Voglefotografie in Südfrankreich - Camargue

SONY A1 II + 300mm f/2,8 + 2x TC

Das Rhone Delta

Zwischen der Rhone und der Petit Rhone erstreckt sich eine wunderbare flache Landschaft, die sich durch Sedimentation über Jahrhunderte dort aufgeschüttet hat. Bei der Mündung eines großen Flusses sind die mitgelieferten Gesteinsfragmente denkbar klein und lassen sich gut transportieren. Sandbänke entstehen und durch die unterschiedlichen Strömungsrichtungen entsteht ein verzweigtes System. Pflanzen beginnen diese Sandbänke zu besiedeln und dadurch zu befestigen. Eine ausgedehnte Flussdelta-Landschaft entsteht. Durch das viele Wasser und das organische Material ist das Gebiet besonders Fruchtbar und für die Landwirtschaft ein bedeutendes Gebiet. Heute wird neben den zahlreichen Weideflächen, Reis und Getreide angebaut. Diese weiten Flächen sind besonders für die artenreiche Vogelwelt wunderbare Lebensräume.

Eine tiefe Perspektive

Für die beste Freistellung vom Motiv und eine damit verbundene atemberaubende Wirkung, ist häufig eine ganz tiefe Position wünschenswert. Mit dieser tiefen Position können selbst bei weniger lichtstarken Objektiven tolle Effekte erzielt werden. Die Szene wird durch die tiefe Position zusätzlich beruhigt und unser Motiv steht buchstäblich aus der Szene heraus. Vordergrund und Hintergrund werden gleichermaßen komprimiert, wobei wir diese beiden Elemente wirkungsvoll in unsere Bildgestaltung einbauen können.

Der Hintergrund ist entscheidend

Betrachten wir wahrlich herausragende Bilder, so passt alles zusammen. Der Vordergrund, das Hauptmotiv, der Hintergrund, alles fügt sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein. Genau das sollten wir ebenso beachten, wenn wir Bilder aufnehmen. Es ist entscheidend, nicht nur auf das Hauptmotiv zu achten, sondern auch einen Blick auf den Hintergrund zu werfen. Gibt es Linien im Hintergrund, die ablenken oder eine störende Wirkung haben? Bringen die Linien das Bild aus der Balance oder ist ein heller Fleck an einer ungünstigen Stelle? All diese Überlegungen sollten während der Aufnahme berücksichtigt werden. Ganz besonders Interessant wird es, sobald die Tiere in Action sind. Da geht dann alles sehr schnell und es ist besser zu reagieren, als zu viel zu überlegen. Doch vorab, wenn die Action noch nicht so stark ist, macht es durchaus Sinn, bereits mehrere Szenarien zu überlegen und mögliche Ausschnitte zu überlegen.

Damit wir eine ansprechende Aufnahme gestalten können, sind meist mehrere Elemente, als nur eines erforderlich. Wenn wir auf das folgende Bild vom Löffler blicken, so sehen wir, dass der Bildaufbau sehr reduziert ist und Formal in zwei Teile geteilt ist. Der Hintergrund ist dunkel und der Vogel wird von der Seite beleuchtet. Obwohl ich im Floating Hide war, hatte ich ein wenig Spielraum mit der Höhe der Kameraposition. Hier habe ich die Kamera um wenige Zentimerter nach oben bewegt, damit sich das Tier nicht mit der Horizontlinie schneidet. Durch diese klare Positionierung wirkt das Bild noch etwas reduzierter und aufgeräumter. Das Bildformat unterstützt noch den weiten und ausgedehnten Charakter. Durch das Licht von der Seite und den dunklen Hintergrund, heben sich auch die Wassertropfen sehr gut vom Hintergrund ab. Wäre der Kopf des Löfflers im dunklen Hintergrundbereich, so würde die Wirkung deutlich verloren gehen, da auch der kleine Fisch kaum sichtbar wäre. Diese kleinen Bewegungen der Kamera können darüber entscheiden, ob dein Bild bleibt, oder doch gelöscht wird.

Welche Kamera brauchst du für die Tierfotografie?

Besonders in der Tierfotografie sind wir auf die modernen Autofokussysteme und die aktuellen Feautres der Kameras angewiesen. Motiverkennung, Precapture und viele Bilder pro Sekunde sind die begehrten Funktionen neuer Kameras, aber was ist wirklich nötig, um tolle Fotos aufnehmen zu können?

Meiner Meinung nach ist die beste Kamera grade mal gut genug. Denn wir wollen immer mehr. Wir gewöhnen uns an den besten Autofokus und die Motiverkennung und werden selbst auch faul, denn die Kamera übernimmt einiges an Arbeit für uns. Aber um ehrlich zu sein ist das Entscheidende, dass wir wissen, was unsere Kamera kann, welche Tier es gut erkennen kann und welche Situationen welchen Autofokus erfordern. Der Autofokus ist zwar prinzipiell deutlich besser geworden, jedoch ist er nicht immer perfekt und erfordert verschiedene Anpassungen, die je nach Situation unterschiedlich sein können. Und das ist auch nicht für jede Kamera oder jede Kameramarke gleich. Ich konnte mittlerweile schon mit sehr vielen unterschiedlichen Systemen und den besten Kameras auf dem Markt arbeiten, doch auch wenn man das Top-Modell verwendet ist es wirklich entscheidend, die Kamera und das Fokussystem zu beherrschen. Bzw. ist es entscheidend, die Kamera so anzupassen, dass alle wichtigen Funktionen schnell zugänglich sind. Somit führt kein Weg daran vorbei, die Kamera etwas zu personalisieren und die Knöpfe nach den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Die Kamera personlalisieren

Meine wichtigsten Einstellungen für die Tierfotografie sind je nach Kamera und Marke sehr unterschiedlich und trotzdem irgendwie auch gleich. Vergleichen wir die Marken, so gibt es Einstellungen, die sich dort unterscheiden und nicht bei jeder Marke können wir die gleichen Einstellungen vornehmen.
Der Autofokus sitzt bei mir beispielsweise an zwei unterschiedlichen Orten. Einerseits habe ich den AF-On Knopf mit einem Autofokusmodus belegt, dieser ist mein Hauptknopf für die Fokussierung. Wenn ich den Fokusmodus ändern möchte, weil ich beispielsweise einen kleinen Spot benötige, so welchsle ich die diesen mit Hilfe eines einfachen Knopfs auf der Rückseite der Kamera, ohne dass ich ins Menü gehen muss.

Ein zweiter Knopf auf der Rückseite ist mit “Action-Einstellungen” belegt. Bei Nikon heißt dieser Knopf Focus-Recall und bei Sony gibt es Funktionen-Halten, mit dem ich jeweils ein Rezept abspeichern kann, das aufgerufen wird, wenn ich diesen Knopf drücke. Aber wofür brauche ich das?

Gehen wir davon aus ich fotografiere einen sitzenden Vogel und möchte die Belichtungszeit etwas verlängern, um einen niedrige Iso zu erhalten. Nun könnte ich mich zusätzlich noch für eine etwas geschlossenere Blende entscheiden um noch mehr Schärfe zu erhalten und plötzlich passiert etwas. Der Vogel setzt zum Flug an und meine Einstellungen sind völlig falsch. Anstelle verwischter Bilder mit den aktuellen Einstellungen drücke ich auf meinen “Action-Knopf” und die Einstellungen werden auf mein Rezept geändert (z.B.: 1/2500 s, Blende f/2,8, ISO AUTO, großes Fokusfeld mit Motiverkennung). Damit verliere ich keine Zeit und kann den Vogel im Flug sofort aufnehmen und eine tolle Serie erhalten.

Die Beste Kamera ist definitiv die Kamera, die ich perfekt bedienen kann und von der ich weiß, wie sie reagiert und welche Motive erkannt werden können und welche nicht. Die beste Kamera hilft nicht, wenn ich diese nicht gut interpretieren kann.

Aber für die Fotografie brauchen wir noch mehr, als nur die richtigen Einstellungen und die beste Kamera. Viel entscheidender noch, ist die richtige Position aus der wir fotografieren können und da kommt das Floating Hide ins Spiel. Denn ich war in der Camargue nicht nur zu Fuß unterwegs und habe vom Rande der Wasserflächen fotografiert, sondern auch direkt im Wasser aus einem schwimmenden Versteck. Einem sogenannten Floating Hide.

Das Floating Hide

Was ist denn eigentlich ein Floating Hide? Wenn man es direkt übersetzt kommt man dem Ergebnis schon sehr nahe. Ein schwimmendes Versteck. Das schwimmende Versteck, das ich verwendet habe, ist aufbalsbar und kann sehr klein zerlegt werden. Es hat absolut robuste Auftriebskörper und lässt sich sehr gut manövrieren. Die konstruktion selbst ist sieht aus wie ein U, welches mit Luft gefüllt ist. Darüber befindet sich ein einfaches Zelt in Tarnoptik. Durch die Zeltwände, können kleine Fenster geöffnet und geschlossen werden, durch die man die Umgebung betrachten und beobachten kann. Im vorderen Teil des Floating Hides, gibt es einen Reißverschluss, durch den man die Kamera stecken kann.

Damit unsere Ausrüstung nun nicht untergeht und wir die teure Kamera versenken, wird diese direkt mit dem Gimbal auf einer Platte im Floating Hide befestigt. Die Stabilität ist erstaunlich gut und das Versteck ist sehr gut zu bewegen. Wenn der Wind zunimmt, ist es wichtig, sich innerhalb des Hides so zu positionieren, dass mit den Beinen das Hide stabilisiert werden kann und die Arme frei sind um Bilder aufnehmen zu können.

Die Erfahrung mit dem Floating Hide hat mir persönlich sehr gut gefallen, weshalb ich damit auch in Zukunft Worshops anbieten möchte. Diese folgen noch, aber inzwischen kannst du dir das Video für mehr Eindrücke ansehen.

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Sterne fotografieren - Teil 1