Bildrauschen war gestern!

…or was it?

Ob das Bildrauschen für deine Bilder tatsächlich noch etwas bedeutet kommt sehr stark darauf an, wie du deine Bilder bearbeitest und worauf du Wert legst. Egal, ob du mit hochwertiger neuer Software arbeitest, oder eher wenig vorwissen hast, mit einfachen Schritten kommst du zu einem sehr guten Ergebnis.

Im Video siehst du alle wichtigen Schritte detailliert erklärt und bekommst einen genauen Einblick, wie ich mit Bildrauschen umgehe - quasi ein gesamter Workflow für minimales Bildrauschen und natürliche Fotos.

Die häufigsten Fehler:

1. Zuviel Klarheit

Und damit meine ich nicht geistige Klarheit ;-) Ich weiß gar nich ob man davon genug haben kann! In Adobe Lightroom gibt es den sogenannten Klarheit-Regler. In anderen Programmen, wie DxO Photolabs heißt der Regler Mittenkontrast. Und genau das macht der Regler. Die mittleren Luminanztöne werden kontrastreicher, je höher wir den Regler schieben. Das macht besonders die Strukturen sichtbar und führt zu einem gut definierten Bild. Doch sollte dieser Regler Global nur sehr spärlich eingesetzt werden.

  • Meine Empfehlung: Wende den größten Teil der Klarheit lokal und in jenem Bereichen an, der mehr Details erfordert und das Highlight deines Bildes ist.

2. Zu starkes Schärfen

Wir alle wollen scharfe Bilder haben und die Details sollten auch möglichst hoch sein. Deshalb kaufen wir die teuren Objektive und geben viel Geld für Kameras mit einer hohen Auflösung aus. Wenn wir dann die ISO hochschrauben, gehen der Kontrast und damit die Details immer mehr verloren. Doch wenn wir im Anschluss bei der Bildbearbeitung die Schärfe wieder hinzufügen und maximal steigern, ist wieder alles gut! - oder doch nicht?!

Genau genommen, gilt fürs Schärfen das selbe, wie für den Klarheit Regler. Global dürfen wir diesen nur sehr spärlich anwenden, denn der sanfte und schöne Hintergrund sollte auch möglichst störungsarm bleiben. Deshalb wenden wir die Schärfung auch nur sehr subtil auf jedes Pixel an. Denn auch das Schärfen macht nichts anderes als die Kontraste benachbarter Pixel zu steigern.

  • Meine Empfehlung: Schärfe nach Möglichkeit nur die Konturen deiner Hauptelemente. Verwende dabei “Unscharf Maskieren” und kombiniere dies mit lokalen Masken auf kleine Bildbereiche

3. Dunkle Bereiche stark aufhellen

Je dunkler die Bildbereiche sind umso weniger Licht wurde von diesen Bereichen reflektiert. Das ist soweit mal absolut logisch. Und je dunkler die Bildbereiche sind umso weniger Photonen wurden in diesen Bereichen gesammelt und folglich ist das Signal in diesen Bildbereichen nur sehr schwach. Wenn wir dieses schwache Signal nun stark aufhellen, verstärken wir das Rauschen in diesen Bereichen unverhältnismäßig stark.

  • Meine Empfehlung: Bilder dürfen ruhig starke Kontraste haben. Lasse daher die dunklen Bereiche dunkler und arbeite stärker an den Mitten und den Lichtern. Dadurch kannst du unter Umständen deutlich mehr rausholen und die Tiefen bleiben wie sie sind.

4. Starkes Freistellen

Immer wieder sehe ich gigantische Ausschnitte, Portraits von Tieren. Manchmal scheint es mir, je näher man rankommt desto beeindruckender soll das Bild erscheinen. Doch für mich ist genau das Gegenteil der Fall. Ich finde es sehr spannend, wenn Tiere kleine im Bild sind. Wenn der Hintergrund, der Lebensraum und die umgebende Landschaft ein Teil des Bildes sind. Ein Kopfportrait eines Vogel sagt viel weniger als ein Bild eines Tieres in seiner natürlichen Umgebung - also zumindest für mich. Durch die starke Freistellung verstärken wir das Rauschen nochmal deutlicher, weil jedes Pixel tendenziell größer dargestellt wird und somit das Bildrauschen gewichtiger wird.

  • Meine Empfehlung: Mut dazu, die Tiere auch kleiner im Bild darzustellen. Komposition und Platzierung innerhalb des Bildes sind deutlich entscheidender als immer Größere ausschnitte!

ISO INVARIANZ

Riesen Thema. Besonders bei meinen Sternenfotografie Workshops und Fotoreisen mit Polarlichtern, kommt dieses Thema immer wieder zur Sprache. Die Iso Invarianz der modernen Sensoren. Es gibt einstufig und mehrstufig ISO invariante Kamerasensoren. Die zweistufig invarianten Sensoren werden auch “dual gain” sensoren genannt - also zweistufig verstärkt.

Was bedeutet das für uns?

Simpel ausgedrückt: Die Bildqualität wird in erster Linie durch die Menge an Licht, also die auftreffenden Photonen beeinflusst. Also sind die Belichtungszeit und die Blendenöffnung die tatsächlich relevanten Größen für ein “reines” Bild. Die ISO funktioniert annähernd wie ein Lautstärkeregler und bedeutet lediglich die Verstärkung meines eingefangenen Signals. Durch Verstärkung entsteht Rauschen und das sehen wir in unseren Bildern. Siehe auch “3. Dunkle Bereiche stark aufhellen.

Tatsächlich haben wir bei einem Dual Gain Sensor, zwei Basis ISO Werte. Zum Beispiel liegen diese bei der Sony A1 II bei 100 und 640. Was bedeutet, dass alle Werte dazwischen Interpolierte bzw. verstärkt Werte darstellen.

Ein Beispiel:

Wenn wir ein Bild mit der Sony A1II aufnehmen und ISO 800 verwenden bei 1 s Belichtungszeit und Blende f/4 wobei das Bild um 1EV (also eine Blendenstufe) zu dunkel aufgenommen wird, hat es genau das selbe Rauschen wie eine Bild mit ISO 1600 | 1s | f/4 und +/-0 EV.

Das dunklere Bild wird in der Software aufgehellt und das “normal” belichtete Bild ist schon auf 0EV. Wenn wir nun die beiden Bilder vergleichen, sehen wir keinen Unterschied im Bildrauschen!

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Die perfekte Schärfe