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Islands Süden mit der Kamera entdecken

Es ist ein wahrlich wunderschönes Land und daher ist es kaum verwunderlich, dass die Tourismuszahlen explodiert sind. Die zahlreichen Highlights der Insel sind so vielfältig wie wunderbar. Sanfte Sandstrände, schwarze Kieselstrände bis hin zu schroffen Klippen und gefährlicher Brandung. Nicht selten unterschätzen Touristen die Gefahr der reißenden Strömung und werden teilweise auch für immer vom Meer verschluckt.

Die schönsten Plätze

Es ist sehr schwer die schönsten Plätze der Insel zu nennen. Eine Insel die um ca. 15% größer ist als Österreich. Auf Island gibt es zahlreiche Gletscher und vom Vulkanismus geprägte Landstriche. Nicht ohne Grund sagt man auch: „Das Land aus Feuer und Eis“. Alle paar Jahre kommt es hier auch zu Vulkanausbrüchen und die seismologischen Überwachungen sowie Frühwarnsysteme sind sehr ausgeprägt. Glücklicherweise kam es bei den letzten Vulkanausbrüchen nicht zu großen Schäden. Beim jüngsten Vulkanausbruch von Fagradalsfjall wurde lediglich ein Tal mit Lava gefüllt und es konnten jegliche Beschädigungen von Bauwerken und Leitungen vermieden werden.

Der Fagradalsfjall

Lange in den Medien hat der Vulkanausbruch am Fagradalsfjall mehr als ein halbes Jahr angedauert und in dieser Zeit wurden zwei Täler, darunter das Geldingadalur, komplett mit Lava gefüllt. Der sanfte Start der Vulkanausbrüche hat am 19. März begonnen und es sprudelte die Lava aus einer Spalte in der Erdkruste. Daraus entwickelte sich schnell ein Vulkankegel und sehr bald öffneten sich weitere Spalten. Nach ca. 6 Wochen war die gesamte Gewalt der Eruptionen auf einen Vulkankegel konzentriert und dieser sprühte gewaltige Mengen Lava in den Himmel. Ein herausragendes Spektakel. Auch fotografisch war es eine tolle Möglichkeit mit den fordernden Bedingungen umzugehen und daraus zu lernen. Starke Winde und das Hitzeflimmern machten es schwer Bilder mit sehr guter Schärfe zu erhalten. Außerdem war die Suche nach einer guten Komposition schwierig, da sich das Lavafeld im Vordergrund ständig wandelte. Damit nicht genug: Durch die Atemschutzmaske fühlte man sich wie auf einem anderen Planeten und durch den starken Helligkeitsunterschied von schwarzem Fels und glühender Lava war auch der Dynamikumfang der Szene eine riesige Herausforderung.

Die Wasserfälle

Es gibt zahlreiche wunderbare Wasserfälle auf Island. Einige sind höchst bekannt und andere fast komplett unbekannt. Doch die Schönheit dieser Wasserfälle und deren Größe sind wirklich imposant. Beinahe hinter jeder Ecke wartet ein Wasserfall, der sich wunderschön durch die Landschaft schlängelt. Die grüne Farbe der umliegenden Graslandschaft umschließt diese weißen Schleier. Je nach Wasserfall fließen die Wassermassen sanft über die Steine oder stürzen tosend über die Basaltfelsen in die Tiefe. Hier hat man wieder ganz andere Herausforderungen als beim Vulkan. Beim fließenden Wasser mit viel Sprühnebel muss man schnell sein. Sehr schnell legen sich Wassertropfen auf die Frontlinse und es kann zu einem bösen Erwachen am PC kommen. Um das zu vermeiden, ist es sehr entscheidend, ein gutes Reinigungstuch bzw. mehrere Reinigungstücher mitzunehmen, welche eine rückstandsfreie Entfernung der Wassertropfen ermöglichen.

Wie unsere Bilder an den Wasserfällen aussehen sollen, entscheidet sich natürlich letztendlich vor Ort, doch eine kleine Idee über die Möglichkeiten zu haben, macht schon Sinn. Ich verwende für Kompositionen am Wasser fast immer unterschiedliche Belichtungszeiten, um den gewünschten Bildstil möglichst gut abbilden zu können. Dabei verwende ich als Stellschrauben unterschiedliche ISO-Werte und eine Auswahl optischer Filter (verschiedene ND Filter). Zusätzlich kommt auch der Polfilter zum Einsatz, damit die Spiegelung teilweise reduziert werden kann. Ob dies zu einer Verbesserung meiner Bildaussage führt, entscheidet sich immer erst nach der Aufnahme.

Das Wichtigste beim Fotografieren auf Island ist, dass man sich nicht von rauen Bedingungen abschrecken lässt. Es lassen sich wunderbare und stimmungsvolle Aufnahmen mit viel Ausdrucksstärke anfertigen. Einzigartig schöne Stimmungen, abseits von blauem Himmel. Wenn der Himmel grau in grau, ganz ohne Struktur ist, so suche ich mir abstrakte Motive, die den Himmel aussparen, oder eine Komposition mit sehr reduzierter Farbgebung und starken Formen. Auch hier gibt es wieder Abweichungen von den Standards und Fälle, in denen man ganz anders reagiert.

Eislagune und Eisberge im Meer

Im Süden der Insel befindet sich der größte Gletscher, der Vatnajökull, dessen Eis in vielen Gletscherzungen zu Boden gleitet und die Landschaft formt. Am Ende einiger Gletscherzungen befindet sich eine Lagune, in der die Gletscher kalben können. Die wohl bekannteste Eislagune ist Jökulsarlon mit einer entscheidenden Besonderheit: Durch den direkten Abfluss ins Meer werden bei Ebbe die Eisberge durch einen Korridor ins Meer transportiert und bei Flut wird die Lagune mit Meerwasser versorgt. Dieser Umstand führt dazu, dass am schwarzen Sandstrand am Meer hunderte Eisbrocken angespült werden und wie geschliffene Diamanten wirken. Dadurch hat sich auch der Name „Diamond Beach“ entwickelt.

Beleuchtet man die fotografischen Möglichkeiten etwas genauer, so findet man hier zu jeder Jahreszeit sowie zu jeder Tages- und Nachtzeit wunderschöne Motive. Große, statische Eisberge und kleine, ziehende Eisbrocken. Für Tierfreunde finden sich hier auch immer wieder Robben in der Lagune oder auch direkt am Diamond Beach. Im Sommer brüten in dieser Region auch die Seeschwalben, die unter vollem Körpereinsatz ihre Jungen verteidigen. Zur Dämmerung und auch bei Nacht bieten sich hier im Südosten der Insel vielfältige Motive an. Um die Brillanz der Eisbrocken aufnehmen zu können, verwende ich hier sehr gerne Polfilter. Auch das Teleobjektiv darf hier nicht fehlen, um schöne Ausschnitte der Landschaft aufnehmen zu können.

Steile Bergketten

Bevor man in das Gebiet der Ostfjorde und damit auch in ein ganz anderes Island eintritt, gibt es direkt an der Küste noch zwei gewaltige Bergmassive. Diese Orte fotografisch zu erkunden, braucht etwas Zeit, da die Wegstrecken lange werden können. Doch es lohnt sich jedes Mal aufs Neue.

Beim Vestrahorn finden sich wunderschöne und zugleich relativ große Sanddünen, die einen eleganten Vordergrund bieten. Im Frühjahr und Herbst ist das Gras auf den Dünen gelb, was einen wunderschönen, warmen Farbton ins Bild bringt. Im Sommer leuchtet das Grün der Halme in der Mitternachtssonne und im Winter sind die Dünen mit etwas Glück schneebedeckt. Ganzjährig lassen sich das Meer und dessen feinen Linien im Vordergrund einsetzen.

Das Eystrahorn liegt nur unweit östlich vom Vestrahorn und es bietet mit Ausnahme von den Sanddünen auch ähnliche fotografische Möglichkeiten. Der große Fels, auf dem man sich befindet, stellt einen tollen Vordergrund dar und man kann die schönen Berggipfel mit dem schroffen Fels und dem weichen Wasser kombinieren.

Schwarzer Strand

Ein wahrer Sehnsuchtsort für mich. Die schwarzen Strände an der Südküste. Viele, viele Stunde bin ich schon über diese Strände spaziert. Mit dem Weitwinkel, dem Tele und auch dem Supertele. Ich habe aus sehr tiefer Position fotografiert und auch aus sehr großer Höhe. Die gewaltigen Wellen rauschen mit einer Wucht an den Strand und in Kombination mit dem Wind entsteht bei geeigneten Bedingungen ein leuchtender Sprühnebel entlang der Küste. Ich genieße es sehr, diese sich langsam ändernden Bedingungen und atmosphärischen Veränderungen zu beobachten und zu fotografieren. Doch nicht immer sind die Wetter-Veränderungen auf Island langsam und allmählich. Teilweise gibt es abrupte Wetterumschwünge und starke Winde, die das Fotografieren in der Natur sehr stark erschweren. Sucht man sich Schutz, oder fotografiert man weiter? Das wird in der jeweiligen Situation entschieden.

Meine Zuneigung zu Island und die Sehnsucht, hier fotografieren zu dürfen, liegen schon weit zurück. Aus Naturdokumentationen und Erzählungen meiner Großeltern hat sich der Wunsch diese Insel zu erkunden immer weiter verdichtet. Von Bildern kannte ich schon weite Teile des Landes sehr gut. Doch ist es schon noch einmal ganz anders, diese Landschaft mit eigenen Augen zu sehen, mit eigenem Körper zu spüren. Das isländische Wetter und die netten Menschen, die weite Landschaft und die wunderbaren Natureindrücke.

Nun schätze ich mich glücklich und schreibe diese Zeilen, während ich im Flugzeug für die nächste Fotoreise auf Island sitze. Wenn du diesen Beitrag liest, sind wir bereits fotografisch im Einsatz und genießen die tolle Landschaft.

Danke fürs Lesen.