Ende Mai bei den Braunbären
>> Ich packe mein Fotoequipment in den Rucksack. Eine Kamera mit dem 70-200 und die andere mit dem 150-600 montiert. Zusätzlich habe ich noch zwei Kugelköpfe zur Montage in den Hides mit. Um sicher zu gehen, habe ich gleich 7 Ersatzakkus mit und für alle Fälle noch eine Powerbank, um Handy und Akkus zu laden. Eine dünne Jacke kann auch Ende Mai nicht schaden, wenn man längere Zeit nahezu regungslos sitzt. Ich fahre zum Treffpunkt und es gibt vor der Beobachtung noch ein ausgedehntes Mittagessen. Nach dem Essen steigt meine Aufregung: Werde ich Bären sehen? Wie viele Bären? Alte oder junge Bären? Bärenmamas mit Jungen? Es ist meine erste Bärenbeobachtung und ich bin etwas nervös. Wir bekommen eine Einweisung über das Verhalten in den Hides und starten mit den Autos. Wir parken die Fahrzeuge im Wald und machen uns zu Fuß auf in Richtung Hides. Leise schreiten wir bergauf entlang der Wege. Es ist komplett ruhig und man hört nur die leisen Schritte. Der Puls steigt nicht nur durch den Aufstieg. Wir sehen die ersten Bärenspuren im noch nassen Waldboden…
Ich montiere meine Kameras so rasch wie möglich an den vorgefertigten Plätzen und überblicke gespannt das Gelände. Wo bzw. wann wird der erste Bär auftauchen? Wird überhaupt ein Bär vorbeikommen? Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich kontrolliere die Einstellungen auf meiner Kamera mehrfach und warte aufgeregt. Die ersten Tiere lassen sich blicken und ich mache lautlos die ersten Bilder von einem Eichelhäher. Ich will die aufmerksamen Vögel nicht aufschrecken. Plötzlich fliegen die Vögel auf und die ersten beiden Bären kommen auf die Lichtung. Ich fotografiere erst lautlos im LiveView und später versuche ich einige normale Aufnahmen. So ein besonderer Moment und das Licht ist auch ausgezeichnet! Das Glück ist uns an diesem Tag hold und wir können gleich sechs unterschiedliche Bären beobachten. Alle Bären waren etwas kleiner und jünger. Sie sind sehr aufmerksam und reagieren auf die kleinste Veränderung. Fünf Stunden und ca. 1.500 Fotos später werden wir vom Guide wieder bei den kleinen Hütten abgeholt und kehren voller Aufregung zurück zum Gasthof. Beim Abendessen tauschen wir unsere Eindrücke und Erlebnisse aus. Schon jetzt können wir es kaum erwarten, morgen wieder auf Beobachtungstour zu gehen!<<
Du hast auch Lust bekommen die Braunbären durch deine eigene Kamera zu beobachten?
Wo wohnen die Braunbären?
Kurz gesagt: Im Wald.
Genauer gesagt brauchen die Tiere große und vor allem störungsfreie Gebiete., denn ausgewachsene Braunbären haben ein Revier zwischen 100 und teilweise sogar 1.000 Quadratkilometern. Das hängt sehr stark vom Nahrungsangebot ab: In Gebieten mit reichem Nahrungsangebot müssen die Bären nicht so weit umherziehen. Diese Anforderung an den Lebensraum macht es den Braunbären schwer, geeignete Gebiete zu finden und sich wohl zu fühlen. Der Mensch zerstört immer weitere Gebiete und zerschneidet die Wälder stark. Man schätzt den aktuellen Bestand der Braunbären auf ca. 17.000 Exemplare in Europa. In Deutschland und Österreich gibt es durch Jagd und Zersiedelung seit Anfang des 19. Jahrhunderts keine Bären mehr. Eine leider zu kurze Ausnahme davon war zum Beispiel der “Problembär” Bruno im Jahr 2006.
Die Sinne der Braunbären
Der Geruchsinn und das Gehör der Braunbären sind überaus gut entwickelt und somit vermuten die Forscher*innen, dass der Sehsinn eine eher untergeordnete Rolle spielt. Bewegungen können sie, wie die meisten Waldtiere, sehr gut erkennen.
Den Geruch von Aas erschnuppern sie mit ihrem feinen Geruchsinn sogar aus mehreren Kilometern Entfernung.
Was essen die Braunbären eigentlich?
Menschen! Nein, Scherz!
Bären sind Allesfresser: Sie ernähren sich von Beeren, Früchten, Insekten, Kleinstlebewesen, Wildtieren und deren Aas.
Zum größten Teil leben Bären allerdings vegetarisch, denn zu 80 % ernähren sie sich von Baumrinde, Wurzeln, Blätter, Nüsse, Pilzen und Beeren. Der Rest wird mit Fleisch, Fisch und Aas aufgefüllt. Selbst jagen sieht man Bären allerdings selten. Meist verspeisen sie Aas, das sie im Wald finden oder die Beute anderer Tiere, welche sie ihnen durch ihr imposantes Auftreten abspenstig gemacht haben.
Was tun, wenn ein Bär in die Nähe kommt?
Am besten schnell weglaufen, wenn du gefressen werden willst 😉
Bei einer überraschenden Begegnung mit einem Braunbären ist die erste Reaktion ein ruhiger Rückzug. Der Bär wird dabei immer im Auge behalten und man sollte auch ruhig sprechen, um dem Bären zu signalisieren, dass man ihn nicht bedrohen will. Sieht man den Bären von weiter weg, empfiehlt es sich, lauter zu sprechen, sodass man gehört wird und das Tier in Ruhe verschwinden kann.
Sollte man blöderweise wirklich viel zu nahe sein und der Bär seinen Kopf senken, ist das kein sehr gutes Zeichen. Der erste Angriff ist jedoch meist nur ein Scheinangriff. Der Bär stürmt auf dich zu und hält auf halber Strecke. Spätestens jetzt solltest du langsam und ruhig den Rücktritt angetreten haben. Ist das nicht gut möglich, bleibt als letzter Ausweg auf den Boden legen und die Hände in den Nacken zu legen – also abwarten, bis der Bär weg ist.
Wenn eine Bärenmama sich bedrängt fühlt, ist das ganz ungünstig. Bärenmütter sind häufig gestresst und ihr Verhalten ist schwer einzuschätzen. Beim Wandern im Wald sollte man in Bärengebieten deshalb nicht zu leise unterwegs sein. Also gerne miteinander sprechen und auf sich aufmerksam machen. Dann haben alle Tiere genügend Zeit, ohne Stress in Deckung zu gehen.
Bären beobachten, ist das OK?
Die Beobachtung der Bären findet aus sogenannten Hides, den Beobachtungshütten, statt. Aus einer kleinen, geschützten Holzhütte blicken wir auf die Bären und können diese beobachten und fotografieren. Doch wieso kommen die überhaupt in die Nähe der Hütten? Ganz einfach, sie werden mit kleinen Leckerbissen angelockt. In Slowenien bekommen sie ein paar Hände voll Maiskörner. Dafür bleiben sie im Wald und gehen seltener in die kleinen Dörfer und Städtchen. Generell gibt es in Slowenien sehr selten Probleme mit Bären. Stromzäune um die Gärten und Weiden reichen völlig aus.
Schon gewusst?
In kleinen Land Slowenien herrscht die höchste Bärendichte in ganz Europa. Der Braunbär, Ursus Arctos, kommt hier in großer Zahl vor: Man schätzt den Bestand hier auf über 700 Individuen.
In Finnland findet man das größte Landraubtier nur ca. 1.200 mal – und Finnland ist aber flächenmäßig 17 mal größer als Slowenien! Auch in Finnland gibt es 2021 Fotoreisen für die Bärenbeobachtung. Hier gibt es dazu weitere Infos und Bilder:
Wenn du die Braunbären lieber nicht so nahe kommen möchtest gibt es auch die Möglichkeit von limitierten Wandbildern.