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Wie die Farbgebung von Bildern auf unsere Gefühle Einfluss nehmen

Dass Farben direkt mit Gefühlen und Emotionen in Verbindung stehen, ist weitgehend bekannt. Seit jeher beschäftigen sich die unterschiedlichsten Disziplinen mit Farbtheorien. Die Farbpsychologie beruht laut aktueller Meinung von Expert*innen auf unseren Empfindungen, die auch teilweise von Instinkten und Denkstrukturen geprägt sind. Die in uns verankerten Archetypen, die über Generationen weitergegeben wurden, bilden ein kollektives Unterbewusstsein und beeinflussen somit unsere Gefühle und Empfindungen bei der Betrachtung von Farben.

Bedeutung von Farben

Ohne Licht gibt es keine Farben und je nachdem, wie unser Sehsinn ausgeprägt ist, funktioniert die Wahrnehmung unterschiedlich. So ist das menschliche Auge beispielsweise im Stande, die Wellenlängen des Lichts im Bereich zwischen ca. 380  und 780 Nanometer zu sehen. Das Lichtspektrum, welches vom menschlichen Auge detektiert werden kann, ist somit winzig klein im Vergleich zum vorhandenen Wellenspektrum.

Die Farben des Regenbogens zeigen uns unser gesamtes sichtbares Farbspektrum nach Wellenlänge geordnet. Durch die Brechung des Lichtes in den Wassertropfen erfolgt die Spektralzerlegung. Neben dem hochkarätigen Wissenschaftler Isaac Newton, hat sich beispielsweise auch Johann Wolfgang von Goethe mit der Farbenlehre beschäftigt.

Jede Farbe hat ihre eigene Bedeutung und auch die geschlechterspezifischen Vorlieben sind sehr unterschiedlich. Doch bei diesem Umstand handelt es sich laut Psychologie um sozial erlernte Verhaltensweisen. Betrachtet man die geschichtliche Farbvorliebe, entdeckt man, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pink als Männerfarbe galt und Blau von Frauen bevorzugt wurde.

Doch was haben die Farben nun gesellschaftlich „objektiv“ betrachtet für eine Bedeutung bzw. wie nehmen wir diese wahr?

Dafür gibt es zu jeder Farbe eine deutliche Tendenz, sowohl in die positive als auch in die negative Richtung. Wie vieles im Leben gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille.

Rot

Die Farbe der Liebe ist eine Farbe, die sehr stark in den Vordergrund tritt. Wärme, Macht, Liebe und Leidenschaft werden ihr zugeschrieben. Doch auch Gefahr, Zerstörung, Wut und Zorn wohnen ihr inne. In der Natur nutzen Insekten, Schmetterlinge und Amphibien diese Farbe auch als Warnfarbe, um Fressfeinde abzuschrecken.

Wechselt man in einen anderen Kulturkreis, verändert sich damit auch die Bedeutung: In China gilt Rot als Farbe des Glücks.

Gelb

Alle Farben werden auch unterschiedlich hell wahrgenommen und gelb ist die hellste. Die positiven Emotionen wie Heiterkeit, Wärme und Optimismus werden ihr gleichermaßen zugeschrieben wie die negativen Gefühle Neid und Egoismus. Die Farbe der Sonne hat im asiatischen Raum zusätzlich die Bedeutung von Ruhm, Harmonie und Weisheit.

Blau

Die kühle Farbe von Eis und Winter strahlt auch eine gewisse Ruhe aus. So gilt Blau weitgehend als beruhigend und entspannend. Sehnsucht und Melancholie werden ihr gleichermaßen zugeschrieben. Häufig wird sie auch im religiösen Kontext verwendet.

Grün

Denkt man an Natur, denkt man an die Farbe Grün. Das Leben und das Wachstum sowie Glück, Ruhe und Hoffnung stecken in dieser Farbe. Auch das Ungenießbare, Gift und Unreife werden damit assoziiert. In islamischen Ländern findet sich die Farbe Grün fast ausschließlich in einem religiösen Kontext.

Orange

Die wärmste aller Farben, ein Symbol für Nähe und Helligkeit. In der Gefühlswelt sind Vitalität, Lebenslust und das Vertrauen sehr stark mit Orange verbunden. Mut, jedoch auch Oberflächlichkeit werden ihr zugeordnet. In der Natur ist Orange ein Symbol für den Wandel und den leuchtenden Herbst.

In Asien und vor allem im Buddhismus findet die Farbe Orange häufig Einzug: Sie gilt als höchste Stufe der menschlichen Erleuchtung.

Violett

Eher düster und kühl wirkend präsentiert sich die Farbe Lila, steht jedoch ebenso für die Leidenschaft und Mystik sowie Tiefgründigkeit. Außerdem werden ihr Trauer, Eitelkeit und Verlust gefühlsmäßig zugeschrieben. Für lange Zeit war Purpur die teuerste Farbe und war demnach nur König*innen und geistigen Würdenträgern vorbehalten.

Schwarz

Keine Farbe im eigentlichen Sinn und doch weckt Schwarz Emotionen wie Sorge und Trauer. Einerseits wird Schwarz Düsterkeit und eine gewisse Schwere zugeschrieben, andererseits Eleganz und Unabhängigkeit. In den Pigmentfarben ist Schwarz die Summe aller Farben.

Kulturell wird Schwarz häufig mit Pech, Tod, Trauer und Krankheit verbunden. Die in schwarz dargestellte Hindu-Göttin Kali steht beispielsweise für vollkommene Zerstörung, jedoch gleichzeitig für Wiedergeburt und Fruchtbarkeit.

Weiß

Strahlend, ja fast schon blendend, gilt Weiß zum einen als Inbegriff der Reinheit, Ordnung und des Wissens, zum anderen der Leere und Flucht. Japan etwa verbindet mit Weiß die Trauer.

Addiert man in den Lichtfarben alle Farben, so erhält man Weiß.

Subjektivität von Farben

Die Empfindung von Farben ist so einzigartig wie wir Menschen. Jede Person hat eine völlig eigene Wahrnehmung von Farben, vielleicht sogar eine andere Art, Farben zu sehen. Wie die Farben interpretiert werden, hängt stark von unseren Erfahrungen mit den Farben ab. So kann es beispielsweise sein, dass wir aufgrund einer schlechten persönlichen Erfahrung eine Abneigung gegenüber der Farbe Gelb erworben haben. Dies geschieht meist nur unterbewusst und weniger direkt.

Wir haben jedoch die Fähigkeit, unser Farbempfinden und unsere Einstellung gegenüber einzelnen Farben wieder zu ändern. Glücklicherweise ist unser Gehirn dafür plastisch genug.

Farben machen Bilder

Wenn es um Bilder geht, verarbeiten wir die Farben darin innerhalb von ca. 50 Millisekunden, wo hingegen der restliche Inhalt zur Verarbeitung länger dauert. Bewusste Farbsetzung und die Unterstützung der Farbwirkung sind somit entscheidende Faktoren für die Aufnahmen. Wir entscheiden unterbewusst schon sehr schnell, ob ein Bild uns grundsätzlich interessant erscheint und uns auf farblicher Ebene anspricht. Taucht als Hauptfarbe im Bild unsere „ungeliebte“ Farbe auf, so sind wir geneigt, gleich weiter zu blättern.

Natürlich spielen die Struktur, der Inhalt sowie die Komposition und das Licht eine sehr wichtige Rolle. Für wirklich „gute“ Bilder muss eben sehr viel zusammenpassen. Alle Elemente in einem Bild sollen sich entweder möglichst gut unterstützen und harmonisch miteinander existieren oder gegensätzlich wirken und somit die gewünschte Wirkung erzeugen.

Farbanalyse

Analysiert man das eigene Bild bei der Bildentwicklung, sollte man für eine möglichst neutrale Einschätzung wieder Abstand zum Bild nehmen. Also für eine halbe Stunde etwas anderes machen. Nicht unbedingt an anderen Bildern arbeiten, da man sich somit an das Farbschema dieser anderen Bilder gewöhnt. Optimal wäre natürlich eine analoge Tätigkeit, wie z.B. lesen, und es wäre sehr zeitintensiv, diese Vorgehensweise bei jedem Bild zu verfolgen.

Ich versuche jedoch zu vermeiden, die Bilder direkt nach der Aufnahme fertig zu entwickeln und gleich zu veröffentlichen. Meist vergeht inzwischen noch der eine oder andere Tag und danach komme ich mit „frischen Augen“ zurück und kann die Farben noch minimal anpassen. Je länger ich am Stück an einem Bild arbeite, umso stärker fällt manchmal die Bearbeitung aus und ich muss noch einige Dinge anpassen, damit mir das Bild wirklich gefällt.

Zur tatsächlichen Analyse – unabhängig von extrem teuren high end-Bildschirmen – gibt es Werkzeuge wie color.adobe.com mit der die Farbanalyse sehr leicht fällt. Hier kann man das Farbschema der eigenen Bilder extrahieren und so das Bild nach farblichen Gesichtspunkten anpassen. Möchte man weiter in die Tiefe gehen, gibt es noch weitere tolle Webseiten wie Paletton, wo man sich mit der gewünschten Farbbalance eine eigene Farbpalette erstellen kann. Nun kann man die Bildentwicklung direkt anhand dieser Farbpalette durchführen. Diese Methode wird teilweise in der Werbung und in Filmen verwendet, wo man sehr gezielt in eine bestimmte Gefühlsrichtung gehen will.

Eine gute Übung ist ebenso, die Screenshots von Bildern anderer toller Künstler*innen farblich zu analysieren. Die Palette von Van Gogh, Monet und Picasso zu extrahieren, kann auch für die eigenen Bilder sehr interessant sein.

Farbbalance

Wie wir die Farbe balancieren wollen, liegt ganz bei uns. Sollen die Farben eher kräftig ausfallen oder doch gedämpfter? Alles eine Frage des Bildes und des eigenen Geschmacks. Doch für die die Farbbalance macht die Sättigung wenig Unterschied.

Grundsätzlich gibt es mehrere Farbbalance-Modelle, die sehr wirkungsvoll sind und die man unkompliziert einsetzen kann. Einige davon kommen auch ganz natürlich vor und man braucht wenig anzupassen. Denken wir etwa an eine Szene bei klaren Bedingungen mit blauem Himmel und Sonnenuntergang: Nachdem die Sonne untergegangen ist, erhalten wir das warme Licht am Himmel noch immer und die Landschaft taucht in ein tiefes Blau. Somit haben wir einen komplementären Farbkontrast. Es sind nur zwei Farben im Bild, die genau gegenüber liegen.

Ob wir unser Bild weiter reduzieren wollen und mit nur einer Farbe arbeiten wollen oder eine aufwändigere Farbkombination bevorzugen, hängt stark vom Motiv und vom Bildaufbau ab. Häufig ist es jedoch eine gute Entscheidung, nicht alle Farben des Regenbogens im Bild zu haben, da dies die Rezipient*innen überfordert. Je klarer wir kommunizieren, umso besser können unsere Bilder verstanden werden und umso positiver fällt auch die Resonanz aus.

Das Thema Farbe ist vor allem in der Fotografie ein sehr wichtiges Thema und wird häufig im Zuge meiner Fotoworkshops und Reisen behandelt. Auch in den Online Kursen finden Farben einen wichtigen Platz.