+43 664 30 25 811 philipp@jakesch.photography

 

Damit du den Dynamikumfang deiner Kamera möglichst gut ausnutzen kannst und die bestmögliche Qualität erhältst, ist diese Technik hervorragend. Sor richtig stark geworden ist ETTR erst mit der digitalen Technik. Was die Vorteile sind erkläre ich gleich.

Was bedeutet Expose to the Right

Bevor ich nun erläutere, was es mit ERRT also Expose to the right auf sich hat, möchte ich noch ein wenig Hintergrund liefern. Anders als bei dem analogen Film, hat der digitale Sensor keine Möglichkeiten mehr Informationen aus den zu hell belichteten Pixeln zu holen. Wenn mehrere benachbarte Pixel deutlich mit Licht überflutet wurden stehen alle bei 100%, obwohl sie gundsätzlich vielleicht leicht unterschiedliche Werte gehabt hätten. Bei zu dunklen Pixeln ist das einfacher. Hier kann das erhaltene Signal verstärkt werden und die Helligkeit steigt. Unterschiede von benachbarten Pixeln bleiben dabei erhalten.

Mit Expose to the Right oder ETTR oder nach rechts belichten meint man folgenden umstand: Wenn die Kamera die Belichtung misst, egal mit welchem Modus, dann ist bei ausgewogenen Verhältnissen auf der rechten und auf der linken Seite des Histogramms noch Platz. Wie wir das Bild anschließennd entwickeln bleibt uns für später überlassen. Die Idee von Expose to the Right ist so, dass wir das Historamm noch direkt an Ort und Stelle so weit wir sinnvoll möglich nach rechts verschieben, ohne dass die Highlights beschnitten werden. Wir schieben die Helligkeit des Bildes also nicht endlos und ohne nachzudenken nach rechts, sondern gehen mit der Belichtung and den rechten Rand des Histogramms, anstatt in der Mitte zu bleiben.

Warum sollten wir die Technik – Expose to the Right – anwenden?

Beziehen wir uns nochmal auf des verhalten vom Kamerasensor. Wenn unsere Kamera den Vorhang öffnet um den Sensor zu belichten (egal ob elektronisch oder mechanisch) dann sammelt der Sensor licht. Ist das Bild viel zu dunkel, so müssen wir die vorhandenen Pixel in der digitalen Entwicklung durch Verstärkung des Signals wieder aufhellen um ein gewünschtes Ergebnis zu erhalten. Ist die Aufnahme zu hell haben wir unter Umständen das Problem, dass einige Bildbereiche miteinander verschmelzen und Kontraste verloren gehen. Wir sollten also darauf achten, dass ein Einzelbild so belichtet ist, dass die Hellen Bereiche gerade noch innerhalb des Histogramms sind. Und das unabhängig von der späteren Darstellung des fertig entwickelten Bildes. Wenn wir eine dunklere und dramatische Aufnahme haben wollen, ist es trotzdem ratsam das Bild “zu hell” aufzunehmen. Mit der nachfolgenden Abdunkelung, wird das Bild keinesfalls negativ beeinflusst, eher im Gegenteil.

ETTR. expose to the right, richtig belichten, dynamikumfang, lofoten, norwegen

Fujifilm GFX 100s @20mm | f/11 | 1/3s | ISO 100 

Diese Aufnahme aus Norwegen ist ein gutes Beispiel für die Anwendung der Technik Expose to the Right . Mit einer helleren Belichtung habe ich die gewünschten Informationen möglichst hell aufgenommen um auch im dunkleren Vordergrund mehr Lichtinformationen zu sammeln. Die Helligkeitsunterschiede sind in diesem Beispiel nicht massiv, da das Motiv zwischen dunklen Tönen und hellen tönen relativ ausgewogen ist. Das nachfolgende Bild ist das Raw Bild mit erkennbar helleren Bildbereichen. Wie in einer Raw Aufnahme üblich, ist auch der Kontrast im Bild verhältnismäßig gering.

ETTR. expose to the right, richtig belichten, dynamikumfang, lofoten, norwegen

Wo macht sich ETTR besonders bemerkbar?

Um den Effekt noch deutlicher erkennen zu können müssen wir der Belichtungsmessung etwas auf den Grund gehen. Je nach Messmethode werden unterschiedliche Bildbereiche für die Messung berücksichtigt. Bei der Matrixmessung beispielsweise wird der gesamte Bildbereich herangezogen, jedoch etwas unterschiedlich gewichtet. Bei der Spotmessung, wird nur ein kleiner “Spot” für die Belichtungsmessung herangezogen. Ich verwende eigentlich keine dieser Möglichkeiten, da ich fast ausschließlich das Histogramm für meine Aufnahmen befrage. Beim Histogramm wird die Helligkeitsverteilung im Bild angezeigt. Links ist Schwarz und rechts ist Weiß. Je nach Dynamikumfang des Sensors ist die Wegstrecke zwischen Schwarz und Weiß länger und es können mehr Helligkeitsabstufungen aufgezeichnet werden. 

Da die Belichtungsmessung die Summe der gemessenen Pixel auf einen mittleren Grauwert einstellt, wirkt sich dies besonders stark bei gleichmäßig dunklen bzw. hellen Szenen aus. Bei besonders hellen Szenen will die Kamera das Bild abdunkeln, da die Messung einen mittleren Grauwert anstrebt und die Realität jedoch heller ist. Genau umgekehrt ist es bei besonders dunklen Motiven, wo die Kamera zu einer helleren Aufnahme tendiert.

Vergleichsaufnahmen bei Schnee als Motiv. Belichtungsmessung vs. Expose to the Right.

Betrachten wir den Belichtungsunterschied zwischen der gemessenen Szene in der Kamera und den Werten von ETTR, so sehen wir dass der Unterschied sehr deutlich ist. Genauer gesagt, liegen ganze zwei Belndenstufen dazwischen. Das bedeutet, dass wir vier Mal soviel Licht sammeln können und somit ein Bild mit deutlich mehr Details und Informationen hätten. Das dritte Bild mit +1 EV wäre das anstrebenswerte Endergebnis. Somit sehen wir, dass wir die gemessene Aufnahme um 1 Blendenstufe aufhellen müssten und die ETTR Aufnahme um 1 Blendenstufe abdunkeln könnten. Damit haben wir jeweils eine gleich helle Aufnahme als Ergebnis. Der große Unterschied jedoch ist die Bildqualität. Bei der aufgehellten Aufnahme ist weniger Information verfügbar und somit kann mit Rauschen bzw. Kontrastverlust gerechnet werden. Der Dynamikumfang der Aufnahme ist ebenso niedriger.

Gehen wir davon aus, dass wir diese Bild mit ETTR aufgenommen haben, so erhalten wir mehr Bildinformationen, was in weiterer Folge zu einem noch Informationsreicheren und besonders sauberem Bild führt.

Wann wende ich ETTR an?

Nicht immer verwende ich ETTR, da es auch nicht immer Sinn macht, bzw. praktikabel bin. In manchen Szenen der Tierfotografie macht es keinen Sinn noch hellere Aufnahmen zu tätigen, da die Gesamthelligkeit in Kombination mit der Belichtungszeit die limitierenden Faktoren darstellen. Dabei ist für mich die Belichtungszeit die entscheidende Stellschraube und alle weiteren Einstellungen richten sich danach. Wenn ich mich jedoch auf Bereiche in der Landschaftsfotografie beziehe, so ist Expose to the right häufig ein tolles Mittel für scharfe, kontrastreiche und hochwertige Bilder. Dabei nehmen wir die einzelnen Bilder mit der Basis-ISO auf und belichten den Sensor möglichst hell. Die Vorschau auf unserem RGB Histogramm in der Kamera ist jedoch die JPG Vorschau. Es ist also ein weiterer Dynamikumfang zu erwarten!

Wenn ich eine hoch dynamische Szene aufnehme, wo der Dynamikumfang meiner Kamer nicht ausreichend ist, verwende ich Belichtungsreihen um die gesamte Situation möglichst umfassend aufnehmen zu können. Wie das geht, behandeln wir in einem weiteren Beitrag.