brennweite und der Distanz zum Fokuspunkt.

Um erfolgreich ein Bild mit focus stacking aufnehmen zu können, wird des Weiteren ein Stativ benötigt. Jedes einzelne Foto sollte nämlich von der Position möglichst identisch mit dem darüber liegenden sein. Somit sind die Chancen sehr hoch, dass die Überlagerung gut funktioniert und wir ein zufriedenstellendes Ergebnis erhalten.

Die Aufnahme der Bilder

Nachdem wir uns Gedanken über den Bildaufbau, die Farben sowie die Bildwirkung gemacht haben, ermitteln wir, ob die Rahmenbedingungen zu unserem Projekt passen. Wenn im Bild bewegliche Dinge, wie Wasser oder Blumen sind, kann das ein Problem darstellen. Bei fragilen Pflanzen ist der Wind ein nachteiliger Faktor. Doch alle Feinheiten bespricht man am besten direkt bei der Aufnahme vor Ort.
Die Kamera steht am Stativ, der Ausschnitt passt und wir können loslegen. Um den Start der Serie zu kennen, nehmen wir vorab ein Bild mit geschlossenem Objektivdeckel auf. Danach nehmen wir den Objektivdeckel wieder ab und fokussieren auf das am Weitesten entfernte Objekt. Anschließend kontrollieren wir die Schärfe und ermitteln, wo die Unschärfe im Bild beginnt. Somit wissen wir, wo unser nächster Punkt liegt, an dem wir „scharf stellen“. Beim nächsten Foto gehen wir exakt gleich vor und verifizieren einerseits die vorhandene Schärfe, andererseits wissen wir dann auch, wo sich der nächste Fokuspunkt befinden soll. Wenn alle Bildbereiche scharf aufgenommen sind, können wir die Serie wieder mit einem Bild mit geschlossenem Objektivdeckel abschließen.

Weiter geht’s zum PC

Wir kommen heim und sind voller Vorfreude. Die Bilder werden von der Karte importiert und gleich zur Kontrolle geöffnet. Erste Schritte werden bereits in Lightroom (LR)vorgenommen, danach alle getätigten Anpassungen kopiert und die gesamte Serie synchronisiert. Abgesehen vom Fokuspunkt sehen die Bilder gleich aus. Nun verlegen wir unseren Arbeitsplatz auf Adobe Photoshop (PS)und öffnen alle Bilder im Stapel aus Lightroom. Wir markieren die Fotos alle und klicken mit der rechten Maustaste auf eines der Bilder. Das Dialogfeld erscheint und wir wählen die Option „Als Ebenen in Photoshop öffnen“.
Je nach Rechenleistung sind die Bilder nun gestapelt in Photoshop und die Schritte für die Kombination der Bilder können beginnen. Als erste und sehr wichtige Operation müssen die Bilder möglichst perfekt auf einander angepasst und ausgerichtet werden. Dazu markieren wir alle Ebenen und wählen in der Menüleiste „Bearbeiten“ > „Ebenen automatisch ausrichten“ aus. Das Dialogfeld öffnet sich und wir bestätigen mit der OK-Taste. Die einzelnen Ebenen sind nach wie vor ausgewählt und für die Überlagerung wählen wir unter Bearbeiten den Menüpunkt „Ebenen automatisch überlagern“ aus. Jetzt öffnet sich wieder ein Dialogfeld. Hier wählen wir die Option „automatisch“ und bestätigen wieder mit OK. Sofern es keine Unregelmäßigkeiten in einer der Ebenen gibt, fügt Photoshop die Bilder perfekt zusammen und maskiert die Bildbereiche, die keine Verwendung finden. Wir haben nun ein Bild, das im kompletten Bereich scharf ist.

Bildbearbeitung

Je nach Erfahrung in LR oder PS gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Entweder schließt man das Bild in PS und die focus stacking-Version wird direkt als .tiff gespeichert und in LR importiert. Wer den Workflow über PS finalisiert, kann alle Anpassungen und lokale Verbesserungen direkt in PS durchführen. Dodging and Burning, Farbanpassungen, Luminanzmasken…everything goes!

Ich hoffe, ihr habt einen Einblick in die Möglichkeiten mit focus stacking bekommen und könnt es bei Gelegenheit für die eigenen Bilder verwenden. Wer Unterstützung braucht, den begrüße ich gerne auf einer meiner Fotoreisen oder im Rahmen der mehrtägigen Workshops, wo in der direkten Anwendung dieser Methode weder in praktischer noch in theoretischer Hinsicht Fragen offen bleiben!