Licht aus!
Astrofotografie mit dem SIGMA 14mm F1,4 DG DN | Art
Wenn wir an Astrofotografie denken, dann haben wir meist umgehend Aufnahmen der Milchstraße oder sogar Deep Sky Bilder im Kopf. Dabei soll der Nachthimmel absolut dunkel sein, je weniger Licht desto besser. Hier glänzt das SIGMA und sammelt mit f/1.4 eine halbe Blendenstufe mehr Licht, es kommt also 50% mehr Licht am Sensor an, als bei f/1.8 . Aber ein gutes Astrofoto kommt nicht einfach so aus deiner Kamera: Viele der detailreichen Bilder des Sternenhimmels sind mittels diverser Aufnahmetechniken entstanden und stark nachbearbeitet.
Stacking: Das ist eine Aufnahmetechnik, bei der mehrere Bilder zu einem Bild kombiniert werden um noch mehr Lichtinformation sammeln zu können. Dafür benötigst du nichts weiter als dein Stativ und eine Möglichkeit, die Kamera ohne physische Berührung auszulösen, z.B. via App oder Fernauslöser.
Star-Tracking: Dadurch wird der Nachthimmel scheinbar ruhig gehalten und die Bewegung der Erdrotation ausgeglichen. Bei diesen Aufnahmen wird selbst bei langer Belichtung ein detailreicher Sternenhimmel festgehalten (also die kleinen Lichtquellen bleiben punktförmig anstatt zu verwischen und Startrails zu generieren). Dafür benötigt man spezielle Stativköpfe wie z.B. den Benro Polaris.
Pluspunkte für die Mechanik
Neben den offensichtlichen Vorteilen der besseren Lichtstärke adressiert SIGMA besonders die Astrofotograf:innen mit weiteren mechanischen Details. Ein praktischer Vorteil in der Nacht ist die Arca-Swiss kompatible Stativschelle, durch die sehr schnell und mühelos zwischen Hochformat und Querformat gewechselt werden kann. Außerdem gibt es nach der ersten erfolgreichen Fokussierung die Möglichkeit, den Fokus mit der MFL-Taste in Position zu halten, auch wenn der Ring weiterhin bewegt werden würde. Diese Funktion ist dann äußerst praktikabel, wenn an mehreren Standorten fotografiert werden soll und die Kamera samt Stativ transportiert wird. Vielleicht ist das bei der Aufnahme der Milchstraße weniger relevant, jedoch spielt diese Taste besonders beim Fotografieren in arktischen Gefilden seinen Trumpf aus: Besonders bei Polarlichtern kann die Richtung, in die fotografiert werden soll, nicht lange geplant werden. Eine Reaktion auf die äußeren Gegebenheiten ist nötig und teilweise ist mit raschen Veränderungen der Lichtsituation zu rechnen. Durch die MFL-Taste fällt somit ein mögliches Fehlerpotential weg und man kann sich mehr auf die anderen Herausforderungen konzentrieren.
Heizmannschetten für das Objektiv: Sinken die Temperaturen im Laufe der Aufnahmeserie ab, so ist besonders im Sommer und Herbst mit Kondensation auf der Linse zu rechnen. Durch die zusätzliche Beheizung kann die entstehende Kondensation vermieden werden. Nimmt man lediglich Einzelbilder auf, so ist das noch kein großes Thema, allerdings kommt dies besonders bei Zeitraffer-Sequenzen sehr deutlich zum Tragen. Durch jedes Hantieren mit der Kamera, auch wenn es nur das Abwischen der Frontlinse mit einem Tuch ist, wird das Setup potenziell um wenige Millimeter verschoben – In der Postproduktion ist das äußerst lästig zu beheben. Das Objektiv ist prädistiniert für die Verwendung von ebendiesen Heizmanschetten!
Nächtliche Landschaftsaufnahmen
Ungeachtet der subjektiven Wahrnehmungen und den eigenen Eindrücken können die Bilder vom Sternenhimmel auch qualitativ verglichen werden. Die Tests fanden in einer Nacht mit Mondschein statt, was die Kombination aus Landschaftsdetails und Sternenform ermöglicht. Obwohl in den Mittenbereichen nur sehr wenig Unterschied erkennbar ist, lassen sich bei näherer Betrachtung beim Sony Objektiv mehr Details erkennen. Dieser minimale Unterschied bei 1.8 relativiert sich, je weiter abgeblendet wird, was in der Praxis zumindest bei der Astrofotografie kein sinnvoller Weg ist. Das neue SIGMA 14 f/1.4 punktet nämlich genau mit der großen Offenblende.
Links Sigma | Rechts Sony
Am Bildrand wird’s spannend
Blicken wir in die Bildecken so zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Sony bietet hier mehr Schärfe und Details in den Bereichen des Berges. Ebenso hatte ich mit dem SIGMA bei manchen Bildern einen Abbildungsfehler namens Koma (das ist ein Asymmetrie-Bildfehler, der die Sterne bzw. Lichtpunkte verzerrt). Dieser unerwünschte und störende Effekt war jedoch nicht in jeder Aufnahme sichtbar und somit konnten die Aufnahmen ohne Koma miteinander verglichen werden.
Links Sony | Rechts Sigma
Am Tag
Landschaftsfotografie mit dem SIGMA 14mm F1,4 DG DN | Art
Mit der besonders lichtstarken Konstruktion und der geringen Verzerrung lässt das SIGMA keine Wünsche offen. Die drei Linsengruppen ermöglichen eine hervorragende Korrektur und Vermeidung von Lensflares (Diese störenden Lichtschleier und Farbverschiebungen treten besonders häufig bei Gegenlicht auf., z.B. bei nächtlichen Aufnahmen in der Stadt oder direkter Sonneneinstrahlung auf das Frontglas).
Ich habe das Objektiv bei besonders heiklen Situationen getestet und festgestellt, dass es durch die ausgefeilte Konstruktion kaum erkennbare Sonnenflecken und auch nur gering Verluste der optischen Abbildungsleistung gibt. Diese Effekte sind im bei derlei Aufnahmen wirklich kaum zu vermeiden, entsprechend gut finde ich das Ergebnis.
Im direkten Vergleich der beiden Ultraweitwinkel von Sony und SIGMA fällt auf, dass beide Objektive wunderschöne Sonnensterne ausbilden und trotz der massiven Frontlinse kaum Flares aufweisen. Das SIGMA überzeugt in dieser Kategorie besonders deutlich und weist eine hervorragende Leistung auf. Wenn wir die Aufnahme stark vergrößern und uns ausschließlich auf die störenden Lichtreflexe konzentrieren, so fällt auf, dass die Spektralzerlegung bei Sony äußerst deutlich ist und ein heller Reflex im unteren Bilddrittel entstanden ist. Ebenso weist die Region in unmittelbarer Nähe zur Lichtquelle einen deutlichen Lichtschein auf, der sich durch seine kleine Ausdehnung leicht entfernen lässt, jedoch trotzdem störend auffällt.
Links Sigma | Rechts Sony
Trotz gewölbter Frontlinste: Ein Herz für Filter
Ein weiteres praktisches Detail für Filmemacher:innen und in der Landschaftsfotografie sind die kompatiblen Filter, die an der Rückseite des Objektivs eingebaut werden können. Zusätzlich lassen sich diese Filter praktischerweise im Objektivdeckel verstauen und bequem bei Bedarf anwenden. Im Vergleich zu den großen 150×150 mm Graufiltern, die eine dementsprechend große Konstruktion benötigen, sind die kleinen Filter auf der Rückseite ein wahrer Segen. Mit diesen Filtern ist es auch mit geringem Gepäck möglich bei Landschaft, Architektur und anderen Szenarien Filter zu verwenden.
Schärfe in der Praxis
Auch wenn MTF Kurven spannend sein mögen und das faktische Verhalten eines Objektivs darstellen, ist die praxisnahe Bewertung ein wichtiger Punkt. Tagsüber gibt es bei den beiden Objektiven kaum einen Grund zur Beanstandung. Die Schärfe ist absolut vergleichbar und es kann keine große Abweichung erkannt werden. Egal ob in den Ecken oder den Mittelbereichen, das SIGMA steht dem Sony in Sachen Schärfe um kaum etwas nach. Hier beziehen wir uns auf einen Real-World Vergleich und keinen Laborvergleich mit Testcharts. Die wechselnden Lichtsituationen sowie die äußeren Bedingungen haben wir dabei so gut wie möglich in der Beurteilung berücksichtig.