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Die Faszination der Fotografie in der Nacht

Alljährlich im August strömen viele Fotograf*innen und Schaulustige aus, um ein Phänomen des Himmels zu beobachten. Die Zeit der Perseiden ist wieder gekommen und der Höhepunkt findet in der Nacht vom 12. August statt. Je nach örtlicher Dunkelheit können mehr als 100 Sternschnuppen pro Stunde gesichtet werden. Fällt das Ereignis der Perseiden mit einem günstigen Mond zusammen, also am besten kein Mond, dann ist die Zeit zum Sterne Beobachten gekommen. Ist der Mond stark am Himmel präsent, wie es 2022 der Fall ist, sind die Chancen für schöne Beobachtungen niedrig. Der Mond reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass es nahezu unmöglich wird die Milchstraße fotografieren zu können.

Wie kann ich Sterne fotografieren?

Die Aufnahme von schönen Sternenbildern bedarf einer gezielten Vorgangsweise, die bei mir immer ziemlich gleich ist. Für mich steht bei Tag und bei Nacht die Komposition im Vordergrund und daher ist ein Bild, in dem nur der Sternenhimmel interessant ist, wenig spannend für mich.

Die große Herausforderung, vor der du bei jeder Sternenaufnahme stehst, ist die enorme Dunkelheit. Sie ist Fluch und Segen zugleich. Je dunkler der Nachthimmel, umso weniger Licht fällt auf den Sensor und umso schwächer kannst du den Vordergrund in deinen Bildern erkennen. Kein Problem, einfach länger belichten, meine Kamera kann das sowieso ohne Zusatzequipment 15 Minuten lang. Doch wenn du beim Sterne fotografieren sehr lange belichtest, ist zwar der Vordergrund wunderschön, die Sterne selbst aber verwischt. Außer bei Aufnahmen von sogenannten Startrails, ist das kein erwünschter Effekt. Je klarerer und punktförmiger die Sterne sind, umso faszinierender ist auch die Betrachtung der finalen Bilder.

Meine Vorgehensweise

Meine erste Milchstraßenaufnahme habe ich lange zurück im Jahr 2015 gemacht. Damals mit einer Nikon D300 Crop-Kamera und einem mäßig geeigneten 18mm f/3.5 Objektiv. Zu dieser Zeit waren die Sensoren, was ihre ISO-Werte betraf, noch sehr stark limitiert. Im selben Jahr besorgte ich mir ein gebrauchtes Samyang-Objektiv, das für diesen Zweck genau richtig war. Mit dem 14mm f/2.8 konnte ich durch die kürzere Brennweite länger belichten und sammelte zusätzlich mit der offeneren Blende mehr Licht. Ab jetzt war die Sternenfotografie in regelmäßigen Abständen eine spannende Ergänzung.

Später suchte ich mir neue Herausforderungen und die Qualitätsansprüche stiegen weiter. Es reichte schon lange nicht mehr aus, nur den Sternenhimmel zu fotografieren. So viel mehr steckt in einem Bild und der Vordergrund wurde immer wichtiger. Ich besuchte die Orte bereits am Tag und wusste, wo es spannende Kompositionen gab… Heute fotografiere ich den Sternenhimmel noch immer mit Freude, und trotzdem spielt es eine sehr untergeordnete Rolle in meiner Fotografie. Wenn ich kein (für mich) ansprechendes Bild komponieren kann, dann ist der Anreiz sehr klein.

Beim Sterne Fotografieren, draußen in der Natur

Mit meiner lieben Frau war ich unlängst in den Julischen Alpen unterwegs. Eine Region, die ich schon seit Jahren besuchen wollte und wir haben uns etwas Zeit genommen, um zu wandern und zu fotografieren. Ein wunderschöner Sonnenuntergang und perfekt klare Bedingungen. Ich entschloss mich mein 20mm f/1.8 Objektiv mitzunehmen, um in dieser dunklen Gegend eine potentielle Sternenaufnahme zu finden. Und tatsächlich: Als ich die nähere Umgebung der Hütte, in der wir übernachteten, erkundete, sah ich viele schöne Motive, die auch in der Nacht funktionieren würden. Tolle Formationen des Kalkgesteins und die Vegetation war wunderschön. So viel Edelweiß, wie ich es selten wo gesehen habe. Wenn das nicht ein guter Zufall für ein Sternenfoto ist. Noch nie hab ich ein Sternenfoto mit Edelweiß im Vordergrund gesehen. Die größte Schwierigkeit bleibt nun die Schärfentiefe. Mein Wunsch ist es, möglichst viel im Bild scharf abgebildet zu haben und anders als bei Aufnahmen am Tag, habe ich eine limitierte Dauer für die Aufnahme der Sterne. Diese Dauer beschränkt sich allein auf die Brennweite-Sensor-Kombination und die Auflösung des Sensors.

Nachdem ich nun den passenden Ausschnitt und das Motiv gefunden habe, machte ich nach dem Sonnenuntergang zwei Aufnahmen für den Vordergrund, um im fertigen Bild alle Bildbereiche möglichst scharf abgebildet zu bekommen. Da sich der Vordergrund, in Relation zu meiner Position, nicht bewegte konnte ich die Belichtungszeit auf 240 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 800 ausdehnen, um somit einen größeren Schärfebereich zu erhalten. Für das Bild der Milchstraße nahm ich eine halbe Stunde später, aus der exakt selben Position, 10 Bilder mit 8 Sekunden Belichtungszeit bei Blende f/1.8 und ISO 4000 auf. Diese drei Einzelbilder des exakt gleichen Bildausschnitts werden in der Bildentwicklung zu einer Aufnahme finden.

Was benötige ich zum Sterne Fotografieren?

Für die Sternenfotografie gibt es unterschiedliche Ansätze und die beiden effektivsten Methoden für hervorragende Ergebnisse sind das Stacking mehrerer Bilder für ein rauschreduziertes Foto oder das Tracking für einen schönen Sternenhimmel. Ich verwende gerne die Methode mit Stacking, da ich dazu keine Zusatzausrüstung benötige. Außer Stativ, Kamera und Objektiv sind keine weiteren Gegenstände in Verwendung.

Bildentwicklung von Sternenbildern

Bei der Bildentwicklung ist die Verwendung von Photoshop oder vergleichbaren Programmen für die Kombination von Vordergrund und Himmel unumgänglich. Zuerst lade ich alle Bilder in Lightroom und in diesem Fall finden gleich 12 Bilder zu einer fertigen Aufnahme. Zehn Bilder für den Sternenhimmel und 2 Bilder für den Vordergrund. Die 10 Sternenaufnahmen werden in Lightroom direkt entwickelt und anschließend als TIFF mit voller Auflösung exportiert. Die 10 TIFFs werden in Sequator zu einer Aufnahme mit reduziertem Rauschen kombiniert und finden gemeinsam mit zwei weiteren Bildern zu einer finalen Aufnahme.

Jetzt kann ich die letzten Anpassungen der Farben und der lokalen Belichtungen im Photoshop durchführen. Online findest du viele Bilder, wo Milchstraße und Vordergrund kombiniert werden. Ich empfehle dir wärmstens, diese Methode realistisch und mit Bedacht einzusetzen. Es wäre durchaus möglich, Aufnahmen bei Tag und bei Nacht zu kombinieren, also sogenanntes time-blending zu machen, doch das entspricht nicht meinem persönlichen Geschmack.