Wie du durch persönliche Projekte besser wirst
Ein fotografisches Projekt kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben und auch im Umfang sehr stark variieren. Wie dir ein persönliches Projekt helfen kann und warum das eine gute Idee sein kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Meiner Meinung nach ist die Fotografie sehr schnelllebig, was durch die sozialen Netzwerke in den letzten Jahren noch intensiver geworden ist. Es ist sehr leicht der Fall, dass man sich von der Bilderflut und den magischen Orten im Netzt überwältigen und demotivieren lässt. Damit das nicht so schnell oder eben überhaupt nicht passiert, hilft ein persönliches Fotoprojekt sehr. Ich habe meistens verschiedene kleine bzw. größere Projekte zugleich und somit gibt es immer etwas, wofür ich mich motivieren kann und das ich umsetzen möchte. Welches Projekt zu welchem Zeitpunkt verfolgt wird, hat unterschiedliche Gründe. Da die Natur immer eine zentrale Rolle in meiner Arbeit spielt, sind meine Projekte automatisch einem jahreszeitlichen und vegetativen Wandel unterworfen. Manche davon sind jedoch eher gestalterisch und beziehen sich auf eine konkrete Technik.
Wie kann ein fotografisches Projekt aussehen?
Ein fotografisches Projekt in der Tierfotografie könnte zum Beispiel eine Art sein, die es in der heimischen Umgebung gibt und die du immer schon mal schön fotografieren wolltest. Nehmen wir als Beispiel die heimische Wasseramsel, die glücklicherweise durch die steigende Wasserqualität in den Bächen wieder eine weite Verbreitung erfahren hat. In diesem Fall mache ich mich mit dem Tier selbst vertraut und versuche, in Büchern und im Internet über den Vogel zu lesen und Informationen zu finden. Zusätzlich präge ich mir die Geräusche, die ein Tier macht, sehr genau ein, damit ich diese bei schnellem Vorbeifliegen erkennen kann und auch dann, wenn ich das Tier gar nicht sehe. Nach der Recherche bekomme ich meist schon einen gewissen Eindruck, wo und wie ich dieses Tier in der Natur finden kann. Bei Wasseramseln ist ein sehr typisches Zeichen der Kot auf den Steinen, die im Bachbett aus dem Wasser ragen. Diese Steine verwenden die Wasseramseln als Ansitz. Wenn ich jetzt noch viel Geduld und Zeit mitbringe und mehrere Tage an diesen Ort zurückkehre, dann ist die Wahrscheinlichkeit schon relativ groß, dass ich Bilder aufnehmen kann, die mir gefallen. In der Tierfotografie entwickeln sich die Projekte und deren Einzelheiten meist sehr dynamisch und ich sehe erst was möglich ist, wenn ich mitten drin bin.
Projekte in der Landschaftsfotografie sind da etwas anders. Manchmal habe ich Ideen, die ich mit einem bestimmten Element umsetzen möchte, wie zum Beispiel Wasser, und andere Projekte sind eher auf eine Technik ausgerichtet. Manche Projekte laufen schon seit vielen Jahren und immer wieder sammle ich neue Teile dazu. Beispielsweise ist eines dieser Themen an denen ich schon lange arbeite eine schöne Sammlung aus ICM-Bildern unterschiedlichster Naturszenen. Die Meisten sind als Einzelbilder aufgenommen, doch manchmal experimentiere ich auch mit Mehrfachbelichtungen und anderen Techniken um eine Abstrahierung und Vereinfachung der Szene zu erhalten.
Ein weiteres Projekt ist das Thema Wasser. Ich liebe Wasser und es fasziniert mich fotografisch einfach endlos. Mit Bewegung oder ohne, es besitzt eine so abwechslungsreiche Anmut, die mich seit Jahren fesselt. Stundenlange könnte ich die kleinen, tanzenden Formen auf einem sanft bewegten Wasser beobachten oder auch die großen Wellen, die donnernd auf dem Strand aufschlagen. Mit jeder Änderung der Szene ändert sich auch die Farbe. Unterschiedliche Reflexionen bilden sich im Wasser ab und teilweise blicken wir unter die Oberfläche. Tauchen wir in das kühle Nass ein, wird der Anblick noch spannender und ungewohnter. Mit dieser endlosen Möglichkeit der Abwandlung hat mich das Element Wasser vor Jahren in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen. Seit Jänner 2018 habe ich mir dieses Element als bewusstes Ziel meines fotografischen Interesses gesetzt und mit jedem neuen Motiv und jeder neuen Idee entdecke ich immer weitere Möglichkeiten und Motivideen.
Doch was soll aus so einem Projekt werden?
Ob du für dein Projekt bereits zu Beginn einen konkreten Plan ausarbeiten möchtest und ob du genau festlegen möchtest, ob und was du daraus machen willst, ist dir selbst überlassen. Das hängt sehr stark von deinem eigenen Verlangen nach Struktur ab, doch am Ende könnte beispielsweise eine kleine Bilderserie stehen, die schön präsentiert wird. Mit einem wohl überlegten Titel und einer kleiner Erklärung dazu ergibt ein solches Projekt auch eine hervorragendes Fotobuch, welches in gesammelter Form im heimischen Regal einen Ehrenplatz findet. Kommen wieder mal ein paar liebe Menschen vorbei, hat man auch gleich etwas Eindrucksvolles zu zeigen.
Bei mir ist das Glück sogar noch etwas größer und ich darf mit meinem Wasserprojekt ein ganzes Buch füllen und Erklärungen dazu abgeben. Mit dem dpunkt Verlag darf ich ein wunderbares Werk verwirklichen, das sich genau diesem Projekt widmet. Hätte ich mich vor einigen Jahren nicht dazu entschieden, meinen Fokus auf dieses Thema zu legen und eine Bilderflut unterschiedlicher Orte davon anzufertigen, hätte ich einerseits nicht die Idee dazu gehabt und andererseits vielleicht auch nicht die Bilder. Wie es der Zufall will, hat jedoch alles gut geklappt und das Werk ist schon sehr weit fortgeschritten.
Wenn du für deine Projekte Themen suchst, sei nicht zu streng und mach dir keinen zu großen Erfolgsdruck. Was aus dem Projekt wird, stellt sich oft erst während der Durchführung heraus. Und wenn das Projekt im schlimmsten Fall wieder verworfen wird, dann hast du vermutlich trotzdem einiges dabei gelernt und deine eigene Fotografie ein großes Stück weiterentwickelt.