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Wie habe ich Erfolg in der Fotografie?

Je nachdem wie du für dich Erfolg definierst, geht es schneller oder dauert es länger, Erfolg zu haben. Unsere Gesellschaft ist sehr stark auf Leistung und Erfolg getrimmt. Wir wollen in allem was wir machen besser werden. Doch wie soll das funktionieren? Ist es überhaupt möglich, überall besser zu werden?

Nachhaltig bessere Bilder

In meinem Leitspruch sind ein paar unterschiedliche Dinge enthalten: Er zielt in erster Linie auf die Workshops und Fotoreisen ab. Mit dem Wort „nachhaltig“ möchte ich einerseits einen Bezug zum bewussten Umgang mit der Natur und unserer Umwelt herstellen und andererseits auf das wirkungsvolle Lernen und Üben der eigenen fotografischen Fähigkeiten hinweisen. Der Nachhaltigkeitsbegriff wird leider auch schon sehr häufig marketingtechnisch ausgeschlachtet und fragwürdig verwendet.

Meine kleinen Beiträge für einen bewussten Umgang mit der Natur sind sehr vielseitig. Es beginnt bei Verpackungsmaterialien und der Lebensmittelwahl im Alltag. Für meine Fotoreisen kann natürlich die Frage gestellt werden, warum ich überhaupt fliegen muss. Und vielleicht muss ich das auch nicht, aber aktuell möchte ich das gerne so. Als Kompensation pflanze ich Bäume. Genauer gesagt pflanze ich Mangrovenbäume, weil diese in der Lage sind, besonders viel CO2 zu binden. Dabei unterstütze ich unterschiedliche Projekte in Europa und auch weltweit. Aktuell dient eines davon der Wiederaufforstung von Mangrovenbäumen in Nigeria. Mangrovenbäume sind nicht nur für die Artenvielfalt der örtlichen Fauna wertvoll, sondern auch für unser Klima. Mangroven sind im Stande verhältnismäßig viel CO2 im Boden zu binden. Daher wäre eine Abholzung so dramatisch, da das Kohlendioxyd der vergangenen Jahrhunderte plötzlich freigesetzt werden würde. Doch dazu kann man gerne selbst weiter recherchieren und nachlesen.

Bessere Bilder

Der zweite Teil bezieht sich auf bessere Bilder. Doch was heißt „bessere Bilder“? Wir wollen immer und überall besser werden. Wie definieren wir unsere Version von „besser“ und was bedeutet das genau? Geht es darum, noch schärfere Fotos zu bekommen oder noch besser belichtete? Diese Fragen stellen einen wichtigen Teil unserer eigenen Entwicklung dar. Manche Fragen sind etwas eigenartig und man will sie gar nicht beantworten. Andere sind ja „eh klar“ – doch sind sie das wirklich? Manchmal denke ich über ganz banale Dinge nach, und je stärker und bewusster ich mich mit diesen beschäftige, umso mehr beginne ich tatsächlich auch diese kleinen Sachverhalte genau zu hinterfragen und für mich zu beantworten.

Um zu wissen, worin ich besser werden möchte und wo ich besser werden kann, muss ich erst wissen, wie mein status quo ist. Wo stehe ich gerade und wie zufrieden bin ich mit meiner aktuellen Fotografie? Ich könnte einen globalen Vergleich machen und die eigene Arbeit mit den Besten der Besten vergleichen. Doch wenn ich mich ständig nur mit den Besten vergleich, kann sehr schnell eine gewisse Frustration eintreten. Daher macht es Sinn, zwar Inspiration aus den besten und ansprechendsten Fotos zu gewinnen und auch herausragende Arbeiten zu verfolgen – jedoch vergleichen wir die eigene Arbeit am besten nur mit unserer Arbeit von früher.

Der Vergleich mit sich selbst

Um zu sehen, was bisher geschah bzw. wie wir uns fotografisch entwickelt haben, müssen wir unsere Arbeit von heute mit unser Arbeit von gestern und vorgestern vergleichen. Mein jährliches Ritual ist die Erstellung eines Jahres-Fotobuchs. Dieses Fotobuch soll sowohl ästhetisch ansprechend sein, als auch die Arbeiten bestmöglich präsentieren. Fein gedruckt ergibt es somit eine Sammlung aus den besten Bildern eines Jahres. Diese Auswahl kann ich nun hervorragend mit der Auswahl vom Vorjahr vergleichen – und dabei versuchen, möglichst neutral gegenüber meinen eigenen Bildern zu sein.

Bilder die zwischen 2009 und 2013 entstanden sind. Alle direkt im JPEG Foramt aufgenommen. Ohne Einfluss auf die Entwicklung der kamerainternen Software.

Wie betrachte ich ein Bild „neutral“?

Zuerst schaue ich mehrere Bilder an und wähle das für mich ansprechendste aus. Nun achte ich nach und nach auf unterschiedliche Dinge im Bild. Zuerst suche ich es nach Störelementen ab. Dieser Schritt führt mich direkt weiter zur Bildaussage. Was möchte ich denn mit diesem Bild transportieren? Was soll mein Hauptmotiv sein und wie könnte ich die Wirkung noch verstärken, um meine gewählte Komposition weiter zu unterstützen? Bei der finalen Komposition habe ich im Nachgang nur noch relativ wenig Spielraum. Was ich jedoch machen kann, ist die Anpassung des Bildausschnitts bzw. auch des Bildverhältnisses. Häufig macht das Beschneiden des Bildes noch einen entscheidenden Unterschied und die Aussage wird stärker.

Der nächste Schritt ist es, auf Licht und Farbe zu achten: Wie ist die Balance meiner Farben im Bild? Konkurrieren die vorliegenden Farben oder fügen sie sich gut in die Komposition ein? Springt mein Auge durch die Farbwahl stark von einer Seite zur anderen, so versuche ich durch Verringerung der Sättigung von z.B. der Farbe Blau die allgemeine Wirkung des Bildes zu stärken. Durch ein ausgewogenes Zusammenspiel der Farben wird der Zugang zu einem Bild sehr vereinfacht.

Selbst hat man oft eine Geschichte zu den eigenen Bildern. Man war ja dabei. Doch sollte man sich die Frage stellen, ob diese Geschichte denn auch von Rezipient*innen so empfunden und verstanden wird. Ist man ganz ehrlich mit sich selbst, dann findet man auch bei der Bildentwicklung meist noch eine Möglichkeit den einen oder anderen Aspekt herauszuarbeiten.

Bilder, die seit Anfang 2019 entstanden sind. Eine bewusste Entwicklung der Luminanz und der Farben in den Bildern.

In kleinen Schritten

Wenn die Lernkurve mal nicht so steil ist, kann es schon mal vorkommen, dass wir die Freude verlieren. Wir habe äußerst ambitionierte Wünsche und wollen diese auch so schnell wie möglich umsetzen. Tja, so funktioniert das leider nur in den seltensten Fällen – Geduld und Beharrlichkeit bringen uns an dieser Stelle weiter. Wer kontinuierlich an kleinen Dingen arbeitet und Tag für Tag nur um 1 % besser wird, der schafft in einem Jahr große Schritte.

Der Erfolg hängt von kontinuierlicher Verbesserung ab. Vergleich dich nicht mit anderen, sondern nur mit deiner eigenen Version von gestern. Nur so kannst du eine Veränderung und eine Weiterentwicklung bewirken. Es ist nicht einfach, dass man heute mit den Sozialen Medien nicht auf andere blickt und sich wünscht, selbst so etwas zu machen, bzw. an diesen Orten zu sein. Besser werden funktioniert überall. Anleitung ist gut, weil man die Ideen und Praktiken für sich selbst übernehmen kann.

Um wieder Ideen zu bekommen und zu wissen, wo man eigentlich hin will, macht es schon Sinn, mal auf andere Fotograf*innen zu schauen, oder sogar einen Workshop oder eine Fotoreise, ein Coaching oder Mentoring zu buchen. Und wenn die Inspiration dann groß ist und genügend Motivation vorhanden ist, dann kann man täglich seine kleinen Verbesserungsschritte visualisieren.

Der Erfolg, den du mit deinen selbst gewählten Zielen haben wirst, wird groß sein. Denn Motivation und Beständigkeit werden in den meisten Fällen belohnt. Die Ziele müssen jedoch auch einigermaßen realistisch sein. Also ich würde mir für das nächste Jahr nicht als Ziel setzen, der Naturfotograf des Jahres zu werden. Doch ein Ziel, das ich definitiv erreichen will und auch werde, ist, dass ich in 365 Tagen merklich besser sein will als heute. Daran arbeite ich jeden Tag des Jahres, auch wenn ich keine Kamera in der Hand habe. Meine Augen und meine Sicht auf die Welt habe ich immer dabei und so lerne ich tagtäglich meinen Blick zu schärfen und Licht zu sehen, Farben zu interpretieren und weitere Nuancen in der natürlichen Welt zu entdecken.

Vielen Dank fürs Lesen.

Ich hoffe du kannst daraus etwas für deinen eigenen Ablauf und Workflow gewinnen. Ein Mehrwert für deine eigene Fotografie und die ständige Verbesserung, die in kleinen Schritten passieren darf.