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Mit dem Sigma 100-400 im Norden

Es gibt so viele unterschiedliche Objektive und alle haben ihre Vorteile und Nachteile. Festbrennweiten sind besonders Lichtstark, zusätzlich verfügen sie meist über eine ausgezeichnete Schärfe mit weniger Linsenfehlern. Bei Zoom Objektiven musst du immer bei einer bestimmten Brennweite Abstriche machen. Die Schwierigkeit bei der Konstruktion ist dabei, dass die Fehler bei unterschiedlichen Brennweiten auch anders auswirken. Somit verläuft nahezu immer eine gewisse Qualitätsschwankung über den gesamten verfügbaren Brennweitenbereich.

Unverhofft kommt oft

Bei der jüngsten Reise nach Finnland, war der ursprüngliche Plan ausschließlich auf Landschaftsfotografie fokussiert, wo ich das Sigma 100-400 4,5-6,3 C sehr gerne einsetze. Die Vielseitigkeit und Robustheit der eigenen Ausrüstung ist besonders auf Reisen ein ganz wichtiger Punkt. Häufig sind die Rahmenbedingungen fordernd, sodass auf einen Objektivwechsel verzichtet werden möchte. In diesem Fall spielt die Schwester vom 70-200 seine volle Stärke aus. Während der ersten Wanderung bei weniger als -20°C im finnischen Lappland, konnten wir bereits ein paar Tiere aus der Ferne beobachten. Gedanklich passte ich meinen Plan für eine zukünftige Fotoreise an um auch den wunderbaren Tieren des Nordens einen gebührenden Platz einräumen zu können. Nach ein paar Mails und Telefonaten, war der Plan für eine Tierbeobachtung gesichert. Obwohl ich eigentlich nur für die Landschaftsfotografie ausgerüstet war, konnte ich ohne Abstriche Tieraufnahmen machen. Die fliegenden Vögel sind eine große Herausforderung, wo ein Zoom Objektiv große Vorteile gegenüber Fixbrennweiten hat. Ehrlich gesagt, hätte ich mit meiner großen Fixbrennweite einen zu kleinen Ausschnitt bekommen und das Tier wäre nicht ganz im Bild abgebildet gewesen. 

Nicht sehr lichtstark

Grundsätzlich stimmt es, dass das Sigma 100-400 nicht zu den großen Lichtriesen gehört, jedoch sollte ein guter Vergleich auch ein umfangreiches Spektrum abdecken. Sehr wichtige Punkte sind dabei auch Gewicht und Abmessungen. Das Sigma 100-400 ist äußerst klein und Leistungsstark. Der haptische Eindruck ist sehr hochwertig und angenehm. Für mich als Nikon-User ist die „falsche“ Drehrichtung des Zoom Rings etwas ungewohnt. Das ist jedoch meist kein großes Problem und eine Anpassung an das jeweilige Equipment ist meistens erforderlich, auch wenn dieses schon ziemlich perfekt ist.

Für mich war die verhältnismäßig geringe Lichtstärke kein großes Problem, da ich in der schneebedeckten Landschaft genügend reflektiertes Licht zur Verfügung hatte. Im dunklen Wald wird das Objektiv bestimmt an seine Grenzen stoßen und die Iso Werte schneller in die Höhe steigen. Ab einem gewissen Zeitpunkt nahe der Dämmerung tritt der kreative Blick, sowie die Bildidee in den Vordergrund und eine technisch perfekte Aufnahme ist kaum noch möglich.

Wofür kann ich das Sigma 100-400 verwenden?

Durch das äußerst kleine Packmaß und den relativ großen Brennweitenbereich ist das Sigma 100-400 mm eine tolle Begleitung für jegliche Arbeit in der Natur. Auch für die Fotografie in der Stadt, mit Tieren oder gewissen Portraitsituationen lassen sich mit diesem Objektiv tolle Ergebnisse erzielen. Mit der geringen Naheinstellgrenze von 160cm ergibt sich ein Abbildungsverhältnis von 1:4, was zu tollen Ergebnissen führen kann. Ich würde nicht behaupten, dass es einem Makroobjektiv nahekommt, aber der Anwendungsbereich reicht sehr weit in die Aufnahme von Details und kleinen Strukturen. Besonders bei etwas größeren Blumen und Strukturen mit ein Wenig Hintergrund ist das Sigma 100-400 ein tolles Objektiv.

Die Bildqualität ist bereits bei offener Blende sehr gut, wobei die Schärfe natürlich in den Randbereichen etwas abfällt. In der Landschaftsfotografie, ab Blende f/8 ist das Objektiv bis in die Ränder extrem stark. Was mir persönlich besonders daran gefällt ist, dass ich es für Landschafts- und Tierfotografie einfach zusätzlich dabeihaben kann und damit bestens vorbereitet bin. Seit dem ich das 100-400 verwende habe ich das 70-200 viel seltener dabei.

Obwohl die Temperaturen in Finnland teilweise extrem niedrig waren und mehrere Tage jenseits der -20°C lagen, haben wir ein paar Stellen gefunden, wo die Wassergeschwindigkeit rasch genug war, um das Eis offen zu halten. An diesen Stellen haben die Wasseramseln einen wichtigen Ort für ihr Überleben gefunden. Wir konnten diese tollen kleinen Vögel über einen längeren Zeitraum beobachten und ich konnte einige Bilder aufnehmen, wo die Dynamik im Wasser gut erkennbar ist und die Wasseramsel ruhig am Ufer verweilt. Eine Serie an Bildern, die ich schon längere Zeit im Kopf hatte. Durch das 100-400 konnte ich mit unterschiedlichen Brennweiten und verschiedenen Bildausschnitten arbeiten.