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Fotografie far below zero und wie du diese Temperaturen unbeschadet überstehst

Eine kleine Foto-Anleitung für -35°C

Wenn das Thermometer unter Null sinkt, dann haben wir in der Natur umgehend mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. Neben dem persönlichen Kälteschutz und der warmen Kleidung verhält sich auch unser Equipment anders als wir es womöglich gewohnt sind.

Sicher unterwegs, auch bei starken Minus-Temperaturen

Der höchste Schutz sollte beim Fotografieren stets uns selbst gelten. Es macht wenig Sinn, dass wir die Gesundheit auf‘s Spiel setzen und mit schlechter Ausrüstung den Witterungen zu trotzen versuchen. Daher ist es zu Allererst wichtig zu überlegen, welche Wetterereignisse und welche Temperaturen mich erwarten könnten. Weit unter dem Gefrierpunkt können wir zwar nicht mit Regen rechnen, jedoch sind Schneefall oder Wind ebenfalls eine große Herausforderung für Mensch und Technik.

Die richtige Ausrüstung für tiefe Temperaturen

Ich bin seit vielen Jahren überzeugt vom modularen System der Kleidungsauswahl. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, sehr schnell und unkompliziert auf Wetterwechsel zu reagieren. Außerdem ändert sich mein Kleidungsbedarf sehr stark mit der Intensität der Aktivität. Wenn ich zu einem gewünschten Platz wandere, benötige ich deutlich weniger Kleidung, als bei niedriger Aktivität bzw. beim Stehen. In der Fotografie ist das Kontinuum zwischen der Belastung und Entlastung besonders groß. Das schwere Equipment lässt somit an mancher Stelle nochmal die Mundwinkel etwas nach unten sinken. Praktisch starte ich meistens mit etwas weniger Kleidung am Körper, wenn ich einen Weg vor mir habe. Durch das Gepäck und die Bewegung wird mir schnell warm und ich versuche es unter allen Umständen zu vermeiden, ins Schwitzen zu kommen. Schweiß ist bei sehr tiefen Temperaturen eine große Gefahr. Wenn die Wege zu anstrengend sind, und ein leichtes Schwitzen nicht zu vermeiden ist, nehme ich eine zusätzliche Basisschicht mit. Somit kann ich sicherstellen, dass die körpernahen Schichten trocken bleiben und ich dadurch den besten Wärmeeffekt erzielen kann.

In Schichten

Meine Schichten starten mit Merinowolle am Körper, da es neben der guten Wärmeleistung sehr angenehm zu tragen ist und darüber hinaus auch sehr schnell trocknet. Anschließend folgen weitere Schichten aus Fleece bzw. Wolle und Daune am Oberkörper sowie eine robuste Hardshell als auch eine wasserabweisende Schicht für die Beine. Zusätzlich dazu verwende ich eine weitere Schicht, die sehr stark wasser- und windabweisend wirkt. Diese äußerste Schicht ist besonders dann wichtig, wenn es Schneefall gibt oder ich durch den tiefen Schnee schreite. Das Schichtprinzip lässt sich bei den Füßen selbst weniger gut anwenden, jedoch trage ich meist zwei Paar Socken und dickes Schuhwerk, welches mit einem zusätzlichen Innenschuh ausgestattet ist. Es gibt mehrere Marken, die derartige Schuhe herstellen, jedoch hat sich Sorell hier besonders bewehrt.

Winterland, Philipp Jakesch Photography, Steiermark im weißen Kleid, unterwegs in Winter

Bereits nach wenigen Minuten beginnen sich Eiskristalle an Gesicht und Kleidung zu bilden.

Zusätzliche aktive Wärme

Ich verwende nun seit vielen Jahren die Produkte von The Heat Company und bin auch absolut überzeugt von der Qualität (mit dem Code JAKESCH23 bekommst du 10% Rabatt). Die österreichische Marke überzeugt mit einem besonders durchdachtem sowie modularem Design. Sollten durch intensive Minusgrade selbst die dicksten Handschuhe nicht ausreichen, bietet The Heat Company Wärmekissen für unterschiedlichste Körperregionen an. Somit kannst du deine Zehen, den Rücken, die Schultern und vor allem die Finger bequem mit zusätzlicher Wärme versorgen und noch weitere Zeit in der Kälte gewinnen. Ich selbst verwende am liebsten die Zehen- und die Fingerwärmer. Diese sorgen besonders beim Fotografieren von Nordlichtern, Sternen oder in polaren Regionen für zusätzlichen Komfort und erweitern das eigene Durchhaltevermögen.

Der Kälteschutz für die Haut

Obwohl ich bei tiefen Temperaturen gerne eine Gesichtsmaske zum Schutz der Haut verwende, kann deren Widerstandsfähigkeit durch eine Kälteschutzcreme erhöht werden. Die beißende Kälte wird somit viel erträglicher und die empfindlichen Stellen im Gesicht erhalten zusätzlichen Schutz. Wenn du die Creme direkt fertig erwerben möchtest, solltest du auf einen hohen Fettanteil achten und auf Produkte verzichten, die viele Zusatzstoffe und Duftstoffe enthalten. Je natürlicher, desto besser.

Ich stelle meine Kältecreme gerne selbst her und du kannst online einige Rezepte dazu finden, die kaum einfacher sein könnten. Damit lassen sich preisliche und qualitative Vorteile angenehm verbinden. Mein Lieblingsrezept enthält lediglich Bienenwachs, Kakaobutter, Lanolin und Sonnenblumenöl.

Zutaten:

  • 40 g Sonnenblumenöl, bzw. Ringelblumenöl bei empfindlicher Haut
  • 12 g Kakaobutter (oder alternativ Sheabutter)
  • 8 g Lanolin
  • 10 g Bienenwachs

Die Zutaten mische ich unter vorsichtigem Erhitzen im Wasserbad und fülle die noch warme Creme in kleine Dosen, die ich wiederverwenden kann und somit auch noch Müll spare.

Wenn du mehr Infos dazu haben möchtest oder weitere Pflegeprodukte höchster Qualität für den eigenen Körper herstellen möchtest, so findest du tolle Rezepte auf smarticular.net

Die Kamera bei -35°C bedienen

Jetzt fragst du dich vermutlich, wann es denn überhaupt mal so kalt wird und ob das nicht egal ist, ob es -15°C hat oder weniger. Meiner Erfahrung nach gibt es noch einen deutlichen Unterschied, wenn das Thermometer tiefer als -25°C sinkt. Die Kontaktzeiten mit kalten Flächen und die Auswirkung der Atemluft verhält sich anders. Mit den fallenden Temperaturen steigen die Herausforderungen in der praktischen Anwendung der Fotografie deutlich an und jeder Schritt sollte gut überlegt sein. Wenn du genügend Licht zur Verfügung hast und noch aus der Hand fotografieren kannst, ist es sehr wichtig zu beachten, dass du keine Metallteile mit deinem Gesicht oder deinem Mund berührst, während du durch den Sucher blickst. Ich verwende bei meinen Kameras aus großer Überzeugung einen L-Winkel und dieser soll bei starken Minusgraden keinesfalls mit der bloßen Haut in Kontakt kommen. Ebenso ist die Augenmuschel kalt genug, dass sich die Augenbrauen umgehend mit der Kamera verbinden wollen. Um das zu vermeiden, sitzt meine Haube tief genug und die Kamera findet beim Blick durch den Sucher direkt darauf Platz. Ein weiterer, üblicher Kontaktpunkt ist bei mir der Nasenrücken, der an der Seite des Displays anstößt, was mir eine angenehme Position verschafft, jedoch bei diesen tiefen Temperaturen keine gute Idee ist. Kleine Dinge wie diese, können entscheidend sein, ob wir uns problemlos in der Kälte aufhalten oder mit unangenehmen Folgen rechnen müssen.

Objektivtausch bei Minus Temperaturen

Beim Wechsel von Objektiven ist es äußerst entscheidend, jeden Schritt gut zu durchdenken und am besten alle Schritte bereits zu Hause mit den dicken Handschuhen geübt zu haben. Die Handschuhe für einen besseren Grip auszuziehen, ist nicht sehr intelligent und absolut abzuraten! Damit der Objektivwechsel auch gut funktioniert, ist eine stabile Position von Vorteil und außerdem können wir den Kamerarucksack als Unterlage verwenden. Damit sollte nichts mehr schief gehen. Wenn ich noch einmal auf das Handling mit der Kamera zurückkommen darf: Wenn wir für längere Zeit bei -35°C oder weniger draußen stehen und uns nicht bewegen, werden wir unweigerlich beginnen an Händen und Füßen zu frieren. Um länger durchhalten zu können ist es daher absolut notwendig, die Handschuhe an den Händen zu behalten und auch nicht für wenige Sekunden zu entfernen. Zusätzlich macht es einen großen Unterschied, die äußersten Gliedmaßen auch beim Stehen zu bewegen. Angezogen wie ein Michelin-Männchen dauert jede Veränderung von Brennweite, Belichtungszeit und ISO länger und wir gehen gerne den Weg des geringsten Widerstands. Auch wenn ich das bereits erwähnt habe, aber den Umgang mit dem eigenen Equipment zu schärfen und zu verbessern ist absolut entscheidend. Dafür empfehle ich, mit den dicken Handschuhen und der Kamera alle üblichen Einstellungen vorzunehmen und sich mit der eigenen Ausrüstung gut auszukennen. Auch wenn es deutlich mehr Spaß macht, in der Natur zu fotografieren und draußen zu sein, kann es doch den entscheidenden Unterschied machen, wenn die gesamte Ausrüstung gut vertraut ist.

Winterland, Philipp Jakesch Photography, Steiermark im weißen Kleid, unterwegs in Winter

Achte darauf wohin du atmest

Klingt komisch, ist aber nicht unwichtig. Wenn du achtlos bei den tiefen Temperaturen auf deine Kamera atmest, so bildet sich durch die feuchte Luft an der Oberfläche sofort eine kleine Eisschicht. Noch kritischer ist diese Eisschicht bei der Frontlinse. Möchtest du ein störendes Haar oder ein Staubkorn von der Frontlinse entfernen, so ist die eigene Atemluft die schlechteste Wahl. Ebenso ist darauf zu achten, dass keinesfalls Atemluft zum Sensor gerät, aber das sollte in jedem Fall absolut klar sein und vermieden werden, unabhängig von der Umgebungstemperatur.

Winterland, Philipp Jakesch Photography, Steiermark im weißen Kleid, unterwegs in Winter

Längere Akkulaufzeit

Dass die Kapazität von Akkus bei tiefen Temperaturen negativ beeinflusst wird, sollte keine große Überraschung sein und trotzdem gibt es die eine oder andere Sache, die wir draußen noch berücksichtigen können. Den Akku in der Kamera selbst können wir wenig beeinflussen. Mit dem Ersatzakku verhält es sich jedoch etwas anders und hierbei achte ich darauf, den Akku an einem warmen Ort, also näher am Körper aufzubewahren. Nun könnten wir diesen direkt an der Haut anbringen, doch das wäre wieder wenig praktikabel und ich habe zwei Plätze, die ich verwende. Ein Ort ist in meiner Daunenjacke, wo ich bei Bedarf ein zusätzliches Wärmekissen platzieren kann. Somit ist dem Akku immer warm genug. Der zweite Platz meiner Wahl ist die seitliche Hosentasche, direkt unter der Prima Loft-Überhose. Dabei kann ich den Reißverschluss der kurzen Überhose auch mit den dicken Handschuhen öffnen und mir somit Zugang zum Akku verschaffen. Welche Herangehensweise für dich praktikabel ist und was für dich gut passt, kannst du selbst am besten entscheiden. Ich freue mich deine Anregungen!