Die Landschaft im Licht – mit Kreativität inszeniert
Blickt man ausschließlich auf die Fakten, so meint man, die Zeit auf der Insel recht kurz halten zu können: Die Fläche der Insel betrögt nämlich lediglich 20 km² und es leben etwa 3.000 Menschen dort. Die Landschaft ist stark geprägt von Wind und Wetter.
Mein Blick auf die Insel
Obwohl die Insel doch relativ überschaubar ist, ist sie wunderschön. Noch nie war ich an einem so endlos erscheinenden, weichen Sandstrand. Direkt angrenzend liegen die Dünen, die für die Inseln und deren Fortbestand sehr wichtig sind. Durch die angehäuften Sanddünen ist ein natürlicher Wall entstanden, der die Insel vor Sturzfluten und Jahrhundertwetter schützt. Außerdem sind die Dünen mit Dünengras und weiter im Landesinneren mit Heidekraut bewachsen, was für zusätzliche Stabilität sorgt. Es gibt nur wenige Wege durch diese Dünenlandschaft und man bewegt sich mit Bedacht. Auch die malerischen Orte der Insel ziehen den Blick auf sich. Die kleinen Häuser sind häufig mit Reed gedeckt und man fühlt sich wie in einem Freilichtmuseum. Vorzügliche Bäckereien, Kunsthandwerk und gepflegte Ferienhäuser finden sich in dieser traditionellen Architektur wieder.
Abstrakte Natur auf Amrum
Besucht man einen Ort, hört man neue Geräusche, riecht neue Gerüche und bekommt neue Eindrücke. In vielen Facetten hat man gewisse Dinge bereits an ähnlichen Orten erlebt und wahrgenommen, doch es gibt auch einige neue Aspekte. Wenn ich eine neue Insel oder Region besuche, versuche ich mir die ähnlichen und die unterschiedlichen Facetten bewusst zu machen. An nahezu jedem Ort ist das Licht anders oder wird zumindest anders reflektiert. Wind und Wetter präsentieren sich in einer speziellen Art und Weise und runden das individuelle Empfinden an diesem Ort ab.
Kreativität – bewusst oder unbewusst
Die eigene Kreativität wird bewusst sowie unterbewusst gesteuert. Jede Künstlerin und jeder Künstler hat Phasen größerer und geringerer Kreativität. Manchmal kann man durch das Achten auf kleine Dinge oder das bewusste Setzen eines Fokus seine Kreativität ankurbeln. Doch das funktioniert nicht immer (zumindest bei mir;-)).
Meine eigene Kreativität hängt von vielen Faktoren ab. Jede Gefühlsregung in meinem Körper steuert meine kreativen Ausprägungen und das Endresultat meiner Bilder. Ist mir kalt oder bin ich müde, fühle ich mich von anderen Menschen in der Umgebung beobachtet, spricht mich das Motiv an? All diese Dinge beeinflussen meine kreativen Ideen. Und wenn sich manchmal einfach kein ansprechendes Bild finden will, dann beobachte ich. Ich schaue auf‘s Meer, den Sand, den Wind und lasse den Ort für eine Weile auf mich wirken. Nach einiger Zeit folge ich meiner Intuition, schnappe meine Kamera und bewege mich in die Richtung, in der ich fotografisches Potenzial erkennen konnte.
Geschliffener Sand und bewegtes Wasser
Anders als die andauernden Bewegungen im Meer bildet der Sand das statische Gegengewicht dazu. Bei extremen Wetterbedingungen nähern sich die beiden Elemente jedoch einander an. In solchen Momenten wird die Entstehung der kunstvollen Strukturen im Sand plötzlich nachvollziehbar. Störelemente wie Fußspuren werden buchstäblich vom Winde verweht und das gewünschte Motiv offenbart sich.
Die Sandbilder
Bei den spannenden Formen im Sand sind die Möglichkeiten nahezu endlos. Feine Formen im weichen Sand wirken bei Trockenheit vollkommen anders als die markanten Linien, die durch starke Winde in Kombination mit Regen entstehen. Zusätzlich zu den Sandstrukturen, die durch die bewegte Luft entstanden sind, werden durch das Wasser – die Wechselwirkung zwischen Ebbe und Flut – eigene Formen im Sand gezeichnet. Unendlich viele kleine Motive lassen sich elegant und ästhetisch inszenieren. Doch nicht nur die Entstehung der Formen ist von großer Bedeutung, auch die Beleuchtung verändert den Anblick deutlich. Bei grellem Tageslicht in der Mittagszeit werden die Reflexionen im feuchten Sand deutlich und die Schatten stark ausgeprägt. Ist der Himmel bewölkt, so finden sich durch die unterschiedlichen Sandfarben markante Motive. Die Möglichkeiten sind tatsächlich unendlich.
Das Wasser in Szene setzen
Sieht man vor lauter Struktur keine kunstvollen Formen mehr, so ist es vielleicht Zeit, sich dem Thema Wasser zu widmen. Wasser bewegt sich am Meer ständig und ist einmal kraftvoll und furchteinflößend und ein anderes Mal sanft und beruhigend. Jeder kennt die wunderschönen Bilder menschenleerer Strände. Ewige Weiten zeigen die Schönheit der Welt am Wasser. Abseits dieser Postkartenmotive liegt die Welt der bewegten Wasserbilder. Viele von euch kennen vermutlich den Namen „ICM“ bereits. ICM steht für „intentional camera movement“: Wir bewegen unsere Kamera bewusst, um die Landschaft zu reduzieren und das unbedingt Notwendige erkennbar zu lassen. Man fotografiert Gefühle und eine persönliche Wirkung.
Ich habe in dieser Wasserserie versucht, die Wellen in ihrer Bewegung einzufangen und mit Dynamik zu überlagern. Damit wird ein Bindeglied zwischen Ruhe und Turbulenz geschaffen. Dramatisch genug, um Spannung und Interesse zu erzeugen und statisch genug, um einen beruhigenden Anblick zu vermitteln. Mit der passenden Farbbalance werden die Bilder gefühlsmäßig abgerundet.