Die Qualität von Tiltshift Objektiven ist meist herausragend und durch die aufwändige Konstruktion, sowie die feine Mechanik, sind diese Spezialobjektive sehr hochpreisig. Ich habe ein solches Objektiv getestet um herauszufinden, ob es eine gute Wahl für hochwertige Landschaftsbilder ist. Mittlerweile konnte ich einige Bilder damit aufnehmen und die Möglichkeiten sind vielseitig. Meine tatsächliche Verwendung und der Einsatz wichen dabei von dem ab, was ich mir Ursprünglich vorstellte.
Was ist ein Tiltshift Objektiv
Ein Tiltshift Objektiv ist ein Spezialobjektiv, welches die parallele Verschieben sowie das kippen des Linsensystems ermöglicht. Je nach Objektiv müssen nicht beide Funktionen vorhanden sein. Bei der Shift Funktion kann der Bildausschnitt innerhalb des Streukreises des Objektivs verschoben werden. Beispielsweise kann so auch ohne Neigung der Kamera nach Oben der Bildausschnitt nach oben verschoben werden. Der Effekt den man dadurch erhält sind Linien, die nicht verzerrt werden. Wenn wir an ein Hochhaus denken, welches wir vollständig auf ein Bild bringen wollen, müssen wir ein normales Objektiv nach oben neigen um es bis zur Spitze aufnehmen zu können. Beim Tiltshift objektiv verwenden wir die Shift Funktion um den Bildausschnitt nach oben zu verschieben. Dadurch sind die Häuserkanten Parallel abgebildet.
Die Tilt Funktion macht sich der Scheimpflugschen Regel zunutze, welche besagt, dass sich die Schärfeebene, die Objektivebene und die Bild(Sensor)Ebene in einer gemeinsamen Schnittgeraden treffen. Das ist vielleicht noch nicht aussagekräftig genug. Stellen wir uns also vor, wir legen ein Blatt bedrucktes Papier auf den Tisch und richten unsere Kamera schräg auf dieses Blatt. Es wird bei offener Blende nur eine Zeile scharf abgebildet sein. Kippen wir das Linsensystem allerdings nach vorne, so erhalten wir bei geeigneter Neigung vollständige Schärfe des gesamten Blatts. Dafür gibt es einige Skizzen, wo das Schema verdeutlicht wird.
Mein Einsatz des Tiltshift Spezialobjektivs
Obwohl ich mich vorab bereits ein wenig damit beschäftigt hatte, konnte ich mir nicht exakt vorstellen, welche Möglichkeiten in einem derartigen Objektiv stecken würden. Vielleicht muss ich noch weiter damit arbeiten um genauere Aussagen darüber treffen zu können. So habe ich bisher meist die Shift Funktion verwendet und kaum die Tilt Funktion. Mit der Shift Funktion kannst du die Sensorebene der Kamera völlig gerade ausrichten und mit anschließender Verlagerung des Linsengangs den Ausschnitt etwas verschieben. Somit erscheinen die Linien im Bild gerade und stürzende Linien treten nicht auf.
Die Shift Funktion in der Landschaftsfotografie
Bei der Shift Funktion werden Objektiv und Kamera parallel zur Sensorebenen aneinander verschoben. Durch den äußerst großen Streukreis von T/S Objektiven kann der Bildausschnitt durch die Shift-Funktion problemlos verschoben werden. Für die folgende Aufnahme habe ich mir den gewünschten Ausschnitt so gewählt, dass die Steine eine Kurve darstellen und ins Bild führen. Um den Vordergrund möglichst gut zu präsentieren, musste ich Kamera etwas höher positionieren, was das Kippen der Kamera erfordern würde. Aber nicht mit dem Tilt shift, die Kamera konnte völlig gerade ausgerichtet bleiben und durch das Verschieben der vorderen Objektivelemente gelang der Ausgleich durch das Spezialobjektiv. Mit einem herkömmlichen Objektiv werden die Bäume in diesem Fall nach außen gezogen und die Bildwirkung ist teilweise etwas unnatürlich. Mein Wunsch wäre noch gewesen, mittels der Tilt Funktion die Schärfeebene so zu verdrehen, dass der gesamte Bildbereich auch bei einer offeneren Blende völlig scharf abgebildet wird. In diesem Bild ist mir das jedoch nicht gelungen, aber vielleicht lag es an mir und ich brauche noch etwas mehr Übung damit.
FUJIFILM GFX 100ii mit T/S 30mm | f/13 | 2 sec | ISO 80
Panoramas mit dem Tiltshift Objektiv
Ein weiterer Einsatzbereich, den ich grandios finde, ist die Aufnahme von Panoramas mit dem Tiltshift Objektiv. Hier habe ich ein horizontales Pano aufgenommen um den wunderschönen Wasserfall mit dem abfließenden Stromschnellen aufnehmen zu können. Diese tolle Kulisse begeistert mich jedes Mal aufs Neue und ich komme immer wieder gerne hier her. Die Moosbedeckten Steine bilden einen wunderbaren Kontrast zwischen Land und Wasser. Auch hier kam das FUJIFILM T/S 30mm zum Einsatz, doch dieses Mal habe ich das Objektiv, entlang der horizontalen Linie nach Links bzw. nach Rechts verschoben. Dadurch konnte ich einen breiteren Ausschnitt erhalten und eine fertige Aufnahme mit mehr als 200 Megapixel erstellen. Bei der Zusammenstellung am Computer ist die Überlagerung der Bilder mit dem Tiltshift Objektiv so exakt, dass kaum ein Pixel am Rand zu beschneiden ist. Diese Exakte Art ein Panorama aufzunehmen wird besonders wichtig, wenn es um Architektur oder exakte Muster geht. Bei Naturaufnahmen können wir mit etwas Übung auch ohne Spezialobjektive tolle Panorama Aufnahmen erstellen.
FUJIFILM GFX 100ii mit T/S 30mm | f/13 | 0,6 sec | ISO 80 | Polfilter | Pano aus 4 Bildern
Lieber Philipp, ein fordernder Beitrag – schon beim Lesen!
Für dich und deine Familie meine besten Wünsche für das neue Jahr!
Herzliche Grüße, Johanna
Lieber Philipp, du konntest mit deinem Beitrag die Vorteile des T/S Effektes sehr gut veranschaulichen und einen komplexen Vorgang prima aufbereiten. Kompliment! Alles gute deiner Familie und dir für 2024. Beste Grüße Gerhard Niklas.
Vielen Dank lieber Gerhard. Freut mich von dir zu lesen. LG Philipp
Sehr schöne Fotos mit dem T/S-Objektiv. Nur einen kleinen Hinweis:
Bei der Shift Funktion kann der Bildausschnitt innerhalb des Bildkreises des Objektivs verschoben werden. Streukeis hat was mit Auflösungsvermögen zu tun …
Hallo Klaus. Danke für die Richtigstellung des Begriffs. LG Philipp