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Mehr Details in den eigenen Bildern

Wie du deine Bilder von vorne bis ganz hinten völlig scharf abbilden kannst…

Für einige Bereiche in der Fotografie gibt es den Anspruch gar nicht, einen größeren Schärfebereich zu erlangen. Bei Tierfotografie oder im Portraitbereich ist meist ein ganz feiner Bereich in focus und der Rest verliert sich im weichen Bokeh. Ganz anders ist das in der Landschaftsfotografie, wo meist der größte Teil des Bildes komplett scharf dargestellt werden soll. Möglichst jedes einzelne Pixel sollte mit der besten, Qualität aufgenommen werden. Aber zum Teil wiederspricht sich das mit den technischen und physikalischen Rahmenbedingungen.

Blende f/22 und alles ist gut?

Schön wärs, aber leider ist es nicht ganz so einfach. Je nach Aufnahme kann es vorkommen, dass der gesamte abgebildete Bereich in focus ist, aber die tatsächliche Schärfe ist trotzdem nicht zufriedenstellend. Ich würde in jedem Fall von der Verwendung von Blendenwerten jenseits von f/16 abraten. Grund dafür sind dies sogenannten Beugungseffekte, die sich mit der Verkleinerung der Blendenöffnung verstärken. Kurz gesagt, je offener die Blende umso weniger Beugungseffekte und je geschlossener die Blende umso stärker wirkt sich diese Unschärfe aus. Bei mittleren Blendenwerten von f/8 für APS-C und f/11 für Vollformat sieht die Kombination aus Schärfentiefe und absoluter Schärfe sehr gut aus. Dabei spielt jedoch ebenso die spezifische Objektivkonstruktion mit hinein, denn nicht jedes Objektiv verhält sich gleich. Mit diesen Rahmenbedingungen sind wir in manchen kompositorischen Situationen auf die Zuhilfenahme alternativer Methoden angewiesen…

Die Brennweite ist entscheidend

Bevor wir jedoch die genaue Vorgehensweise besprechen, möchte ich noch einen weiteren wichtigen Faktor mit ins Rennen führen. Neben den offensichtlichen Faktoren, wie der Blende, ist die Brennweite der entscheidende Wert, den wir für unsere Bilder heranziehen müssen. Denn, je länger die Brennweite umso geringer wird der Schärfebereich. Das bedeutet, dass die gleiche Blende mit der gleichen Kamera und dem exakt selben Fokuspunkt je nach Brennweite einen deutlich unterschiedlichen Schärfebereich liefert. Und zusätzlich dazu macht die Entfernung zum Motiv einen riesigen Unterschied. Bereits wenige Meter können darüber entscheiden, ob für ein Bild f/11 ausreicht, oder ob Focus stacking nötig sein wird. Focus stacking ist oft gefürchtet und ist manchmal eine große Hürde. Mit dieser Hürde möchte ich heute ein wenig aufräumen, denn in vielen Fällen ist die Überlagerung von Bildern mit unterschiedlichen Schärfebereichen gar nicht so aufwändig und in wenigen Minuten geschehen.

Auf den Bildausschnitten in 100% ist die deutlich unterschiedliche Schärfe zu erkennen. Der jeweils linke Bildausschnitt ist die Aufnahme mit Fokus auf den Hintergrund und der rechte Ausschnitt in der Vergleichsansicht wurde auf den Vordergrund fokussiert.

Focus stacking

Um für das Focus stacking die richtigen Ausgangsbilder zu haben, müssen gewisse Faktoren bei der Aufnahme der Einzelbilder berücksichtigt werden. Zuerst sollten mehrere Aufnahmen zum Beispiel mit Blende f/11 aufgenommen werden. Beim ersten Bild wird auf das, am weitesten entfernte Motiv scharf gestellt. Um zu wissen, wo der Fokuspunkt für Bild Nr. 2 liegen soll, ist es entscheidend das Bild in der Kamera auf 100% zu vergrößern. Nun folgt die nächste Aufnahme usw. Wenn wir beispielsweise mit zwei Bildern ein Auslangen finden, dann ist das fein. Jetzt müssen wir diese beiden Bilder in Lightroom vorbereiten. Die Basisentwicklung soll nur zum Ausgleich der Belichtungen dienen und eine gute Basis für die weitere Arbeit schaffen. Damit beide Bilder exakt gleich aussehen, sollten nun die Entwicklungseinstellungen übertragen werden. Nach der Synchronisierung der beiden Aufnahmen kommt die gefürchtete Hürde.

Jetzt wählen wir beide Bilder aus und exportieren diese in Photoshop. Dafür kannst du mit der rechten Maustaste auf eine der beinen Bilder klicken und anschließend auf, „Bearbeiten in“ –> „in Photoshop als Ebenen öffnen“.

Nachdem sich die beiden Ebenen geöffnet haben, überlagern wir diese ganz genau. Dies können wir glücklicherweise automatisch vornehmen. Nun markieren wir wieder beide Ebenen und wählen, „Bearbeiten“, „Ebenen automatisch ausrichten“. Nachdem wir den kommenden Dialog mit Auto-Einstellung bestätigt haben, werden die Bilder gegebenenfalls so überlagert, dass sie Deckungsgleich sind. Es kann vorkommen, dass ein paar Pixel am Rand abzuschneiden sind.

Fast geschafft…

Damit wir nun die besten Bereiche in beiden Bildern erhalten, fügen wir eine Ebenen-maske auf der höchste Ebene hinzu. Mit dieser erschaffen wir nun einen natürlichen Übergangsbereich indem wir mit dem Pinsel (schwarz und weiß) weiter arbeiten. Die Bereiche, die schwarz angemalt werden, werden versteckt und die weißen Bereiche bleiben sichtbar. Somit können wir das Beste beider Welten auf einer resultierenden Ebene sichtbar machen.

Entstanden auf der Fotoreise Lofoten 23 | Aufgenommen mit Fujifilm GFX100s bei 20mm | f/11 | 0,5 sec | ISO 125

Manchmal funktioniert auch die Automatik Funktion ganz gut. Dafür kannst du nach der exakten Überlagerung eine automatische Überblendung vornehmen. Dazu kannst du auf Bearbeiten und „Ebenen automatisch überblenden“ gehen. Jetzt noch ok und dann lassen wir uns überraschen. Leider funktioniert es nicht immer so gut und bei komplexen Motiven und Überlagerung vieler Bilder greife ich auf das hervorragende Programm Helicon Focus zurück. Dieses Programm ist kostengünstig und liefert die besten Ergebnisse für automatisches Stacking.