Monochrom kann eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit sein um eine Szene aufs Wesentliche zu reduzieren. Das funktioniert natürlich nicht bei jedem Motiv und auch nicht in jeder Situation. Die Gedanken zu diesem Thema stammen aus meinem Buch “Wasserlandschaften fotografieren”.
Monochrom
Jede Schwarzweiß-Aufnahme ist monochrom, doch nicht jedes monochrome Foto ist ein SchwarzweißFoto. »Monochrom« kommt aus dem Griechischen und bedeutet nichts anderes als »einfarbig«. Das Bild besteht somit entweder aus Graustufen oder Tonwertabstufungen einer einzelnen Farbe. DieWirkung von Schwarzweiß-Bildern entsteht aus Unterschieden in der Luminanz, also Hell und Dunkel, die etwa Strukturen betonen. Bei monochromen Bildern kommt die Wirkung einer Farbe als entscheidendes Element hinzu. Eine Stimmung in einem Bild einzufangen ist grundsätzlich schwieriger, als diese tatsächlich zu erleben. Denken Sie an einen kurzen Videoclip oder einen Imagefilm. Langsam bewegt sich die Kamera zur Musik der Cellistin im Hintergrund. Nebelschleier ziehen über die Landschaft und die ersten Sonnenstrahlen erleuchten die Schönheit der Natur. Automatisch entsteht ein Gefühl für die Szene und für die Stimmung. In bewegten Bildern funktioniert der Transport von Gefühlen deutlich einfacher und intensiver, da mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Mit Ihrer Fotografie können Sie auch Gefühle wecken und Geschichten in die Köpfe zaubern, jedoch hängt dies sehr stark von der Fantasie der Personen ab, die Ihr Bild betrachten. Fotografie ist weniger »laut«, Sie müssen eine Fotografie bewusster betrachten, um sie wirklich aufzunehmen und zu verstehen. Bei der Bildentwicklung am Computer ist es daher entscheidend, die besonderen Elemente im Bild zu verstärken, um den Betrachterinnen und Betrachtern die Wahrnehmung der Szene zu erleichtern.
Bei dieser Aufnahme habe ich darauf geachtet, dass die zentralen Elemente des Bildes möglichst so überliefert werden, wie ich mich daran erinnert habe. Das subtile Licht auf den Baumstämmen der Kiefern am Wasser zieht den Blick auf sich. Der Nebel separiert die vorderste Baumreihe von den dahinterliegenden, was in dieser reduzierten Komposition zu mehr Tiefe führt. Die Farbgebung ist zusätzlich sehr reduziert, und die Farbtöne unterstützen die beruhigende Stimmung. Schon bei der Aufnahme habe ich daran gedacht, dass ich dieses Bild in einem größeren Format an der Wand sehen wollte, und daher habe ich mich für die Aufnahme mit dem Tele als mehrteiliges Panorama entschieden, anstelle einer Weitwinkelaufnahme, die später noch beschnitten werden müsste. Der Unterschied für den nachfolgenden Druck im großen Format ist dabei immens. Die tief stehende Sonne und die nahezu endlose goldene Stunde ist im hohen Norden etwas ganz Besonderes. Bei der nächsten Aufnahme wurde ich von zahllosen Stechmücken gleichzeitig als Nahrungsquelle angesehen, doch die Ergebnisse sind es wert. In der Landschaftsfotografie ist häufig der gesamte Bildbereich komplett scharf (teilweise wird auch mit Fokus-Stacking gearbeitet, um die absolute Schärfe noch zu erhöhen). Für mich ist es durchaus auch sehrreizvoll, die Stimmung in einem Bild so festzuhalten, dass ein zentrales Element im Bild scharf und deutlich sichtbar ist und der Rest des Bildes diesen Teil atmosphärisch unterstützt, dabei jedoch nicht scharf erkennbar ist. Durch das strahlende Sonnenlicht wird die gesamte Szene in goldenes Licht getaucht, und Sie können sich sehr gut vorstellen, woher der Ausdruck »goldene Stunde« rührt.
Ich hoffe, dass der Ausschnitt und die Bildauswahl gefallen. Ebenso freue ich mich am Interesse für mein Buch.