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Mehr Stimmung für deine Bilder

Egal welche Software du verwendest, die geschmackvolle Bearbeitung bleibt dir selbst überlassen und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ob subtil, oder intensiv entscheidest du ganz alleine. Du entscheidest auch selbst darüber, ob du auf Feedback reagieren, oder ob du deiner Linie treu bleiben und unbeeinflusst voranschreiten möchtest. Meiner Meinung nach ist es auch sehr wichtig abzuwägen, von wem man eine Kritik zum eigenen Bild annimmt und von wem nicht. Zwischen einem unkritischen Selbstbild und der ständigen Anpassung an jeden Trend ist eine große Spannweite. Wie so oft ist auch hier ein goldener Mittelweg kein Nachteil.

Atmosphäre im Bild

Der Weg, wie ich Atmosphäre erzeuge hängt sehr stark von der jeweiligen Szene ab. Handelt es sich um eine Landschaft im Wald ist die Vorgangsweise anders, als am Wasser oder in den Bergen. Ich versuche in meinen Fotos die vorhandenen Kontraste zu verstärken und die gegebenen Hauptelement im Bild, möglichst klar darzustellen. Manchen Bildbereichen versuche ich eine verstärkte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und andere Bereiche treten durch die selektive Entwicklung in den Hintergrund. Globale Anpassungen alleine, reichen meistens nicht aus, um eindrucksvolle und atmosphärische Bilder zu erzeugen. Die modernen Bearbeitungsprogramme beinhalten verschiedene Filter, die du sehr selektiv anwenden kannst. Radialfilter, Verlaufsfilter und Korrekturpinsel decken alle gewünschten Formen ab, die für eine selektive Arbeit am Bild herangezogen werden können. Zusätzlich dazu können mit Hilfe der künstlichen Intelligenz Auswahlen von Objekten, von Himmel oder auch von Luminanzwerten vorgenommen werden.
Wenn ich an Atmosphäre in meinen Aufnahmen denke, dann hat das häufig mit Nebel oder Dunst zu tun. Diese Stimmung ist bereits bei der Aufnahme vorhanden und mein Ziel ist es das Bild so zu entwickeln, dass die atmosphärische Wirkung zur Geltung kommt oder auch leicht verstärkt wird. Ich füge jedoch keinen Nebel in ein Bild ein, in dem es keinen gegeben hat, ich verstärke bei Bedarf nur die vorliegenden Elemente um das Gefühl der Szene vor Ort zu übermitteln. Durch die vielen Dimensionen, die ich vor Ort wahrnehme, kann der erste Blick auf die Datei am Computer manchmal etwas enttäuschend, ja sogar frustrierend, sein. Der kalte Sprühnebel legt sich auf die Wangen und der Wind bewegt die Haar und zerrt hektisch an der Kleidung. Ein mulmiges Gefühl entsteht durch den etwas wackeligen Stand, an dem ich mich befinde. Das ohrenbetäubende Rauschen überdeckt jedes Wort und ich sehe nur die Lippenbewegungen meiner Frau, als sie mir mitteilen will, dass sie einige Meter weitergehen möchte und dort auf mich warten wird. Nur sehr schwer lässt sich dies alles in ein Bild ohne weitere Erklärung übersetzten. Mein Ziel ist es, alle wahrgenommenen Reize in Form von visueller Kommunikation in ein Bild zu übertragen.

Die 3 wichtigsten Dinge um Atmosphäre zu erzeugen

Egal um welche Aufnahme es sich handelt, stoßen wir immer wieder auf dieselben Herausforderrungen, wie schon die Künstler*innen vor Jahrhunderten. Es gibt noch immer die gleichen Möglichkeiten einen Einfluss auf die Rezipient*innen auszuüben, egal welches Genre. Die frühen Maler, konnten mit Licht und Schatten mit Farben oder mit dem Ausschnitt, der durch den Rahmen beschränkt war, einen visuellen Eindruck auf die Betrachtenden ausüben. Heute ist das genau gleich. Egal ob das Werk auf dem PC, auf dem Smartphone, in einem Magazin oder großformatig an der Wand konsumiert wird, du hast dieselben Stellschrauben um deine Botschaft zu erzählen.

Durch die Veränderung der Helligkeit kann ein Bild bereits eine ganz andere Richtung einschlagen und die Bildgeschichte anders darstellen. Manchmal fühlt sich ein Motiv dunkler an bzw. ist die eigene Wahrnehmung so, dass der Wunsch entsteht, eine mystische Stimmung im Bild zu erzeugen. In einem solchen Fall arbeite ich gezielt mit hell und dunkel und erzeuge durch eine breite Verteilung der Luminanz einen starken Kontrast in meinem Bild. Manchmal lebt die Szene sehr stark von den vorliegenden Farben und diese werden nochmal deutlich diffiziler wahrgenommen als Licht und Schatten. Farben sprechen die eigene Gefühlswelt sehr viel stärker und in breiteren Abstufungen an, als es bloß Licht und Schatten je könnten. Um die drei wichtigsten Punkte von atmosphärischen, oder jeglichen schönen Bildern zu vervollständigen muss noch der Bildausschnitt aussagekräftig und ansprechend gewählt werden. Wenn du dieser drei Dinge bei einem schönen Bild in der digitalen Entwicklung berücksichtigst, dann stehen die Chancen gut, dass diese Aufnahme einen guten Eindruck hinterlässt.

Atmosphärische Bildbearbeitung

Manche Einstellungen werden bei mir bereits beim Import der Datei vorgenommen, darunter Dinge wie Chromatische Abberation und Objektivkorrektur, sowie mein gewünschtes Farbprofil. Das Farbprofil kann von Kamera zu Kamera sehr stark variieren, daher versuche ich das selbe Profil, wie in der Kamera zu verwenden. Ich betrachte das importierte Bild und bevor ich mit der Entwicklung beginne, kontrolliere ich die Schärfe und betrachte die Aufnahme in unterschiedlichen Größen auf dem Monitor. Anschließend beginne ich mit den ersten globalen Anpassungen. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um ein Panorama aus zwei Aufnahmen. Grund dafür ist, das ich mit meinem vorhandenen 32mm Objektiv keinen weiteren Bildausschnitt wählen konnte. Im ersten Schritt erstelle ich durch die Auswahl beider Bilder, Klick mit der rechten Maustaste und Zusammenfügen zu -> Panorama, eine zusammenhängende Aufnahme. Wieder kontrolliere ich das Bild und achte besonders auf die Übergangsbereiche, in denen es vor allem bei Wasser häufig zu Problemen kommen kann. In diesem Fall hatte ich Glück. Der erste Schritt ist bei mir sehr häufig die globale Reduktion von Kontrast im Bild, bevor ich diesen in späteren Schritten wieder lokal hinzufüge. Das Heißt Lichter auf minus 50 und Tiefen auf Plus 40, was mir zuerst ein noch flacheres Ergebnis liefert, doch ab jetzt geht’s bergauf. Ich verwende den ersten Radialfilter, der sich über den Wasserfall in der Mitte des Bildes erstreckt und erhöhe die Lichter, Klarheit und auch den „Dunst entfernen“ Regler um ca. 10 Punkte. Noch ein ähnlicher Radialfilter kommt zum Einsatz und dieses Mal kehre ich die Filterwirkung um, damit er nur die Ränder und Ecken des Bildes beeinflusst. Jetzt mache ich genau das Gegenteil und verringere die Helligkeit ganz leicht und füge Dunst hinzu, das heißt den „Dunst entfernen“ Regler nach links. Jetzt geht der Blick schon deutlich stärker ins Zentrum und die Bildwirkung nähert sich meinen Vorstellungen und meiner Wahrnehmung vor Ort an. Jetzt Kommt der erste Korrekturpinsel zum Einsatz, mit dem ich ganz gezielte lokale Anpassungen machen kann. Zuerst passe ich die hellen Bereiche im Bild an, wobei ich gezielt die Struktur im Stein, im Wasser und auch im Nebel verstärken möchte. Nachfolgend kommt ein weiterer Korrekturpinsel zum Einsatz, der die Schattenbereiche der Steine dunkler darstellen soll. Mit einem weiteren Radialfilter füge ich noch mehr Dunst am oberen Bildrand im Zentrum hinzu und färbe den Bereich etwas wärmer, da das Sonnenlicht flussaufwärts den Nebel ohnehin in warmes Licht tauchte. Um einen realistischen Bildeindruck zu erhalten habe ich als nächsten Schritt den Weißabgleich auf einen kühleren Wert gebracht und somit entstand ein mittlerweile ganz zufriedenstellendes Bild. Zum Abschluss kommt noch ein letztes Mal der Korrekturpinsel, mit dessen Hilfe ich noch Stellenweise für einen schönen atmosphärischen Dunst sorge. Mein Ziel bei den Anpassungen ist, dass diese subtil genug sind um nicht auf den ersten Blick erkannt zu werden.

Fazit

Mein Ziel ist es die vorhandenen Elemente und wahrnehmbaren Facetten einer Aufnahme zu verstärken und keine Dinge komplett Neu hinzuzufügen. Die Ethik der eigenen Bildbearbeitung liegt vollkommen im Einflussbereich der Künstler*innen. Häufig berate ich in Sachen Bildbearbeitung, Bildaufbau und geschmackvolle Entwicklung. Auch hier kann ich nur meinen persönlichen Geschmack und meine Sichtweise erläutern. Dabei handelt es sich nicht um die absolute Wahrheit, sondern nur um einen Möglichen Ansatz, die eigenen Bilder mit konkreten Gedanken im Hintergrund zu entwickeln. In manchen Bildern besteht von Beginn an ein konkreter Plan, wo hingegen bei anderen Aufnahmen die Idee der finalen Bildwirkung erst im Prozess entsteht.