Das Jahr 2023 – eine treue Begleitung
Auch für das kommende Jahr 2023 gibt es einen Wandkalender und dieser ist mit einer kleinen Neuerung verbunden. Bei meinem ersten Wandkalender habe ich mit einer Künstlerin zusammengearbeitet und Bild traf Illustration, im darauffolgenden Jahr habe ich als Bildunterschrift passende und motivierende Sprüche gesammelt. Der nächste Kalender wurde dann mit eigenen Gedanken zur Aufnahme und zum Erlebnis vor Ort ergänzt. Die Beschreibungen waren sehr geradlinig und deskriptiv, was mir auch nach wie vor ganz gut gefällt. In diesem Jahr versuche ich trotzdem etwas anderes.
Seit einiger Zeit lese ich immer wieder mal Haikus, am Liebsten von Basho. Eines Tages, als ich bei der Tierfotografie wieder mal stundenlange im Fotoversteck saß überlegte ich mir die ruhe und die besondere Stimmung in einen Haiku zu formen. Die ersten paar Haikus waren erstaunlich rasch geschrieben und seit damals beschreibe ich ab und an einen Gedanken, einen Ort oder ein Erlebnis mit einem japanischen Kurzgedicht. Was mir bei Haikus am besten gefällt, ist die kurze Struktur und den großen Raum für Interpretation. Liest man mit etwas Emotion oder Einfühlungsvermögen ein Haiku, so spielen sich eigene Welten vor dem inneren Auge ab und die Szene erwacht zum Leben. Vielleicht ist die Szene nicht genauso, wie sie der Verfasser oder die Verfasserin erlebt hat, aber das ist ja genau das Besondere daran.
Für den Kalender 2023 gibt es also keine kurzen Beschreibungen, sondern ein ganz individuelles Haiku, das ein Erlebnis oder ein Gefühl des Bildes wiedergibt. Eine etwas andere Art, diese besonderen Erlebnisse zu teilen.
Im aktuellen Beitrag, will ich euch den ersten Teil der Bilder vom Kalender zeigen und bereits etwas erläutern. Die Monate Juli bis Dezember folgen dann im nächsten Beitrag in einer Woche.
Jänner *blue river*
Das Sonnenlicht strahlt durch die immer dünner werdende Eisdecke und gibt dadurch nur die blauen Lichtwellen frei. Aus dem Inneren strömt ein kleiner Bach von Schmelzwasser weiter in die große Lagune und ins Meer. Heuet haben wir Glück, dass die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sind und das Wasser somit etwas fließt. Kaum zu glauben, dass wir tatsächlich (fast) auf Meeresniveau in einer Gletscherhöhle fotografieren. Das ist eines der großen Highlights der Island Fotoreise im Winter und ich bin sehr froh, dass ich diesen tollen Erlebnisse haben darf.
Februar *direct approach*
Ich spaziere gemütlich über die Hochebene im Dovrefjell und bin völlig alleine. Einige Zeit später treffe ich auf einen jungen schwedischen Fotografen und wir beschließen gemeinsam weiter zu ziehen. Wir setzten uns hin und beobachten die Herde von zehn Moschusochsen. Sie sind völlig entspannt und suchen Nahrung unter der leichten Schneedecke. Die Sonne strahlt in voller Kraft und der Wind ist intensiv, verbläst den Moschusochsen die Mähne und auch wir werden gut gekühlt. Unter blauem Himmel sitzend, erreichen uns die ersten Eiskugeln, die unsere Haut strahlen. Beim Blick zurück erkennen wir, was noch kommen soll. Eine weiße Walze verdeckt bereits die Berge und zieht in unsere Richtung. Vom strahlenden Sonnenschein wechselt die Stimmung innerhalb von wenigen Minuten auf absolutes Whiteout. Die Tiere bewegen sich gemächlich und ohne Eile, als ob sich nichts verändert hätte. Ein stattlicher männlicher Moschusochse spaziert gemütlich in unsere Richtung bevor er dann ca. 20 Meter vor uns die Richtung ändert und mit einem Artgenossen ein Kräftemessen eingeht.
März *light inside*
Die seltene Schachblume gibt es in der Natur nur mehr in zwei Gebieten von Österreich. Eines davon liegt im südlichen Burgenland und ein weiteres in der Steiermark. Obwohl die Schachblume, von manchen auch Schachbrettblume genannt, äußerst auffällig und schön ist, sieht man diese auf der Wiese nicht sofort. Sie fügt sich äußerst gut in die Vegetation der Frühlingswiese ein. Sobald die erste Blüte gefunden ist, entdeckt man weiter und immer mehr davon. Bei meinem letzten Besuch auf der steirischen Wiese hatte ich großes Glück, dass diese schöne Blüte von den letzten Sonnenstrahlen beleuchtet wurde. Ein schöner Moment mit dieser besonderen Pflanze.
April *highland smoke*
Ein weiterer fotografischer Höhepunkt in meiner Karriere war der Flug über das Hochland von Island. Ein Blick auf die farbenprächtigen Rhyolithberge nahe von Landmannalauga wird durch den Anblick von Oben noch zusätzlich potenziert. Meine Begeisterung lässt sich kaum in Worte fassen und die Bilder rufen diesen Moment immer wieder in meine Gedanken. Die heißen Quellen lassen Wasserdampf aufsteigen, wodurch die Bilder zusätzlich an Dramatik gewinnen und die Schneefelder strukturieren die Landschaft zunehmend. Glücklicherweise waren die Lichtverhältnisse sehr ideal für diese Landschaft, da die leichten Wolken einen starken Kontrast erzeugten. Der hintere Bereich ist beschattet und der Vordergrund wird vom schönen hervorgehoben.
Mai *calling kingfisher*
Noch weit vor Sonnenaufgang begab ich mich, noch halb schlafend, zum meinem Platz und setzte. Ich stellte meine Kamera aufs Stativ und passte die Einstellungen an. Jetzt hieß es warten. Plötzlich ein lautes Pfeifen, das sich schnell näherte und wenige Meter entfernt vorbeizog. Das war der erste Eisvogel des Tages, jetzt war ich munter. Meine Augen beobachteten die Umgebung ganz ruhig und genau, denn ich wusste, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis der erste Vogel zurückkehren würde. Wenige Minuten später nahm die Dame des Hauses auf dem Ast Platz. Langsam bewegte ich meine Kamera um sie zu fotografieren, schnell ein paar Aufnahmen im Hochformat und nachdem sie ihren Partner gerufen hatte, flog sie wieder weiter. Ich konnte sie an diesem Tag noch mehrmals beobachten und fotografieren, doch der Hintergrund in dieser Aufnahme gefällt mir am Besten.
Juni *curious cub*
Spät in der Nacht taucht die Bärenmama aus dem Wald auf und ihr Blick streift über die Landschaft. Sie ist sehr achtsam und will die Lage in Ordnung wissen, bevor sie mit den kleinen Bärchen über die halboffene Fläche streift. Es gibt hier weniger Bäume, die als Schutz dienen würden und einige ausgewachsene Männchen, die gefährlich werden könnten. Auch die beiden Jungtiere bewegen sich vorsichtig und gehen teilweise auf zwei Beinen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Die Familie kommt ziemlich nahe an meinem Versteck vorbei und ich kann diesen kleinen Bären beobachten, wie er mit dem Wollgras spielt und eines davon abreißt und frisst. Innerlich muss ich lachen, über die Neugier und die verspielte Art von Jungtieren. Unterbewusst ziehe ich die Parallele zwischen Menschenkindern und merke wie schön das ist, dass die kleinen Bären ihre Umgebung erkunden und ausprobieren dürfen.
Diese kleinen Geschichten und Erläuterungen finden sich in den Haikus wieder. An diese Erlebnisse und Momente habe ich beim Verfassen gedacht. Inspiriert von der Natur und wunderschönen Erlebnissen, die ich zum Teil auf Fotoreisen erleben durfte. Wenn du gerne auch einen Kalender fürs kommende Jahr haben möchtest, dann freue ich mich über dein Interesse.