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Wie fotografiere ich eigentlich einen Vulkan?!

Fagradalsfjall. So lautet der Name eines kleinen Wandergebiets auf der Halbinsel Reykjanesbaer. Bis zum 19. März 2021, denn da öffnete sich die erste Spalte durch ein Erdbeben und es trat viel Rauch, Asche und flüssige Lava aus. Seit diesem Tag wird das Tal namens Geldingadalur mit Lava bedeckt und füllt sich immer weiter.

Eigentlich ist unsere Reise nach Island relativ spontan entstanden. Und dennoch plane ich seit mittlerweile Jahrzehnten, dieses wunderschöne Land zu besuchen. Als meine Großeltern vor vielen, vielen Jahren auf Island waren und mit leuchtenden Augen davon berichteten, hat mich schon damals die gewaltige Natur und die weite Landschaft fasziniert. Das war sogar noch bevor ich begonnen habe zu fotografieren!

Als ich dann einige Jahre später meine ersten Schritte mit der Kamera gemacht habe, war die Faszination für Island nur noch größer und der Wunsch, dieses Land mit eigenen Augen zu sehen, wuchs. Doch als 15 Jähriger hat man alleine auf Island wohl auch nichts verloren. Und so verging die Zeit und ich beschäftigte mich immer intensiver mit dem Land aus Feuer und Eis.

Ein Vulkanausbruch war  für mich immer sehr faszinierend und so ein Ereignis selbst zu sehen, doch auch etwas surreal. Wie gefährlich würde das sein und wie kommt man zu diesen entlegenen Stellen? Die Bilder des Vulkanausbruchs am Ejafjallajökull im Jahre 2010 gingen um die Welt und beeinflussten ganz Europa. Doch hier konnte man durch die Einschränkungen im Flugverkehr nicht einfach nach Island reisen. Das ist beim aktuellen Vulkan etwas anderes! Relativ kurz entschlossen habe ich meine Frau davon überzeugt, dass wir nach Island müssen. Innerhalb von einer Woche haben wir die Reise grob geplant und uns in den Flieger gesetzt.

Zuerst mussten wir nach unserer Ankunft auf Island noch in 5-tägige Quarantäne, da wir weder geimpft noch genesen waren. Das war für uns und unsere Spontanität vermutlich kein Nachteil, denn wir hatten somit weitere 5 Tage gewonnen, um die Reiseplanung zu finalisieren. 

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Wie läuft die Quarantäne ab?

Als wir am 22. April nach Island flogen, konnte man sich noch zwischen der staatlichen Quarantäne oder einem selbst gewählten Standort für die ersten fünf Tage entscheiden. Bei der staatlichen Quarantäne bekommt man ein Hotelzimmer zugewiesen und kann eigentlich kaum hinaus, da man niemandem zu nahe kommen darf. Der Vorteil: Die staatliche Quarantäne wäre kostenfrei gewesen und man musste auch nichts für’s Essen bezahlen. Da wir jedoch die erstaunlich großzügige Gastfreundschaft von Island nicht ausnutzen wollten, suchten wir uns eine eigene Unterkunft, wo wir für die ersten fünf Tage auch selbst für Kost und Logis aufkamen. Wir wurden von unserem Host beim Einkauf unterstützt und hatten somit alles, was wir benötigten. Während der ersten fünf Tage war es gestattet, kleinere Spaziergänge in der Natur zu machen, sofern ein Abstand zu anderen Menschen eingehalten wurde. Mit dem Auto zu fahren, einkaufen zu gehen oder Sightseeing zu betreiben war nicht erlaubt. Wir haben die Zeit genutzt, um Energie zu tanken und die wunderschöne, uns umgebende Natur zu genießen, die isländische Luft zu atmen und das Wetter zu beobachten. Direkt vor unserer kleinen Hütte waren auch immer wieder wunderbare Tiere, wie die Austernfischer und die Bekassinen unterwegs.

Am Tag 5 der Quarantäne ging’s zurück nach Reykjavik zum PCR-Test, der übrigens auch kostenfrei war. Nach 4-5 Std. hatten wir dann auch schon das Ergebnis auf unserer C-19 App bekommen und wir konnten uns ab sofort frei bewegen. Die erste Station war ein toller Campingplatz in Grindavik, nur unweit vom Geldingadalur, wo die Eruption des Vulkans stattfindet.

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Der Weg zum Vulkan

Island ist auch in dieser Hinsicht wirklich einzigartig: Blitzschnell wurde reagiert, um den Ansturm von Menschen in geregelten Bahnen verlaufen zu lassen. Es wurden Parkplätze geschaffen und auch der Weg wurde markiert und teilweise befestigt. Fast rund um die Uhr sind Rettungskräfte vor Ort und überwachen die Emissionsbelastung. Sie stehen auch mit Rat und Tat zur Seite und im den äußersten Notfall fahren sie mit ihrem 4×4 Fahrzeug sogar bis ans Lavafeld!

Der Weg selbst ist ca. 4 km lang und man bewältigt ca. 300 Höhenmeter. Für die wenigen kurzen, steilen Anstiege sind Wanderstöcke von Vorteil und das teilweise lose, spitze Geröll verlangt festes Schuhwerk.

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Was soll am Vulkan alles dabei sein?

Da ein eruptierender Vulkan nicht nur Lava ausstößt, sondern auch eine Menge Asche und Gase, macht es Sinn, eine Atmeschutzmaske zu verwenden. Der Großteil der Besuchenden verzichtet jedoch darauf und auch eine FFP2-Maske ist in diesem Fall nur maximal eine Notlösung. Ich habe mich für einen umfassenden Schutz mit einer Maske ausgestattet, welche mit ABEK1Hg gekennzeichnet ist. Diese Maske filtert sowohl Asche als auch unterschiedliche giftige sowie gesundheitsschädliche Gase.

Auch die Kleidung soll nach Möglichkeit an die Gegebenheiten angepasst werden und somit nicht leicht entflammbar sein. Je nach Jahreszeit ist auch eine Stirnlampe sehr hilfreich; ganzjährig sinnvoll sind Handschuhe und Haube, da auch sehr starke Winde auftreten können.

Fotografieren am Vulkan

Equipment

Vor Ort wünscht man sich häufig mehr Ausrüstung als man auf den Berg hinauftragen möchte. Deshalb macht es Sinn, sich vorher einige Gedanken zu machen und nach Möglichkeit mit jemandem zu sprechen, der schon vor Ort war. Von den persönlichen Erfahrungen kann man sehr profitieren.

Stativ

Als sehr wichtig schätze ich das Stativ ein. Dieses wird aufgrund des Gewichts und der Größe häufig zu Hause gelassen und am Ende gibt es viele verwackelte Bilder. Ich habe mein großes Stativ mit zum Vulkan genommen, um ein verlässliches Werkzeug zu haben. An die Stativbeine habe ich in diesem Fall die Metallspitzen angebracht, um die Gummifüße nicht unnötig zu belasten. Auch im Falle zu großer Hitze haben die metallischen Füße einen Vorteil und außerdem ist die Stabilität höher.

Filter

Natürlich dürfen hier die Fotofilter auch nicht fehlen! Ich war mit einer Reihe von Filtern unterwegs: Sogar wenn man einen Vulkan fotografiert, ist ein Polfilter von Vorteil, da die erstarrte Lavahaut teilweise stark reflektiert und man durch den Polaristionsfilter störende Reflexe entfernen kann.

Weiters habe ich GND Filter verwendet, um den hellen Himmel abdunkeln zu können. Die Helligkeitsunterschiede sind teilweise sehr stark und mit diesem Filter hat man deutliche Vorteile. Die Lösung, diesen Filter durch Braketing zu ersetzen, fand ich vor Ort nicht so vorteilhaft, da die Szene sehr dynamisch ist und ich die Aufnahme in einem Frame aufnehmen wollte.

Als gestalterisches Element habe ich noch ND Filter verwendet und somit längere Belichtungen gemacht. Mehrere Sekunden am Vulkan zeichnen die Flugbahnen der einzelnen Lavabrocken ab und beruhigen die Szene ein wenig. Auch die Wolken werden verwischt und das Bild lebt noch mehr von der Farbe.

Objektive

Ich habe mich für ein Weitwinkel und zwei Teles entschieden. Somit habe ich den Bereich für die große Landschaft im Überblick, sowie Aufnahmen mit markantem Vordergrund abgedeckt, als auch Portraits vom Vulkan und Details von der Lava.

Die Bilder vom Vulkan gehen um die Welt und die Faszination ist kaum zu beschreiben. Vor Ort ist man so überwältigt, dass man verleitet ist, einfach los zu knipsen. Bei extrem markanten und starken Hauptmotiven kann man leicht den Sinn für Komposition und Bildaufbau vergessen. Ein Bild, auf dem ein Vulkan zu sehen ist, ist noch lange kein gutes Bild. Zusätzlich ist es nicht ganz einfach, da der dynamische Umfang der Landschaft sehr groß ist. Die flüssige Lava ist sehr hell und das schwarze Gestein absorbiert sehr viel Licht. Auch der Wind ist eine Herausforderung auf gleich zwei Ebenen: Einerseits kann es durch die Winde und teilweise starken Böen zu verwackelten Bildern kommen. Andererseits ist die Lava so heiß, dass es zu Hitzeflimmern kommt und je nach Bildausschnitt unscharfe Bilder zu erwarten sind.

Die Arbeit am Vulkan ist definitiv eine Extremsituation und für Mensch und Equipment eine Herausforderung. 

Wie hat sich der Vulkan verändert?

Als sich am 19. März die erste Spalte durch ein Erdbeben im Geldingadalur öffnete, trat die Lava noch in sehr sanfter Form an die Oberfläche. Nach und nach floss die Lava an unterschiedlichen Orten aus der Erde. Teilweise waren 6 Öffnungen im Tal zu sehen, von denen aus die flüssige Erde das Tal füllte. Nach und nach schlossen sich die Spalten wieder und veränderten den Anblick und auch die Gestalt des Vulkans.

Bei unserer Landung auf Island und zu Beginn unserer Quarantäne gab es noch vier Öffnungen und die Lava quoll noch sehr gemütlich ins Tal. Maximal 10 Meter blubberte die Lava in die Höhe. Wir waren sehr fasziniert und freuten uns darauf, was wir erwarten würden. Jeden Tag überprüften wir, ob der Vulkan denn eh noch aktiv sei.

Als wir dann endlich zum Vulkan gehen konnten, packte ich meinen Rucksack mit allem, was ich an Fotoausrüstung mit hatte und machte mich mit den mehr als 20kg auf den Weg. Jetzt hatten sich über Nacht die letzten beiden Öffnungen zu einem Schlund verbunden. Dies führte dazu, dass die Lava nicht mehr 10 Meter sondern über 50 Meter herausspritzte. Auch akustisch ein unbeschreibliches Erlebnis! Wir staunten über die Veränderung und die Gewalt der Natur. Noch nie haben wir uns an so einem rauen Ort wiedergefunden. Ich fotografiere den Vulkan aus allen mir möglichen Ecken und Perspektiven. Sehr nahe am Lavafeld und von weit oben auf dem Hügel. Kurz bevor wir zurückwanderten, machte ich auch noch ein paar Aufnahmen mit der Drohne und bekam zusätzliche Einblicke in den Krater.

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Am nächsten Tag wanderten wir wieder ganz euphorisch zur Ausbruchsstelle und genossen die Atmosphäre schon etwas gelassener, da wir die Lage bereits etwas besser einschätzen konnten. Und auch heute erwartete uns etwas Besonderes, denn wir konnten ein seltenes Schauspiel bewundern:

Ein „Feuertornado“ bildete sich! Immer wieder traten Windhosen am Kraterrand auf und Staub und Asche wurden durch die Gegend gewirbelt. Doch plötzlich breitete sich eine Windhose unmittelbar bei der Ausbruchsstelle aus. Lavastücke wurden aus dem Strom entrissen und flogen durch die Luft. Der Gas- und Aschestrom saugte sich strudelförmig in die Höhe und die Geräuschkulisse war zusätzlich etwas bedrohlich. Abwartend blickten wir auf dieses besondere Spektakel und beobachteten dieses aus „sicherer“ Entfernung. Nach einigen Minuten flaute die Windhose ab und der Vulkan spuckte weiter Lava in regelmäßigen und sehr kurzen Abständen.

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Der “Feuertornado” aus sicherer Entfernung. Lava wird durch Windhosen in Kombination mit Gaseinschlüssen aus dem Lavastrom gerissen und durch die Luft geschleudert.

Nun hieß es für uns Abschied sagen und wir kehrten mit Stirnlampe zurück zu unserem Mietauto. Ich nutzte noch die Gelegenheit und fotografierte die vielen Menschen, die den selben Weg gingen. Im Hintergrund leuchtete noch die Rauchwolke vom Feuerberg und die vielen Lampen zeichneten ihren Weg in mein Bild. Mit etwas Demut haben wir diesen besonderen Ort verlassen, voll Dankbarkeit, dass wir dieses Naturwunder erleben durften.

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Die Stirnlampen zeichnen den Weg zurück auf und im Hintergrund beleuchtet der eruptierende Vulkan, Fagradalsfjall, die Aschewolke.

Nun haben wir für den Rest unserer Islandreise andere landschaftliche Highlights besucht und viele davon fast alleine genießen dürfen. Abenteuerliche Straßen, nette Menschen, wunderschöne Tiere und Schnee am Zelt waren auf der Tagesordnung.

Grande Finale

Durch die Reisebestimmungen war noch ein weiterer PCR-Test für unseren Rückflug von Nöten. Diesen Test ließen wir wieder in Reykjavik machen und somit hatten wir zwei weitere Vulkannächte gewonnen. Eine tolle Sache, denn jetzt hatte sich das Erscheinungsbild und die Gewalt nochmal geändert. Jetzt kamen die Eruptionen in Perioden mit einer Pause von ca. 10 Minuten. Der scheinbar ruhige Kegel rauchte plötzlich stärker und langsam begann die graue Wolke von unten zu leuchten. Der Badspiegel erhob sich wallend und das Leuchten der Kraterwände wurde immer kräftiger. Plötzlich schossen die Lavamassen in die Luft und feine Partikel wurden vom Wind davongetragen. Die großen Lavabrocken krachten auf die äußere Kraterwand und tauchten diese in helle Gelb- und Orangetöne. Am nächsten Tag auf dem Weg zum Flughafen verfolgten wir die lokalen Nachrichten und fanden einen Beitrag des isländischen Nachrichtensenders ruv.is der eine Lavafontäne von über 450 Metern gemessen hat. Nun hatten wir die Bestätigung, warum uns die letzten beiden Vulkantage so beeindruckten!

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Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Ereignis erleben durfte und auch fotografisch festhalten konnte. Es handelt sich bei dieser Eruption um einen Schildvulkan, welcher die Magma direkt aus dem flüssigen Erdmantel auswirft und nicht aus einer Magmakammer. Das kann für diesen Vulkan bedeuten, dass er noch einige Zeit für uns zu sehen ist…

Damit wird auch die kommende ISLAND-Fotoreise JULI 2021 mit zwei Vulkantagen als eines der Highlights aufwarten können!