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Ein Segen für die Fotografie

Wenn zwischenmenschlich Ebbe herrscht, dann ist das meistens nicht so positiv. Auch wenn im Glas Ebbe ist, gibt es wenig Grund zur Freude, doch am Meer sieht das ganz anders aus, zumindest meiner Meinung nach 😉

Keine Fußabdrücke

Am Strand gibt es Bereiche, die gar nicht oder nur sehr selten vom Wasser geformt werden und auch das nur bei ganz massiven Stürmen. Andere Strandabschnitte werden mit jedem Zyklus zwischen Ebbe und Flut neu gestaltet. Die Dauer zwischen High Tide und Low Tide beträgt ca. 6 Stunden und somit gibt es diesen Wechsel gleich zwei Mal am Tag. Wie stark der Unterschied genau ist, hängt von der Entfernung des Mondes ab und kann aus Tabellen entnommen werden. An manchen Stellen im Nordatlantik kann der Unterschied zwischen Ebbe und Flut schon mal deutlich mehr als 10 Meter sein, was absolut unglaublich klingt.

Durch den Wechsel zwischen Wasser und Land werden alle menschlichen und andere Spuren verwischt. Wie auf einer Zeichentafel entsteht die gesamte Leinwand zwei Mal täglich neu. Besonders an sehr stark frequentierten Orten ist dieser Wechsel äußerst willkommen.

Strukturen im Vordergrund

Die verborgene Welt der Uferzone im Wechsel zwischen Land und Wasser wird durch die Ebbe freigegeben. Eine Zone, die auch für viele Tiere sehr große Bedeutung hat, denn wenn das Wasser zurückweicht, finden Vögel und andere Tiere ihre Nahrung. Wir als Fotograf*innen finden nach dem sanften Zurückweichen des Wassers faszinierende Strukturen im Sand vor, welche durch das abfließende Wasser entstehen. In steinigen Regionen gibt es zusätzlich interessante Seegräser und Muscheln, die auf dem Gestein ihre Heimat finden. Sehr vorsichtig bewege ich mich in diesen Bereichen, da die Steine meist sehr rutschig sind und die Sandstrukturen äußerst fragil.

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Zeichnungen im Sand

Ich bin von den natürlich entstehenden Strukturen absolut fasziniert und finde an Stränden häufig abstrakte Motive und organische Formen. Diese kleinen Ausschnitte der großen Landschaft lassen viel Platz für Fantasie. Langsam streiche ich über den Strand, mit meiner Kamera in der Hand und den Blick auf den Boden gerichtet. Immer wieder bleibe ich stehen, betrachte die Ausschnitte durch die Kamera und nehme bei Bedarf ein Bild auf. Manchmal verwende ich etwas längere Belichtungszeiten von ca. 1/20 sec um leichte Bewegungen in den sanften Wellen darzustellen. Der Vorteil davon ist, dass ich diese Belichtungszeiten noch aus der Hand fotografieren kann. Für manche Motive, die sich direkt an der Wasserlinie befinden, muss ich nämlich sehr schnell sein. Die flüchtigen Momente und die Augenblicke, in denen ein wunderschönes Stück Seetang genau von der Welle berührt wird, erfordern eine besonders rasche Reaktion. In diesen Fällen verwende ich die Serienbild-Funktion um den richtigen Moment einfangen zu können. Das Glück mit den Wellen ist, dass sie wiederkehren und so haben wir vielleicht auch noch eine zweite Chance.

Bei der  Wahl neuer Fotolocations beachte ich auch die Gezeiten. Dafür verwende ich Apps wie HighTide oder MSW (magicseewead). Mit diesen Anwendungen kannst du ganz genau die Zeitpunkte von Ebbe und Flut ermitteln. Dadurch kannst du die bevorzugten Fotospots dementsprechend auswählen. Auf Fotoreisen werden somit die Plätze am Meer bevorzugt bei Low Tide besucht und die Locations an Land nach Möglichkeiten zu anderen Zeiten. 

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