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Wenn das Wetter nicht mitspielt

Viele von euch kennen das vielleicht: Man plant, die Umgebung mit der Kamera zu erkunden. Tolle Felsformationen in der Ferne, ein wunderschöner See als Mittelgrund und noch dazu spannende Strukturen im Vordergrund. Jetzt brauchen wir nur noch rosa Schäfchenwolken und alles ist gut.

Sei nicht enttäuscht

In der Naturfotografie sind wir sehr stark vom Wetter abhängig. Und häufig lassen wir uns zu sehr von den Apps und Vorhersagen beeinflussen. Gehen wir mit der Erwartungshaltung hinaus, dass es superschöne, rosa Wolken gibt und dann passiert doch nichts, so ist das kein wirklicher Motivationsschub. Unlängst war der letzte Almtal-Fotoworkshop in diesem Jahr und dabei hatten wir am letzten Morgen ziemlich viel Nebel. Etwas mehr Nebel als wir uns für stimmungsvolle Bilder am See gewünscht hätten. Auch andere Fotograf*innen waren unterwegs und standen am Seeufer. Nach einiger Zeit haben wir entschieden, das tolle Wetter zu nutzen um Szenen im Wald zu fotografieren. Als wir nach etwa einer Stunde vom Fotografieren der schönen Bäume im Nebel zurück zu den Autos gingen, standen die anderen Fotograf*innen noch immer an Ort und Stelle und warteten darauf, dass das Licht durch die Nebeldecke bricht.

Als Naturfotograf*in braucht man Geduld

Ja, das sehe ich genauso. Geduld ist eine wichtige Sache. Manchmal jedoch kann man die Zeit sinnvoll nutzen und trotzdem in Ruhe und mit viel Gelassenheit an schönen Alternativen arbeiten. Mit viel Geduld und Beharrlichkeit an einem im Kopf vorgefertigten Bild zu hängen, bringt meiner Meinung nach sehr wenig für die eigene fotografische Entwicklung. Es bringt eher Enttäuschung und damit Motivationsverlust mit sich. Wenn ich nicht bekomme, was ich mir vorstelle, bin ich doch immer bis zu einem gewissen Grad enttäuscht, oder nicht?

Keine Erwartungshaltung

Für die Serie „Days Like These“ bin ich unvoreingenommen nach draußen gegangen und habe die mich umgebende Natur auf mich wirken lassen. Der Wind kam in Böen und der Nebel war zum Teil schon mehr Sprühregen als sonst was. Die Sichtweite lag irgendwo im Bereich von zwei und zweihundert Meter, je nachdem, wie die Nebelschwaden vom Wind durch die Landschaft gepeitscht wurden. Klingt erstmal noch nicht so einladend. Doch glücklicherweise befand ich mich zu diesem Zeitpunkt in einer wunderschönen Umgebung. Aber was sind die Vorteile einer wunderschönen Landschaft, die man nicht sieht?! Alle, die mich kennen, wissen, dass mich diese vermeintlich miesen Bedingungen sehr motivieren. Die angenehme, kühle und feuchte Luft auf der Haut. Ich fühle mich bei solchen Bedingungen einfach sehr präsent und empfinde wenig Ablenkung.

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Der Aufnahmeort

Schwarzer Strand, gewaltige Brandung, gefühlt unendliche Weite, steile Klippen und raues Wetter. Im Süden Islands haben wir in diesem Jahr schon einige Zeit verbracht. Dieser Tag war ganz besonders für mich. Geweckt wurde ich von den Austernfischern, die sich lauthals verständigt haben. Auf der Suche nach Würmern haben sie das Gras um unsere kleine Hütte genauer unter die Lupe genommen. Jogginghose an, Regenhose drüber, noch eine Weste und drüber noch die Regenjacke. So habe ich mich gleich einmal für eine gute Stunde in die Wiese gelegt, um diese wunderschönen Vögel zu beobachten und zu fotografieren.

Nach dem Frühstück ging es dann wieder hinaus, um den Strand und die Brackwasser-Lagune zu erkunden. Ich hatte alles dabei, von 14 mm bis knapp 600 mm war ich einsatzbereit. Später sollte sich herausstellen, dass zwei Objektive auch ausgereicht hätten. Die Landschaft aus schwarzem Strand und die Strukturen im Sand waren einfach so unglaublich beeindruckend. Je näher ich hinsah, umso mehr Schönheit offenbarte sich.

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Luminanz

Farbe war an diesem Tag eher Mangelware. Somit machte ich mich auf die Suche nach Motiven mit viel Kontrast: Kein Farbkontrast, sondern ein Hell-Dunkel-Kontrast, der sogenannte Luminanzkontrast. Durch die Spiegelung des Wassers war der Kontrast zwischen Sand und Wasser sehr stark, was meine Aufmerksamkeit weckte. Ich bewegte mich ganz vorsichtig, um nicht über eine mögliche Komposition zu laufen und meine Fußspuren darin zu hinterlassen. Einen großen Teil des Weges ging ich mit den Gummistiefeln sogar im Wasser selbst, um definitiv kein Motiv zu verunstalten. Ich weiß, was ihr denkt – Freak, hahaha;)

Nur die mystische Landschaft für sich war für einige Motive zu wenig und somit musste ich entweder warten, bis der Hintergrund für kurze Zeit wieder aus dem Nebel auftauchte, oder ich suchte nach markanten Vordergrundelementen. Wenn ich mehr Glück hatte, ergaben sich sogar Motive, wo beides vorhanden war. Glück gehört natürlich auch dazu und manchmal muss man das Glück ein wenig herausfordern…

Schwarz-Weiß

Wie schon erwähnt, hatten die Szenen vor Ort ohnehin schon sehr wenig Farbe. Daher drängt sich der Gedanke auf, einige Bilder in schwarz-weiß zu entwickeln. Um ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Bilder zu erschaffen, muss man sich den Lichtern, Tiefen und auch Mitteltönen sehr gut widmen. Bei diesen Aufnahmen habe ich sehr viel mit lokalen Anpassungen gearbeitet. Zusätzlich ist sehr darauf zu achten, dass weder die Lichter noch die Tiefen beim Histogramm am Anschlag sind. In den Schatten und in den Lichtern bleiben somit immer noch Kontraste vorhanden.

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Fazit

Diese Bilder sind hervorragende Beispiele dafür, dass man jedes Wetter gut nutzen kann. Seit einiger Zeit plane ich meine eigene Fotografie nur noch sehr rudimentär. Ich habe grundsätzlich eine Regenjacke, Haube und Handschuhe dabei. Wenn ich am Bach fotografiere, ziehe ich Gummistiefel an. Somit bin ich für die meisten Wettersituationen sehr gut ausgestattet.

Wenn ich im Zuge von Workshops oder Fotoreisen mit einer Gruppe unterwegs bin, fällt die Planung deutlich ausgedehnter aus. Ich will ja Informationen weiter geben und auch auf Eventualitäten hinweisen können. Mein eigenes Equipment kenne ich genau und weiß, was es aushält. Um Schäden an der Ausrüstung von Teilnehmenden zu vermeiden, ist eine dem Wetter entsprechende Planung hingegen eine wichtige Sache. Sicherheit geht vor.

Wenn die Bedingungen so besonders und wundervoll sind, ist das bei Workshops und Reisen zu Beginn jedoch eine Herausforderung. Man hofft meistens auf schöne, rosa Wolken, denn diese sind fotografisch viel einfacher zu komponieren. Doch mystische Stimmungen wie auf Island oder am Almsee sind perfekt für die eigene Weiterentwicklung.

Ich freue mich, wenn du einmal zu einem Workshop oder einer Reise mitkommst und dich davon selbst überzeugst!

*Days Like These*

Eine Serie, die niemals abgeschlossen ist.

Eine Serie, die von besonderem Wetter berichtet.

Eine Serie, die von hell und dunkel lebt.

Eine Serie, die nicht laut nach Aufmerksamkeit schreit.

Eine Serie, die nicht ALLE anspricht.

Eines Serie, für die, die sie zu schätzen wissen!