Wenn’s mal wieder länger dauert
Manchmal läuft es nicht ganz wie geplant. Wie du trotzdem zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommst, ohne aufzugeben, erfährst du hier.
Wir sind auf den Lofoten unterwegs und das Licht ist wunderschön. Die Wolken sind sehr dramatisch und die Sonne strahlt am Himmel. Im November sind die Tage kurz und der Winkel des Lichts ist tief genug, um eine ausgedehnte Goldene Stunde zu haben. Wenn ich von meinen Reisen zurückkehre, haben sich viele Bilder angesammelt und ich brauche häufig etwas Abstand, bevor ich den Großteil der Fotos fertigstellen kann.
Bei dieser bestimmten Szene hatte ich bei der Aufnahme selbst einige Herausforderungen zu bewältigen. Diese Themen sind dir bestimmt auch schon beim einen oder anderen Ausflug in die Natur untergekommen. Neben den unzähligen kreativen Entscheidungen und der Wahl des richtigen Bildausschnitts, melden sich oft zusätzlich noch die technischen Feinheiten.
Falsches Objektiv
Für meine kreative Entscheidung, als Endformat ein Panorama zu erhalten, benötigte ich ein Ultraweitwinkel, um anschließend das Bild beschneiden zu können. Meine Fuji-Kamera hat ausreichend Megapixel, um trotz Halbierung des Bildes noch genügend Auflösung und Bildqualität übrig zu haben. Das klingt ja erstmal sehr geradlinig und simpel, doch was tun, wenn das Objektiv nicht mitspielt? Die weiteste Brennweite, die ich an der Fuji habe, ist umgerechnet 24 mm. Tja, für meinen gewünschten Ausschnitt hätte ich zumindest 100-110 ° Bildwinkel benötigt, also irgendwas zwischen 14 und 18 mm Brennweite. Trotzdem konnte ich mit meiner „falschen“ Brennweite den richtigen Ausschnitt finden und aufnehmen. Die Kamera habe ich dazu auf dem Stativ positioniert, damit ich den gesamten gewünschten Bereich ohne großen Versatz und Schräglage aufnehmen konnte.
Die Lösung ist so simpel wie genial – also einfach vier Bilder im Hochformat mit einem Drittel Überlagerung aufnehmen und fertig. Ja, fast fertig…
Zu hoher Dynamikumfang
Fotografieren wir gegen die Sonne, so sind die Schatten sehr dunkel oder die Lichter viel zu hell – und das auch bei einer Mittelformat-Kamera. Natürlich hätte ich für die Reduzierung der Helligkeit des Himmels einen optischen Filter verwenden können, doch in diesem Fall waren die Bergspitzen ohnehin im Schatten und durch den Filter hätte ich diese Bereiche noch stärker abgedunkelt.
Dann bleibt eigentlich nur noch eines: Eine Belichtungsreihe, also Bracketing, aufnehmen. Auch kein großes Problem. Ich stelle meine Kamera – egal ob bei der Nikon oder der Fuji – auf die BKT-Funktion und wähle meine gewünschten Belichtungsunterschiede in Blendenstufen. Meistens verwende ich eine oder zwei Blendenstufen und eine Anzahl von drei Bildern. Sobald ich den Auslöser drücke, nimmt meine Kamera gleich drei Bilder auf: eines unterbelichtet, eines normal belichtet und eines überbelichtet. Damit kann ich bequem in Lightroom oder Photoshop ein HDR-Foto – High Dynamic Range – erstellen und sehr dunkle, wie auch sehr helle Bereiche in perfekter Qualität, ohne Kompromisse erstellen.
Lensflare – Lichtreflexe entfernen
Aus Mangel an einem passenden Objektiv habe ich mich für ein Pano entschieden und um den hohen Dynamikumfang aufnehmen zu können, habe ich die Szene im BKT-Modus aufgenommen. Doch jetzt sind auch noch störende Lichtreflexe durch die direkte Sonne im Bild!
Es wäre zu schade, wenn das große Panorama zwar in perfekter Qualität vorliegt, doch die Reflexe der Sonne zeichnen bunte Flecken ins Bild. Wie kannst du denn diese Blendenflecken vermeiden?
Die Blendenflecken sind bei jedem Objektiv unterschiedlich und können auch bei sehr teuren Objektiven nicht vollständig vermieden werden. Sobald du direkt in die Sonne fotografierst, bekommst du Reflexionen im Bild. Ob dich diese Reflexionen persönlich stören oder nicht, ist wieder ein anderes Thema und darüber lässt sich durchaus diskutieren.
Reduzieren kannst du die reflektierten Lichtpunkte zum Beispiel durch Photoshop-Korrekturen, doch das funktioniert je nach Struktur nur sehr schwer und mit Qualitätseinbußen. Meine Methode der Wahl funktioniert durch die Aufnahme von zwei Bildern. Ein Bild wird ohne Veränderung und ohne jegliche Anpassungen aufgenommen und für die Aufnahme des zweiten Bildes blockiere ich das direkte Licht der Sonne durch meinen Finger oder sonstigen Gegenstand. Dadurch entstehen keine lästigen Reflexe und diese Bereiche kann ich anschließend in perfekter Qualität korrigieren.
Der Ablauf
Zuerst habe ich die Bilder im RAW-Format und völlig unbearbeitet zu HDR-Aufnahmen kombiniert. Dabei entstand für jede der vier Positionen ein Bild mit erhöhtem Dynamikumfang und zusätzlich habe ich die Bilder mit meinem Finger im Foto ebenso kombiniert. Also konnte ich durch den ersten Schritt die 15 Einzelbilder zu fünf HDR-Aufnahmen zusammenfassen. Anschließend habe ich die Lichtreflexe bei der Aufnahme mit der Sonne im Bild mit Hilfe von Photoshop reduziert. Jetzt kann ich die weiteren HDR-Aufnahmen in Photoshop laden und alle vier Dateien als einzelne Ebenen anzeigen. Ich wähle alle Ebenen mit Shift zugleich aus und drücke auf „Bearbeiten -> Ebenen automatisch ausrichten“. Die Software fügt die Ränder so aneinander, dass ich bereits eine gute Vorschau bekomme. Mit „Bearbeiten -> Ebenen automatisch überblenden“ und mit der Option „Panorama“ ausgewählt, bekomme ich das zusammengefügte Panorama.
Die Bildentwicklung stellt schon seit jeher einen entscheidenden Teil der Fotografie dar. Heute gibt es tolle Möglichkeiten, die Bilder unkompliziert in hoher Qualität zu entwickeln. In Online und Live-Seminaren zeige ich meine Lightroom und Photoshop Vorgehensweise. Wenn du gezielte Fragen hast, habe ich in Form der Individualcoachings Zeit für dich und deine Anliegen.
Lofoten Sunset ist wieder ein wunderschönes, perfektes Bild!
LG, Johanna
Vielen Dank liebe Johanna.