Schönheit des bewegten Wassers
Die Oberfläche eines Sees spiegelt die umliegende Landschaft in meisterhafter Präzision und Akribie, doch schon ein sanfter Windstoß oder ein Insekt können diese Perfektion beeinträchtigen. Manchmal ist es jedoch äußerst zuträglich, die Wasseroberfläche in Bewegung zu versetzen um eine interessante Abstraktion zu erhalten. Diese Abstraktion kann unterschiedliche Formen und gestalten annehmen. Außerdem ist diese Motivwelt nicht so sehr von der Tageszeit und den äußeren Bedingungen abhängig. Bei Regen entstehen mehr Wellen und Tropfen, die auf eine stehende Wasseroberfläche treffen. Je nach reflektiertem Bereich, treten hier sehr interessante Effekte auf und die Details in den einzelnen Tropfen können sehr bestechend sein.
Nicht die Location, sondern das Motiv
Als ich vor einigen Jahren mehr und Mehr Fokus auf meine Bildqualität gelegt habe und mich in Richtung Berufsfotografie entwickelt habe, war ein schönes Morgenrot und dramatisch gefärbter Himmel mein Wunschmotiv und ich habe besonders diese Tagesrandzeiten bevorzugt. Details haben mich seit Anfang an begeistert und gehörten zu meinen Lieblingsmotiven. Heute heißen diese kleinen Welten „Intimate Landscapes“ oder so… Bei diesen kleinen Ausschnitten ist eine gewisse Abstraktion von Vorteil, denn dadurch kann Interesse geweckt werden, indem man nicht sofort erkennt, worum es in diesem Bild geht. Es ist nicht auf den ersten Blick deutlich erkennbar, was das Abgebildete darstellen soll. Diese verlängerte Auseinandersetzung während der Betrachtung führt dazu, dass die Rezipient*innen mehr Gedanken für die Technik und das dahinterstehende Motiv aufwenden. Je länger wir ein Bild betrachten umso stärker fühlen wir uns ein und umso genauer gehen wir dem Motiv auf den Grund. Wir fragen uns, wie die Aufnahme entstanden ist, welche Lichtsituation es gegeben haben könnte und ob es sich um eine Einzelaufnahme, eine Mehrfachbelichtung o.Ä. handelt.
Gespiegelte Wasserflächen
Besonders bei der Kombination zwischen Spiegelung und Bewegung konnte ich in den letzten Monaten einige Bilder aufnehmen, die auf den ersten Blick gar nicht klar ersteinen. Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass der Aufbau solcher Bilder klar genug sein muss, um ein grundsätzliches Interesse zu wecken. Fällt dieser Punkt weg, dann ist die Aufnahme einfach nur uninteressant. Die Betrachtenden sollten zumindest das Bedürfnis verspüren, mehr über das Bild wissen zu wollen. Es genügen hierbei natürlich auch unbewusste Fragestellungen und Neugierde. Der Aufwand, das Bild erforschen zu wollen soll also keine Hürde darstellen.
Dieses Bild entstand direkt so in der Kamera bei den scheinbar ungünstigsten Bedingungen für Naturfotografie. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Für Reflexionen in der Wasseroberfläche und schöne punktuelle Lichtreflexe sind diese Rahmenbedingungen jedoch Voraussetzung. Also habe ich ein Objektiv gewählt, welches möglichst angenehme Eigenschaften für diese Art von Fotografie hat. Um die Lichtkreise groß darstellen zu können ist eine lichtstarke Linse von großem Vorteil und zusätzlich dazu sollte die Brennweite etwas länger sein. Neben diesen beiden Parametern spielt auch noch die Naheinstellgrenze des Objektivs eine große Rolle. Je näher wir unserem Motiv rücken können, umso besser lässt sich dieser Effekt erzielen und umso größer werden die Lichtkugeln. Hier habe ich mich für eine etwas größere Entfernung entschieden, um Reflexe zu erhalten, die sich dem Laubwerk möglichst schön einfügen und ein Teil davon werden.
Weitere Spielarten
Ein Makroobjektiv lässt sich ebenso wunderbar für dies tanzenden Lichter einsetzen, wie ein Telezoom mit geringer Naheinstellgrenze. Wenn die Lichtpunkte unbewegt sind, macht die Verlängerung der Belichtungszeit keinen großen Unterschied. Handelt es sich jedoch um eine leicht bewegte Wasseroberfläche, so tanzen die Lichter wie Wild über die Oberfläche und lassen wunderschöne Zeichnungen entstehen. Diese Zeichnungen können wir nun als vergängliche und zufällige Ergänzung zu unserem Hauptmotiv einsetzen oder selbst als Hauptmotiv erstrahlen. Egal, wie wir diesen Effekt einsetzen, es macht einfach Spaß, sich damit zu beschäftigen.
Besonders bei diesen kleinen Dingen, ist die Zeit sofort bei mir vergessen. Stundenlang richte ich meinen Blick auf winzige Lacken, Rinnsale oder kleinen Bächen um diese Effekte zu finden. Erst unlängst war ich in einer gigantischen Berglandschaft unterwegs, in der ich dann viel Zeit aufgewendet habe um dann doch nur einen kleinen Ausschnitt der Wasseroberfläche zu fotografieren. Tja, so ist das eben. Den großen, offensichtlichen Bildausschnitt zu finden ist deutlich einfacher und für mich etwas weniger meditativ. Die eigenen Vorlieben und ästhetischen Vorlieben dürfen sich jedoch gerne über die Zeit verändern und anpassen.