Die Magie der Vogelinsel - Fotoreise nach Runde, NO
Als Naturfotograf bin ich stets auf der Suche nach faszinierenden Landschaften und Orten, an denen sich Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten lassen. Norwegen bietet davon reichlich – oft sogar abseits der bekannten Regionen.
Über Runde
Auf die Vogelinsel Runde stieß ich eher zufällig. Jedes Jahr nehme ich am Fotowettbewerb der europäischen Berufsfotograf*innen teil und strebe danach, mich mit Akribie und Hingabe unter die Top 10 zu platzieren. In den vergangenen vier Jahren ist mir das gelungen – mit Platzierungen in gleich zwei Kategorien.
Die Preisverleihung findet jährlich an einem wechselnden Ort in Europa statt. So reiste ich bereits in verschiedene Städte – darunter auch ins norwegische Ålesund. Nur zwei Stunden südlich davon liegt Runde – eine kleine Insel, die in den Sommermonaten rund 100.000 Brutvögeln Heimat bietet. Besonders die Papageientaucher hatten es uns angetan.
Anreise & Einstieg
Nach der Landung in Ålesund/Vigra machten wir uns auf den Weg Richtung Süden. Zwei Stunden, mehrere Brücken, Tunnel und eine Fährfahrt später erreichten wir Runde. Auf der Insel angekommen, richteten wir uns ein und begaben uns gleich zur ersten Erkundungstour entlang der Küste – Kamera im Anschlag.
Workshop-Ablauf
Der erste volle Tag begann entspannt mit einem Frühstück, gefolgt von einer Theorieeinheit. Wir besprachen die wichtigsten Kameraeinstellungen für Vögel im Flug und passten unsere Setups entsprechend an. Danach ging es direkt nach draußen – die ersten Übungen mit den Austernfischern standen an. Bereits hier wurden Unterschiede in Perspektive und Timing sichtbar, und wir analysierten gemeinsam, welche Situationen gut funktionierten – und welche noch Herausforderungen boten.
Aufstieg zu den Vogelklippen
Der Weg zu den Klippen startet steil, führt einen Kilometer bergauf zur Hochebene – und endet mit einem spektakulären Ausblick in die Tiefe. Unterwegs begleiten uns Bekassinen, Raubmöwen und weidende Schafe. Oben angekommen ist der Blick atemberaubend, die Lichtstimmung einzigartig.
Bei den Papageientauchern
Anfangs ist es ruhig – die Papageientaucher sind noch auf dem Meer, wo sie Fisch für den Nachwuchs fangen. Die Jungvögel warten geduldig in ihren Nestern und werden abwechselnd von beiden Eltern gefüttert. Mit etwas Glück können wir beobachten, wie die Altvögel mit vollen Schnäbeln landen – ein Motiv, das jedes Fotograf*innenherz höherschlagen lässt.
Wir verbringen mehrere Stunden am Spot und lernen mit jeder Session dazu: Flugmuster, Windverhältnisse, Interaktionen – all das fließt in unsere Bildgestaltung ein. Wir trainieren, einzelne Tiere aus der Ferne zu verfolgen, den Fokus zu halten und im richtigen Moment die Serienaufnahmen zu starten.
Mit jedem Tag steigt die Bildqualität. Das Licht verändert sich, die Bedingungen ebenso: Mal bewölkt und rau, dann wieder goldenes Abendlicht. Die Sonne geht erst gegen Mitternacht unter – und genau dann kehren die Puffins in Scharen zurück. Das perfekte Zusammenspiel von Licht und Aktivität.
Lernen & Weiterentwickeln
Jede Region und jede Tierart bringt neue Learnings mit sich. In den letzten Monaten war ich viel unterwegs – im Seewinkel, in der Camargue – stets mit Fokus auf Vögel im Flug. Und obwohl ich mit meinem vertrauten Equipment arbeitete, lief nicht jede Szene gleich ab. Mal hält der Autofokus perfekt, mal verliert er ohne ersichtlichen Grund das Motiv.
Wir analysierten täglich unsere Bilder, passten Einstellungen an und verbesserten die Handhabung individuell. Besonders spannend: Der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Tag. Die Anzahl verwertbarer Bilder stieg bei vielen Teilnehmenden deutlich – von 5 auf über 10 Prozent. Auch ich konnte meine Effizienz weiter optimieren.
Landschaft & Licht
Nicht weit entfernt, hinter Brücken und Tunneln, liegt ein malerischer Strand. Schon der Parkplatz lässt erahnen, wie schön es wird. Über eine Schafweide gelangen wir ans Wasser. Ein Seeadler zieht kurz über uns hinweg, bevor er sich von der Thermik tragen lässt.
Wir konzentrieren uns auf das Zusammenspiel von Fels und Wasser – Struktur und Bewegung. Das gleichmäßige Licht, erzeugt durch dramatische Wolken, eignet sich perfekt für lange Belichtungen. Mit ND- und Polfiltern (ich arbeite hier mit den Magnetfiltern von NISI, absolute Empfehlung!) gelingen ruhige, ausdrucksstarke Landschaftsaufnahmen.
Vom Wasser aus
Vom kleinen Hafen im Osten der Insel starten wir mit einem rustikalen Holzboot. Der Wind sorgt anfangs für starke Bewegung – eine fotografische Herausforderung. Doch je näher wir den Basstölpel-Kolonien kommen, desto faszinierender wird es. Wir entdecken Krähenscharben, Trottellummen und Tordalke. Tausende Papageientaucher treiben auf dem Wasser – ein fotografischer Reichtum, der kaum zu fassen ist.
Gemeinsam Lernen – Rahmenprogramm
Tagsüber reflektieren wir regelmäßig: Bildbesprechungen, Bearbeitungs-Inputs, Techniktipps. Ich zeige meine Herangehensweise an Komposition und Gestaltung – vor Ort und am Rechner. Das Feedback untereinander ist wertvoll und hilft allen, sich weiterzuentwickeln.
Fazit
Nach der Reise ist vor der Reise. Ich komme mit neuen Ideen und frischer Motivation zurück – und bin sicher: Auch nächstes Jahr möchte ich wiederkommen. Neben der Bootsfahrt und vielen Papageientauchern besuchten wir auch das Umweltzentrum Miljøsenter und bekamen von Johannes interessante Einblicke in das Leben der Vögel.
Ich bin dankbar für eine wunderbare Gruppe, inspirierende Gespräche, angenehme Temperaturen – und für viele starke Bilder. Mein Hauptobjektiv war das 400mm f/2.8, ergänzt durch das 14-30mm Ultraweitwinkel. Die Kombination hat sich einmal mehr bewährt.
Besonders freut es mich, mein Wissen weitergeben zu können – und Menschen mit unterschiedlichem Erfahrungsstand in ihrer fotografischen Entwicklung zu unterstützen.