+43 664 30 25 811 philipp@jakesch.photography

Creative Rut und 5 neue Ideen, wie du aus dem Tief wieder herauskommst

Wer kennt es nicht? Eine Phase in der eigenen kreativen Arbeit, in der alles schwieriger zu laufen scheint. Die Bilder lassen sich vom Konzept nicht wie gewünscht in die Umsetzung überführen, man empfindet die gewohnten Glücksgefühle weniger oft und neue Ideen lassen auch auf sich warten. Doch wie können wir damit am besten umgehen und welche Schritte können wir setzen, um eine Verbesserung dieser Situation zu bewirken?

Nichts geht mehr. Nichts regt meine Kreativität an. Ich komme nicht in den Flow. Wenn ich fotografiere, bin ich selten zufrieden. Dann weiß ich: meine Kreativität fordert lautstark eine Pause. Wann sich diese Zwangspause einstellt, ist von Fotograf:in zu Fotograf:in unterschiedlich, aber ich wage zu behaupten, dass viele Kreative sich von Zeit zu Zeit so fühlen. Bei mir ist es meistens in den Sommermonaten, also im Juni oder Juli. Auf der Suche nach kreativen Ideen bleibe ich meist erfolglos und die natürlichen Gegebenheiten, die ich als Fotograf so sehr schätze, erfordern die bekannte Extrameile. Beispielsweise geht die Sonne einfach unglaublich früh auf – und gegen 3 Uhr loszufahren wenn das Motivationstief sowieso schon unüberwindbar scheint, fällt besonders schwer. Ich kenne diesen Ablauf schon. Ich weiß, ich muss ich das jetzt aussitzen, es wird vorüber gehen. Gleichzeitig will ich nicht länger als notwendig in diesem Sommerloch feststecken und möglichst schnell wieder in meiner Leidenschaft aufgehen.

Das ist ein guter Anlass, um euch zu erzählen, was ich konkret unternehme und wie ich diesen Prozess gestalte. Eine Sache vorweg: Es bringt meiner Erfahrung nichts, etwas zu erzwingen.

1 Versuche was Neues

Egal ob du die Fotografie als Hobby betreibst oder seit vielen Jahren beruflich fotografierst: Kreativschaffende stoßen häufig auf eine jahreszeitliche Schwankung in der eigenen Motivation oder des Ideenreichtums. Daher ist es sinnvoll, dir Gedanken zu machen, woher du neue Inputs bekommst: Vielleicht kannst du dein Portfolio erweitern oder einfach einen spannenden Exkurs in ein thematisch-anderes Feld unternehmen? Du könntest aber auch eine neue Technik erlernen, wie z.B. Focus-stacking, Panoramaaufnahmen, Multiple Exposure, eine neue Art der Bearbeitung testen oder Ähnliches.

Hier einige Ideen, die frischen Wind in deine Fotografie bringen könnten:

Eine sichere Methode für neue Ideen ist der Besuch eines Workshops! Dabei lernst du nicht nur die Arbeitsweise anderer Fotograf*innen kennen, sondern kannst dich auch austauschen und von den Arbeiten der anderen inspirieren lassen. Wichtig dabei ist, dass dich das Thema anspricht und dir der Workshopleiter oder die Workshopleiterin selbst sympathisch ist. Denk dran, dass es eine positive Erfahrung sein soll, die dich fordert und über den Tellerrand blicken lässt – Das geht am besten, dann du dich wohlfühlst und Spaß hast. Außerdem würde ich bei der Auswahl der Workshops darauf achten, dass dich die Location anspricht und potenziell inspiriert. Wenn du das ganze Jahr über im Studio stehst und Menschen vor der Kamera hast, wirkt ein Tag in der Natur und wunderschöner Landschaft vielleicht wunder. Ebenso kann für den Ideenlosen Naturfotografen im Sommer ein Studio-Blitz Workshop zum entscheidenden Input führen. Und die ausgebrannten Hochzeitsfotograf*innen freuen sich vielleicht über einen kreativen Fotoworkshop mit Mehrfachbelichtungen und ästhetischen Abstraktionen.

2 Neue Vorbilder finden

Wir müssen das Rad auch in dieser Sache nicht neu erfinden, denn es gibt vermutlich nichts, was es nicht gibt. Dabei gilt es abseits der Sozialen Medien nach Menschen zu suchen, die sich Gedanken zur Fotografie machen oder einfach nur herausragende Arbeit in ihrem Feld leisten. Gerne blicke ich persönlich auf Menschen, deren Arbeit mich anspricht oder die mich auf menschlicher Ebene inspirieren. Damit du einen einfachen Start in deine Recherche hast, hab ich dir hier mal ein paar meiner Vorbilder verlinkt:

GUY TAL

Eine meiner Empfehlungen, die sowohl fotografisch als auch gedanklich eine große Bereicherung darstellen ist Guy Tal aus den USA. Er ist ein toller Naturfotograf und ein wahrer Philosoph, wenn es um die Formulierung kreativer Gedanken geht. Außerdem ist Guy Tal ein perfektes Beispiel dafür, dass du als Fotograf auch ohne Instagram eine erfolgreiche Karriere bestreiten kannst.

MARC ADAMUS

Ganz anders als Guy Tal, dem nachdenklichen philosophisch gelehrten Künstler, ist Marc Adamus ein wahrer Rockstar der Fotografie und weltweit bekannt. Er hat mit seinem eigenen Stil viele Anhänger:innen gefunden und den modernen Stil der großen Landschaften äußerst intensiv geprägt. Grandiose Aufnahmen mit gigantischen Naturlandschaften und detailreichen Vordergründen sowie gesättigten Farben und intensivem Wetter sind charakteristisch für seinen Stil. Seine kreative Bildgestaltung und die dazugehörige digitale Bearbeitung sind herausragend, gleichzeitig finde ich ihn als Person sehr inspirierend.

PAUL NICKLEN

Wenn du deine Bildideen und Lebensentwürfe als Kreativschaffende eher im Bereich der Wildlife Fotografie suchen möchtest, so ist Paul Nickeln einer der großen Namen im Business. Er tritt gemeinsam mit seiner Partnerin Christina Mittermeier für das Recht der Tiere und den Schutz der Ozeane ein und gemeinsam begeistern sie weltweit viele Menschen mit ihren Geschichten. Ihre Beiträge wurden von den besten Magazinen und Dokumentationsreihen geteilt.

STEVE MC CURRY

Eine der großen Legenden der Modernen Fotografie spannt den Bogen zwischen analogen Zeiten und der Jetztzeit perfekt. Der große Meister der Dokumentar- und Portraitfotografie ist Steve McCurry, der mit seinen unglaublich starken Bildern und dramatischen Szenen fasziniert. Viele Kriegsschauplätze wurden Thema seiner Arbeit und die charakterstarken Portraits stellen eine unmittelbare Verbindung zu den Rezipient*innen her.

Kreativität benötigt Freiraum und Zeit sich entfalten zu können. Sie verstärkt sich durch die Möglichkeit verschiedenste Dinge und Ideen zwanglos auszuprobieren.

3 Bringe den kreativen Fluss durch Beschränkung wieder zum Laufen

Reduziere deine Möglichkeiten, um deinen Fokus zu schärfen. Nimm deine Kamera mit einem Objektiv, dass du etwas seltener im Einsatz hast, und besuche einen Ort, den du gut kennst oder sehr magst. Begib dich in eine Umgebung, die dich grundsätzlich inspiriert und nimm dir Zeit. Beobachte den Ort, lass ihn auf dich wirken. Findest du spannende Blickwinkel? Neue Kompositionen? Befreie dich komplett von dem Gedanken, ein Bild machen zu müssen. Es ist okay, wenn dir nichts ins Auge hüpft. Es geht hier rein um die Wahrnehmung, nicht um Bewertung. Auch ist es völlig egal, ob du überhaupt ein Bild machst. Es ist insbesondere unerheblich, ob die aufgenommenen Bilder schön sind oder eben nicht. Durch diese Vorgehensweise befreist du dich von jeglichem Druck und kannst die Fotografie wieder als die großartige Sache sehen, die sie ist.

4 Gönn dir eine Pause

Manchmal ist die Lösung ganz einfach, auch wenn sie auf den ersten Blick unmöglich scheint: eine Pause machen. Wenn du als Berufsfotograf:in dein Geld verdienst, klingt die Idee, die Kamera mal längere Zeit nicht anzurühren, vielleicht abwegig. Jedoch könnte eben dieser Schritt – eine fotografische Pause einzulegen und Urlaub zu machen – der richtige sein, um das Feuer neu zu entfachen. In der Phase, in der du keine Ideen für neue Bilder oder interessante Ausschnitte hast, wäre eine längere Zeit der Projektplanung bzw. die Arbeit mit der Bildentwicklung ein sinnvoller Ausweichplan. Eventuell kannst du die Zeit auch nutzen, um mal wieder an der Strategie deines Unternehmens zu arbeiten, den Blick aufs große Ganze zu wagen oder Prozesse umzustrukturieren.

5 Ändere deine Umgebung für neue Ideen

Eine gute Routine kann sich häufig sehr positiv auf die Produktivität auswirken und Einfluss auf deine Weiterentwicklung haben. Es kann aber genau so gut sein, dass sich eine Routine eingestellt hat, die ein Hemmnis darstellt. Um frischen Wind in deine kreative Arbeit zu bringen, kannst du komplett neue Ansätze testen. Mach beispielsweise zwischen der Computerarbeit eine ausgiebige Pause und betätige dich sportlich, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen und die Herausforderungen der Arbeit kurz zu vergessen. Wenn du mit kreativen Lösungen für Kund:innen aufwarten sollst, geh doch spazieren und halte deine Sprachaufzeichnungsapp bereit, wenn dir etwas einfällt (Das Spazierengehen die Kreativität fördert ist nicht nur ein Gefühl: 2022 haben Forscher:innen veröffentlicht, dass Spazierengehen ohne Ziel- und Zeitvorgabe sich positiv auswirkt, sofern die Gedanken schweifen können und kein Druck auf Ergebnisse herrscht). Du kannst natürlich auch deinen Arbeitsort zum Beantworten von Mails mal in dein Lieblingscafé verlegen oder strategische Arbeiten mit Stift und Papier im Park erledigen.

Fazit

Jedes Jahr erlebe ich persönlich eine Phase, eine kreativer Flaute. Durch neue Ideen und etwas Geduld geht diese aber immer wieder vorbei. Ich teile mich in dieser Zeit auch intensiv meiner Frau mit und bespreche mit ihr meine Schwierigkeit schöne Bildausschnitte sowie neue Ideen zu finden. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass es überhaupt nichts bringt, etwas zu erzwingen. Kreativität benötigt Freiraum und Zeit sich entfalten zu können. Sie verstärkt sich durch die Möglichkeit verschiedenste Dinge und Ideen zwanglos auszuprobieren.

Eine weitere Sache, die ich unternommen habe, war in diesem Jahr vielleicht etwas unkonventionell. Da ich schon lange das GF 110mm f/2 erwerben wollte und eine Sommeraktion die gewünschte Preissenkung hervorgerufen hat, habe ich mich für den Kauf dieser tollen und (für mich) unkonventionellen Linse entschieden.  Zu Beginn war ich zwar weniger euphorisch (kreative Flaute war immer noch sehr hartnäckig), aber nach den ersten beiden Tagen mit dem neuen Objektiv gab es erste Anzeichen von Besserung: die Freude an meiner Arbeit und die kreative Leistungsfähigkeit wuchs mit der neuen technischen Lösung in Kombination mit meinem Drang, Neues zu versuchen.

Versteh mich bitte nicht falsch: Es bringt nichts, jeden Anflug von Kreativlosigkeit mit einem Equipmentkauf zu begegnen, denn ein neues Produkt wird dir nur kurzfristig einen Dopaminkick geben. Setze auf Langfristigkeit und entwickle nachhaltige Strategien, mit der kreativen Flaute umzugehen. Wenn du aber wirklich denkst, dass sich eine neue Anschaffung positiv auf deine Situation auswirkt, dann könnte das unter anderem ein Weg aus deiner kreativen Flaute sein!