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Ein Abenteuer im Nordwesten – Hornstrandir

Wir legen mit einem Boot für ca. 20 Personen in einem Fjord an und werden mit dem Schlauchboot zu zweit an die Küste gebracht. Wir steigen am Sandstrand aus, das Boot fährt ab und nach einigen Minuten verschwindet es in der Ferne. Nur leicht hören wir noch die Motorengeräusche, bevor auch diese nach einer Weile verstummen.

Hornstrandir – der äußerste Nordwesten

Die Halbinsel Hornstrandir ist ein Teil der Westfjorde und schon seit Beginn der Besiedelung Islands bevölkert. Früher war es ein bedeutender Ort für den Walfang und heute ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Dauerhaft leben hier keine Menschen mehr, nur saisonal. Erreichbar ist der Nationalpark nur über den Wasserweg oder zu Fuß über Land. Die Wanderwege sind wunderschön und gleichermaßen fordernd. Weite Distanzen müssen überwunden werden, um von einem Zeltplatz zum Nächsten zu kommen. In den Sommermonaten (Juni, Juli und August) gibt es sogar ein kleines Gästehaus und an zwei Standorten bekommt man ein wenig Verpflegung.

 Warum Hornstrandir?

Das Abenteuer und die nahezu unberührte Umgebung sind bereits gute Gründe für einen Besuch. Zusätzlich ist das Gebiet ein Hotspot für Polarfüchse. Die kleinen Füchse sind in diesem Gebiet geschützt und daher sind sie nicht ganz so scheu und vorsichtig wie an anderen Orten.

 Das Gefühl einer einsamen Insel

Nach der Landung gehen wir zu unserem Camp und stellen das Zelt auf. Wenige Meter vom Meer entfernt, rauscht die sanfte Brandung des tief in die Landschaft einschneidenden Fjords. Kilometerweit reicht der Blick und die beeindruckende Natur präsentiert sich von ihrer schönsten Seite. Wer das Wetter auf Island kennt, weiß, dass man zu jeder Zeit mit Regen und Wind rechnen muss und immer passende Ausrüstung dabei haben sollte. Wir haben ausgesprochenes Glück und die Sonne scheint für viele Stunden. Wir genießen den ersten Kaffee und planen bei bester Aussicht den Spaziergang der Küste entlang zur ehemaligen Walfangstation. Diese ist seit vielen Jahrzehnten geschlossen und verfällt allmählich. Entlang des Weges sehen wir bereits viele Spuren und Kot von Polarfüchsen. Auf den Steinen im Uferbereich sonnt sich der Seehund und begrüßt uns mit einer lustigen „Handbewegung“. Langsam nähere ich mich an und fotografiere das freundliche Tier völlig entspannt.

Der erste Tag geht vorbei und die Polarfuchssichtung bleibt leider aus, wir sind Stunde um Stunde draußen und versuchen, die kleinen Tiere zu finden. Am Strand sind viele Spuren, also beschließen wir, diese  Bereiche vermehrt aufzusuchen.

Als wir am zweiten Tag zu Mittag noch immer keinen Fuchs aufspüren konnten, überlegen wir, ob es Sinn machen würde, dass wir uns noch etwas später vom Boot abholen lassen sollten. Die Vorräte sind dann zwar etwas spärlich, doch es würde ausreichen. Bei der kleinen Wanderung zum vier Kilometer entfernten Hügel, auf dem es Handyempfang gibt, diskutieren wir das Für und Wider der Verlängerung und wir beschließen, beim aktuellen Plan zu bleiben und vertrauen auf unser Glück.

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Hygiene auf einer einsamen (Halb)-Insel

Ein wichtiges Thema auf Reisen ist natürlich auch die persönliche Hygiene. Ganz wichtig dabei ist uns, Seifen und Reinigungsmittel zu verwenden, die nicht umweltschädlich sind. Die beste Lösung, die wir dafür gefunden haben, sind die verseiften Naturöle von Dr. Bronner. Es gibt neutrale Varianten und Versionen mit Naturdüften. Egal, ob wir unsere Kleidung waschen wollen oder uns selbst: Die Seifen sind nicht schädlich für Tiere und Pflanzen und können daher ohne Bedenken eingesetzt werden. Jetzt muss nur noch das richtige Gewässer gefunden werden. Das Meer war voller Quallen und nicht nur voller kleiner Weißer, sondern auch die reifengroßen Rotbraunen mit Tentakeln waren bei Ebbe gestrandet. Diesen wollten wir natürlich nicht begegnen. Glücklicherweise ist das Thema Wasser auf Island sehr entspannt, man findet viele Wasserläufe und jeder davon ist voll reinem Trinkwasser. Die einzige Sache, an die man sich gewöhnen muss, ist die Temperatur. Tief durchatmen, entspannen und dann einfach bei deutlich weniger als 10°C Wassertemperatur waschen. Ein erfrischendes Erlebnis, sowohl olfaktorisch als auch für den Geist.

 Der fotografische Mehrwert

Wenn ich mich für mehrere Tage ganz der Fotografie verschreibe, so treten neue Ideen ans Tageslicht. Ebenso konnte ich weitere Haikus schreiben und mich noch intensiver mit Bedeutung und Bild beschäftigen. Diese Gedanken zu meinen Bildern helfen mir bei der Weiterentwicklung meiner Arbeit sehr. Eine abstrakte Serie, die noch folgen wird, entstand ausschließlich am Strand auf Hornstrandir, von der ich viel erwarte. Ich war einfach völlig fasziniert von den kleinen und fragilen Strukturen, sodass ich stundenlang nur auf den Boden starrte. Eine längere Zeit an einem Ort zu verbringen, ermöglicht zusätzlich auch die Landschaft ganz bewusst zu erleben und ihre Essenz aufnehmen zu können – so zumindest die Idee.

Das Highlight auf Hornstrandir

Mehrere Kilometer liegen an diesem Tag bereits hinter uns und meine Ausrüstung wird auch nicht leichter. Immer das 500er um den Hals und meine zweite Kamera für Landschaftsaufnahmen in den Händen. Plötzlich ein kleiner, dunkler Schatten, der im Bereich der Häuser nahe am Strand um die Ecke huscht. Tatsächlich, er ist es. Langsam gehe ich von der anderen Seite in sicherer Entfernung weiter und erblicke ihn. Ein kleiner Fuchs setzt sich, wie eine Hauskatze auf die Terrasse des Hauses. Ich gehe in die Knie und beginne lautlos zu fotografieren. Er schaut mich mit seinen neugierigen Augen an und macht es sich gemütlich. Völlig entspannt bleibt er sitzen, bevor er wenige Augenblicke später wieder weiterzieht, um in Richtung Strand zu laufen. Hier ist er, den Spuren nach zu urteilen, öfter unterwegs. Er lässt sich noch ein wenig fotografieren und zieht anschließend weiter umher. Wir können es kaum glauben und freuen uns sehr, dieses schöne Tier gesehen zu haben.

Zurück in die Zivilisation

Um 10Uhr sollen wir abgeholt werden. Wir stehen früh auf, verbrauchen unsere letzten Reste an Haferflocken und versüßen uns den Brei mit frisch gepflückten Beeren. Das Zelt ist gepackt und die Rucksäcke sind wieder prall gefüllt. Mittlerweile ist das Wetter doch unbeständiger und es regnet immer wieder leicht. Auch der Wind hat zugenommen und vertreibt die lästigen Mücken. Es ist bereits kurz vor 11Uhr und wir warten noch auf unser Boot. Kurz danach kommt es dann jedoch an und wir verlassen diesen wundervollen Platz. Auf der Überfahrt werden wir kräftig durchgeschaukelt und dafür mit der Sichtung einer größeren Gruppe an Buckelwalen belohnt. Eines der Tiere taucht unmittelbar unter unserem Boot durch. Ein weiteres, unvergessliches Erlebnis. Wir danken unserem Glück auf Reisen mit Gänsehaut und einem leichten Lächeln auf den Lippen.  

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