Zuerst frage ich mich mal, was für mich überhaupt traumhafte Bedingungen sind. Da gibt es einige Elemente, die in einem solchen Bild beinhaltet sein können. In der Landschaftsfotografie mag ich persönlich sehr gerne Wald, Wasser und Berge in Kombination mit schönem Licht. Aber das absolute Highlight ist Nebel mit schönem Licht. Aber wie und wann bekommen wir diese Bedingungen?
Wie entsteht Nebel?
Ich bin alles andere als ein Meteorologe und will mich hier auch nicht als Nebelexperte präsentieren, doch seit ich mich mit der Fotografie beschäftige, lese ich immer wieder über bestimmte Wetterphänomene oder einfach nur generell zu unterschiedlichen Wettersituationen. Wenn ich einen Fotoausflug plane, so hilft mir ein Grundverständnis für das Wetter weiter um das nötige Equipment mitzubringen. Aber wie entsteht jetzt der Nebel?
Nebel ist eigentlich nichts anderes als eine Wolke, nur befindet sich diese nicht hoch am Himmel, sondern auf dem Boden. Die Entstehung ist jedoch genau gleich. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern als kalte Luft. Daher spricht man auch von relativer Luftfeuchtigkeit, weil sich die Prozentangabe auf eine bestimmte Temperatur bezieht. Eine klassische Jahreszeit für Nebel ist der Herbst, aber warum? Die Tage können noch relativ warm sein und die Luft kann somit viel Feuchtigkeit vom Boden aufnehmen und viel Wasser verdunstet. Wenn diese Luft nun über Nacht abkühlt, so wird der Taupunkt unterschritten und es entsteht Kondensation. Diese Kondensation findet jedoch nicht nur am Boden statt, sondern auch an kleinsten Partikeln in der Luft. Das überschüssige Wasser aus der Luft kondensiert an diesen feinen Teilchen und lässt winzige Nebeltropfen entstehen, die über dem Boden schweben.
Eine weitere Situation, in der häufig Nebel entsteht ist nach sommerlichen Gewittern. Diese entstehen häufig schon tagsüber und der stark erwärmte Boden wird von den Regenmassen abgekühlt. Wenn die Bedingungen nach dem Gewitter wieder klar werden, so entstehen häufig lokale Nebelfetzen. Vor allem an Bächen und im Wald hält sich der Nebel etwas länger. Taucht die Sonne wieder in voller Kraft auf, so verschwindet der Nebel meist rasch. Wenn die Bedingungen dementsprechend gut sind, versuche ich sehr rasch zu handeln. Nachdem die Regenfälle abnehmen, oder ganz vorbei sind begebe ich mich zu einem Ort, an dem ich eine kühlende Wasserfläche, oder eine Bach habe. Dadurch erhöhe ich die Chancen für schöne und atmosphärische Bilder.
Die richtige Aufnahmetechnik
Bei der Aufnahme von Bildern achte ich darauf möglichst viele und hochwertige Informationen zu sammeln. Das klingt jetzt vielleicht sehr unromantisch und technisch. Zwei Punkte, die neben einer hervorragenden Komposition und einem tollen Moment über Ausstellung oder Papierkorb entscheiden, sind Schärfe und Bildinformation. Die Schärfe im Bild sollte so gewählt sein, dass möglichst alle Hauptelemente eine gute Schärfe aufweisen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten eine ausreichende Schärfe zu erhalten. Die Bildinformation bzw. der Kontrastumfang im Bild soll möglichst vollumfänglich abgedeckt sein. Damit meine ich, dass ich sehr genau darauf achte, dass das Histogramm in der Kamera auf keiner der beiden Seiten beschnitten wird. Sowohl die dunklen als auch die hellen Bildbereiche sollten vollständig dargestellt sein. Manchmal ist der dynamische Umfang der Szene jedoch zu groß für eine einzelne Belichtung und daher macht es in diesem Falle Sinn, ein sogenanntes Exposure Bracketing durchzuführen. Eine Belichtungsreihe von ein und derselben Szene. Dafür wähle ich die BKT, also bracketing Funktion in der Kamera uns verwende den 2 Sekunden Selbstauslöser. Somit macht die Kamera, ohne mein Zutun gleich alle drei Bilder der Belichtungsreihe. Für Gegenlichtszenen verwende ich meistens Bracketing mit 3 Bildern und einem Unterschied von einer Blendenstufe. In Extremsituationen, wie zum Beispiel in der Eishöhle auf Island im Jänner 2022, habe ich für eine vollständige Aufnahme aller Kontrastwerte eine Belichtungsreihe von fünf Bildern mit jeweils einer Abstufung von 2 Blenden eingestellt. Nehmen wir an, unsere Kamera kann einen Dynamikumfang von 11 Blendenstufen aufnehmen. Wenn wir eine Szene aufnehmen wollen, die 13 Blendenstufen hat, reicht die Einstellung mit 3 Bildern und 1 Blende Abstufung genau aus. Wird der Dynamikumfang der Szene jedoch größer, benötigen wir entweder mehr Bilder, oder eine größere Abstufung je Aufnahme. Im Beispiel der Eishöhle konnte ich, mit den fünf Bilder und einer Abstufung von zwei Blendenstufen, einen Dynamikumfang von 19 Blendenstufen einfangen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das menschliche Auge einen dynamischen Bereich von rund 20 Blendenstufen abdecken kann.
Wenn du wissen willst, wie sich der Dynamikumfang deines Kamerasensors in Bezug auf die ISO verändert, dann kannst du das auf der Seite photonstophotos.com sehen. Grundsätzlich ist das für deine Fotoqualität nicht entscheidend, dass du die Diagramme auswendig kennst. Es könnte jedoch unter gewissen Bedingungen, die gewünschte ISO Einstellung beeinflussen.
Zum Bild
Gemeinsam mit meiner wunderbaren Frau, bin ich nach einem intensiven Gewitter zu einem Bachlauf im nahegelegenen Nationalpark Kalkalpen gefahren. Diese Stelle habe ich schon mehrfach besucht, da dort auch Orchideen zu finden sind. Als wir die ersten Schritte in Richtung Bach machen, sehe ich bereits einige Motive, die mir gut gefallen. Das Knabenkraut steht in voller Blüte und die Reflexionen der Blätter im Hintergrund zeichnen ein wunderschönen Bokeh im Hintergrund meiner Bilder. Doch eigentlich wollte ich mit meinen neuen NISI Filtern fotografieren. Daher ging es weiter zum Wasser und an eine Stelle, die mir besonders gut gefällt. An einer starken Biegung im Bach entstand ein zweiter Wasserlauf, der nur bei besonders hohem Wasserstand gefüllt ist. Hier liegt ein umgestürzter Baum und das sekundäre Flussbett präsentiert sich ruhig und etwas verlassen. Als wir an diesem Platz ankommen strömt bereits etwas Nebel durch die Szene und ich bin überglücklich über das Licht der Sonne, welches noch leicht über der Baumreihe durchblitzt. Somit bekomme ich wunderschöne Sonnenstrahlen, die meine Aufnahme noch atmosphärischer machen. Doch ich muss mich beeilen, denn der Nebel und auch die Sonne bleiben nicht für lange Zeit. Zuerst versuche ich meine Komposition im Querformat und anschließend entscheide ich mich für eine Aufnahme in Hochformat. Alles geht sehr rasch und nach wenigen Minuten ist der Nebel weg und auch der Schatten hat uns mittlerweile erreicht.
Was hab ich in der Bildentwicklung gemacht
Grundsätzlich mag ich Bilder am Liebsten, wo ich sehr wenig in der Bearbeitung machen muss. Manchmal gefällt es mir jedoch auch sehr gut einen gewissen Look zu erzeugen und die rohe Schönheit der Natur noch etwas zu verstärken bzw. so zu präsentieren, wie ich es vor Ort gefühlt habe. Tja, that’s ART.
Im Fall dieser Aufnahme, habe ich drei Belichtungen gemacht, um den gesamten Kontrastumfang perfekt einfangen zu können. Eigentlich hätte mit der Fujifilm GFX100s auch eine Aufnahme ausgereicht, doch mit 3 Bilder konnte ich eine noch bessere Qualität erzeugen. Um die Bilder zusammenzufügen, habe ich Lightroom verwendet. Alle drei Bilder markiert à rechte Maustaste à Zusammenfügen zu à HDR. Den Rest mach das Programm. Nachdem ich die drei Bilder zu einer Aufnahme mit ausgedehntem dynamischen Umfang zusammengefügt habe, öffnete ich dieses Bild und ein weiteres in Photoshop. Beim anderen Bild handelte es sich um eine Aufnahme, in der ich direkt auf den Baumstamm im Vordergrund scharf gestellt habe. Der Baum im Vordergrund befand sich nur ca. einen halben Meter von der Kamera entfernt. Eine Möglichkeit wäre in diesem Fall eine sehr weit geschlossene Blende gewesen. Ich habe mich in diesem Falle für focus stacking entschieden. Dabei konnte ich den Baum aus den einen Bild und den Rest aus der hoch dynamischen Aufnahme wählen. Am Baum selbst habe ich noch zwei kleine Korrekturen vorgenommen, da mich der beschnittene Ast und ein kleiner Zweig gestört haben. Diese Operationen konnte ich problemlos in Photoshop durchführen.
Für zusätzliche Atmosphäre im fertigen Bild habe ich im Hintergrund noch minimal den Orton Effekt angewandt und mit dodging and burning konnte ich die dreidimensionale Wirkung der Aufnahme etwas verstärken. Damit die Farbigkeit so dargestellt wird, wie ich es empfunden habe, verwendete ich zusätzlich noch eine Ebene, in der ich die Nik Collection eingesetzt habe. Das Endergebnis ist nun so, wie ich es vor Ort wahrgenommen habe und ich bin mit der Entwicklung ganz zufrieden.
Ich hoffe dir gefällt die Aufnahme auch und du kannst daraus etwas für deine eigenen Bilder gewinnen.